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WÜRZBURG: Der neue Herr im Stadtarchiv

WÜRZBURG

Der neue Herr im Stadtarchiv

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    Luxuriös ausgestaltete Bildtafeln: Das Silberne Ratsbuch fasziniert den neuen Stadtarchivleiter Axel Metz.
    Luxuriös ausgestaltete Bildtafeln: Das Silberne Ratsbuch fasziniert den neuen Stadtarchivleiter Axel Metz. Foto: FOTO Pat Christ

    Im unteren Stockwerk des Stadtarchivs dreht Axel Metz am schwarzen Rad des grünen Archivschranks – dort, wo sich Ober-Ratsprotokolle und Eingemeindungsverträge tummeln. Hier befindet sich auch eines der Archivalien, die der neue Archivleiter besonders liebt: das Silberne Ratsbuch. Aus dem Jahr 1693 stammt der erste Eintrag des aufwändig gearbeiteten Wälzers, der 155 luxuriös ausgestattete Farbbildblätter enthält.

    Axel Metz ist Archivar mit Leib und Seele. In den vergangenen Jahren war der gebürtige Hesse im nordrhein-westfälischen Bocholt für das kommunale Archiv zuständig. Als der promovierte Historiker erfuhr, dass in Würzburg die Stelle des Stadtarchivleiters frei würde, zögerte er nicht lange, sich zu bewerben. Allein wegen der Größe der Stadt war der Wechsel im Mai für ihn interessant. In Würzburg ist Merz in ein Netz von Archiven eingebettet, angefangen vom Diözesanarchiv über das Archiv der Universität bis (noch) zum Staatsarchiv: „In Bocholt gab es nur unser Stadtarchiv.“

    Rund 1000 Nutzer hat das Würzburger Archiv im Jahr. Einige betreiben Familienforschung, andere sitzen an ihrer Dissertation. In Zukunft sollen alle einen noch besseren Service erhalten. So sollen noch mehr Findmittel online zugänglich werden. Außerdem möchte Metz in den kommenden Jahren weitere Quellen direkt über den heimischen Computer zugänglich machen.

    „Moderne Computer können keine Disketten mehr lesen.“

    Axel Metz Leiter des Stadtarchivs

    Schon jetzt ist vieles, was das Stadtarchiv zu bieten hat, im Internet einsehbar. Unter anderem können zwei Ratsbücher mit Daten aus dem 15. Jahrhundert sowie ein Verzeichnis der Ratsakten heruntergeladen werden. Diese Akten sind für Heimatforscher oder Geschichtswissenschaftler interessant, die Näheres über den historischen Studenten-Aufstand in Würzburg, den Bauernkrieg, den Schwedeneinfall oder über einstige Gesuche von „Vierteldienern“ um Besoldungserhöhung erfahren möchten.

    Inzwischen sind auch 600 Karten und Pläne digitalisiert. „Die ältesten stammen aus dem späten 15. Jahrhundert“, so Metz.“ Digitalisiert wurden außerdem 4581 Bilder aus dem Bestand der in Würzburg verstorbenen Fotografin Erika Groth-Schmachtenberger.

    Das Thema „Digitalisierung“ ist heute aus keinem größeren Archiv mehr wegzudenken. Allerdings bietet die Thematik Tücken. Die beginnen Metz zufolge mit der Frage, wie man denn alte Akten verschlagworten soll. Bei einem modernen Buch ist die Sache einfach, es gibt einen Titel und oft auch einen eindeutigen Untertitel, der das Thema eingrenzt, einen Autor oder Herausgeber, einen Erscheinungsort und ein Erscheinungsjahr. Welche Informationen sich in einem Buch aus dem 17. Jahrhundert verbergen, ist nicht so einfach zu erkennen - weshalb es denn auch nicht leicht ist, solche Quellen via Schlagworte für potenzielle Benutzer aufzubereiten.

    Auch der rasche Wandel der digitalen Technologie macht Archiven zu schaffen. Das leuchtet Metz zufolge jedem ein, der in den 1980er Jahren begann, Dateien auf Diskette zu sichern: „Moderne Computer können keine Disketten mehr lesen.“ Auch Dateienformate ändern sich ständig. Und was, wenn Microsoft plötzlich seine Arbeit einstellen würde?

    Die Herausforderungen für Archivare sind groß. Dennoch will Metz die Digitalisierung des Stadtarchivs Schritt für Schritt vorantreiben. Schnell wird es nicht gehen, denn er und seine 14 Mitarbeiter haben eine Menge anderes zu tun. Permanent kommt neues Material ins Archiv. 30 Jahre alte Akten aus dem Standes- oder dem Einwohnermeldeamt zum Beispiel. Teilweise aber auch skurrile Objekte wie Gastgeschenke anderer Städte. So brachte Georg Wagenbrenner von der Pressestelle der Stadt kürzlich eine Stoffforelle aus Umeaa ins Archiv. Daneben müssen Anfragen bearbeitet, Nutzer bedient und „analoge“ Projekte realisiert werden.

    Zum 8. bundesweiten „Tag der Archive“ am 5. und 6. März 2016 soll es eine Ausstellung zum Thema „Mobilität“ geben. Wie hat man sich vor 100, wie vor 200 Jahren durch Würzburg bewegt? Wohin wird die mobile Reise wohl gehen? Das sind Fragen, mit denen sich das Team des Archivs gerade beschäftigt.

    Im kommenden Jahr stehen außerdem verschiedene „große“ Jubiläen in Würzburg an. So kann der Grafeneckart, der älteste Teil des Würzburger Rathauses, 700-jähriges Jubiläum feiern. Zwar nicht als Gebäude, so Metz: „Aber es war im Jahr 1316, als die Bürger der Stadt den Gebäudekomplex kauften.“

    Auch das Bürgerspital feiert im kommenden Jahr 700-Jähriges. Dies betrifft die von Metz geleitete Einrichtung insofern, als das Archiv des Bürgerspitals mit seinen rund 2000 Urkunden und Akten seit langem zu den Beständen des Stadtarchivs gehört.

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