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WÜRZBURG: Der lange und teure Weg zum neuen Ratskeller

WÜRZBURG

Der lange und teure Weg zum neuen Ratskeller

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    Hier bedient der Chef: Ratskeller-Wirt Kurt Schubert (rechts) mit Gästen in der neugestalteten Ratsstube. Ende Januar soll die Wiedereröffnung der generalsanierten Gaststätte gefeiert werden.
    Hier bedient der Chef: Ratskeller-Wirt Kurt Schubert (rechts) mit Gästen in der neugestalteten Ratsstube. Ende Januar soll die Wiedereröffnung der generalsanierten Gaststätte gefeiert werden. Foto: Foto: Theresa Müller

    Für den Ratskeller im Grafeneckart war 2011 ein besonderes Jahr. Ab 1. Januar für achteinhalb Monate geschlossen, erhielt das fast 100 Jahre alte Lokal eine optische und technische Runderneuerung. Schon seit Wochen in Betrieb, wird die Wiedereröffnung erst Ende Januar gefeiert, wenn die letzten Arbeiten an der komplizierten wie teuren Baustelle erledigt sind, erklärt Wirt Kurt Schubert.

    Die Gaststätte ist der Stadt lieb und vor allem teuer: Rund 2,6 Millionen hat die Generalsanierung des Restaurants mit seinen 300 Sitzplätzen und elf Gaststuben gekostet. Herausgekommen ist ein „schönes Lokal mit großartiger Optik“, begeistert sich Schubert. Begleitet wurde die Baustelle indes von stark gestiegenen Kosten, einem Architektenwechsel, einer äußerst zurückhaltenden Informationspolitik der Stadt, die für zahlreiche Gerüchte sorgte und einem fehlgeschlagenen neuen Pächterkonzept.

    So hatte Klaus Walther, Geschäftsführer beim Stadtbetrieb Congress Tourismus Wirtschaft (CTW) noch im Sommer von einer „Tandemlösung“ gesprochen: Kurt Schubert, seit 18 Jahren Pächter, sollte Seit an Seit mit der Distelhäuser Brauerei das Lokal führen. Doch die langen Verhandlungen brachten nicht das gewünschte Ergebnis: Die Distelhäuser zog zurück. Rathaussprecher Christian Weiß und Schubert zu den Gründen: „Man hat sich über Kompetenzzuständigkeiten nicht einigen können.“ Eine Abgrenzung der einzelnen Bereiche sei zu schwierig.

    Pachtvertrag bis 2018

    Schubert, dessen aktueller Pachtvertrag mit der Stadt bis 2018 läuft, dementiert, dass er als Unterpächter der Distelhäuser hätte unterschreiben sollen. Die Brauerei äußert sich nicht zu fehlgeschlagenen Vertragsverhandlungen. An der Bierfrage ist das Konzept laut Weiß und Schubert nicht gescheitert. Der avisierte Co-Pächter Distelhäuser hätte auch Hofbräu-Bier im Angebot akzeptiert. Dieses wird jetzt ebenso ausgeschenkt wie der Gerstensaft aus Distelhausen sowie Landbier von Winklerbräu aus Lengenfeld.

    Die Idee, die Distelhäuser ins Boot zu holen, hatte laut Walther praktische wie wirtschaftliche Gründe. Mit dem Neustart nach der Generalsanierung wollte man einen Partner für die nächsten 30 Jahre, nachdem der 56-jährige Schubert den Ratskeller nicht mehr länger als zehn Jahre betreiben möchte. Dann wäre der Übergang fließender gewesen und die Stadt hätte nicht einen neuen Wirt suchen müssen. Das Modell ist fürs erste beerdigt. „Momentan suchen wir nicht nach einem Co-Pächter“, erklärt Weiß.

    Der Absprung der Distelhäuser Brauerei erhöht die Investition der Stadt um 700 000 Euro für die Inneneinrichtung. Denn diese hätte der neue Co-Pächter finanzieren sollen. Die Investition soll nun über eine höhere Pacht refinanziert werden. Bislang zahlt Schubert pro Jahr 82 000 Euro Grundpacht plus einem umsatzabhängigem Anteil.

    Das Gerücht, wonach ihm die Stadt während der Betriebsschließung monatlich ein größeres fünfstelliges Ausfallhonorar gezahlt habe, wird vom Rathaus dementiert. Städtisches Geld habe es nur für die zweieinhalb Monate gegeben, um die die kalkulierte Bauphase von sechs Monaten überschritten wurde. Da die Betriebsschließung länger als geplant dauerte, seien Schubert Kosten entstanden. Während der Betriebsschließung arbeiteten die meisten der Angestellten bei anderen Betrieben oder bezogen Geld von der Agentur für Arbeit. Im großen und ganzen ist jetzt das Ratskeller-Team wieder das alte: Mit 40 Festangestellten und rund 30 Aushilfen.

    Dass die Neugestaltung um mehrere hunderttausend Euro teurer als geplant ausfällt, begründet das Rathaus mit technischen Erfordernissen und Restaurierungsmaßnahmen, die erst in der Bauphase als nötig erkannt wurden. Dass der ursprüngliche Kostenansatz „nur“ 1,3 Millionen betragen habe, wird dementiert. Diese Summe wurde allerdings mehrmals publiziert, ohne dass das Rathaus widersprochen hätte.

    Architektenwettbewerb war Flop

    Eine Fehlinvestition waren die 55 000 Euro für den Architektenwettbewerb, da man den Entwurf des Wettbewerbssiegers nicht verwirklichte. Laut Stadt sei dieser zu teuer gewesen, was der Architekt bestreitet. Es ist aber auch zu hören, die Pläne seien für den Gaststättenbetrieb nicht bedarfsgerecht gewesen. Das Preisgericht habe weniger auf die Funktion als die Architektur geachtet.

    Das diese trotz anfänglicher Gewöhnungsprobleme rundum gelungen ist, bekommt Schubert täglich von vielen Gästen zu hören. So wurde nach den Entwürfen von Architekt Roland Breunig (Zell) unter anderem die große Ratsstube „entschlackt“ und heller, die gotische Kapelle umgestaltet. Ungetastet blieben Schiestl-Stube und Lenz-Laube. Die Freilegung historischer Mauerelemente und Torbögen hat Zeit und Geld gekostet, doch spiegelt nun der Gang durch die Gaststuben mit ihren unterschiedlichen Entstehungszeiten und Baustilen ein Stück Stadtgeschichte wider.

    Die Optik ist nicht alles: Viel neues Inventar, eine neue Küche, eine neue Installation sowie weitgehende Barrierefreiheit kommen dem Wunsch von Oberbürgermeister Georg Rosenthal entgegen, „die gute Stube der Stadt zur ersten Adresse zu machen“.

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