Man muss nichts drauf geben, wenn ein Politiker einen Parteifreund lobpreist; das gehört zum Geschäft: Lob ich dich, unterstützt du mich. Als der Georg Schmid, der Fraktionschef der Landtags-CSU, im Juli 2008 zu seinem Würzburger Parteivolk sprach, „ihr könnt euch glücklich schätzen, dass ihr in euren Reihen einen Mann wie Manfred Ach habt. Der hat für eure Heimat, für eure Region viel geleistet“, war das anders.
Ach, der Vorsitzende des Ausschusses für Staatshaushalt und Finanzfragen im Bayerischen Landtag, stand da kurz vor dem Ende seiner politischen Laufbahn. Nach 14 Jahren als Landtagsabgeordneter der CSU kandidierte er nicht mehr für die Wahl im September 2008. 68-jährig, machte er Feierabend.
Jetzt hat der Politiker im Ruhestand seinen 70. Geburtstag gefeiert, reich beschenkt und vieldutzendfach beglückwünscht. Er freute sich über die Zuwendung und staunte. Er hatte nicht vermutet, dass so viele an ihn denken.
Schmids Lobpreisen war kein parteipolitisches Geschwätz. Die Leute, die ihm lauschten, wussten das womöglich besser als er selbst.
Ach, gebürtig aus Ansbach, war einer der mächtigsten Männer im Freistaat. 14 Jahre lang war er Mitglied des Haushaltsausschusses, fünf Jahre lang als Chef. Beschlüsse über die Verwendung von 350 bis 400 Milliarden Euro, schätzt er, sind über seinen Schreibtisch gegangen. Er war der Lenker im Hintergrund, ein im Münchner Politkosmos fast unsichtbarer Strippenzieher. Ach war der, um dessen Gunst selbst Kurt Faltlhauser, der Finanzminister mit dem Hang zu barocker Selbstherrlichkeit rang. 2005 sprach Faltlhauser bei einer Gelegenheit in Veitshöchheim von einer Kumpanei mit Ach, den Mann, der ihn kontrollierte.
Schwer zu sagen, ob er sich Ach mit Schmeicheleien gewogen machen konnte. In Sachen Finanzen war der Margetshöchheimer ein nüchterner Rechner.
Auf seine frühere Macht angesprochen, reagiert Ach noch immer mit Unbehagen – als habe er nicht mächtig sein wollen oder als wolle er sich dafür entschuldigen. Er sagt: „Ich habe Macht nie so ausgeübt, wie ich sie hätte ausüben können.“ Sachlich habe er arbeiten und entscheiden wollen, „ohne Polemik und Aufhebens“, und nie habe er mehr versprochen, als dass er sich bemühen werde.
Im Verein mit Barbara Stamm und Walter Eykmann leitete er viele hundert Millionen Euro ins Unterfränkische, vor allem in den Ausbau des Universitätsklinikums. Er behauptet nicht, so neutral gewesen zu sein, dass er seine Möglichkeiten für seine Heimat nicht nutzte.
Locker, unbeschwert und frei
Achs Nüchternheit ist an Zahl und Euro gebunden, beim Thema Heimat fällt sie von ihm ab. Der Milliardenmann liebt und engagierte sich für Wein, Rassegeflügel, Obstanbau, Landwirtschaft und Blasmusik, fränkische Landschaft, fränkische Kunst und fränkische Architektur. Heimat, Familie und Freunde, die Gegend, der Dialekt bedeuten ihm beinahe alles, aber die Welt sehen will er auch.
Ach fühlt sich fit, er macht große Spaziergänge, liest viel und reist, er wird oft eingeladen von Leuten, für die er, sagt er, „vielleicht was Positives bewirken konnte“. Einladungen nimmt er an, wenn er Zeit und Lust hat. So tief verwurzelt ist der einst Mächtige, dass man ihm glauben mag, wenn er sagt, er vermisse die Politik nicht. „Wenn ich in Margetshöchheim bin“, sagte er an seinem 70. Geburtstag, „fühle ich mich so, wie ich sein will: locker, unbeschwert und ziemlich frei.“