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WÜRZBURG: Der rappende Außerirdische kommt nach Würzburg

WÜRZBURG

Der rappende Außerirdische kommt nach Würzburg

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    Alles im grünen Bereich: Marten Lacinys Kunstfigur Marsimoto tritt bei seinen Konzerten stets mit Maske auf.: britta pedersen, dpa
    Alles im grünen Bereich: Marten Lacinys Kunstfigur Marsimoto tritt bei seinen Konzerten stets mit Maske auf.: britta pedersen, dpa Foto: Foto

    Marten Laciny alias Marteria ist der Rap-Star der Stunde. Doch der Ruhm ist dem 32-jährigen Rostocker suspekt. Deshalb hat er die zweite Kunstfigur Marsimoto kreiert, die ihn zurück zu seinen Underground-Wurzeln bringt. Nun stellt der Anti-Held sein aktuelles Album auf einer Club-Tournee vor, bei der er am Mittwoch, 9. Dezember, auch in die Posthalle kommt.

    Marten Lacinys Albumserie um den smaragdgrünen Außerirdischen Marsimoto ist darauf angelegt, Klänge zu kreieren, die sich alienhaft in den Gehörgang festsetzen und das Bewusstsein erweitern. Der 33-jährige Rostocker verbindet bei diesem Nebenprojekt Text, Musik und Show zu einem Gesamtkunstwerk, in das alle künstlerischen Mittel einbezogen werden. Paradebeispiel: das vierte und neueste Marsimoto-Album „Der Ring der Nebelungen“. Der Titel ist angelehnt an Richard Wagners 16stündiges, größenwahnsinniges Hauptwerk „Der Ring des Nibelungen“. Damit revolutionierte der Komponist vor 140 Jahren die Welt der Musik, und das zeigt bis heute nachhaltige Wirkung.

    Diesmal hat der hanfgrüne Außerirdische mit der Maske den Berliner Großstadtdschungel verlassen und sich ins jamaikanische Unterholz beamen lassen. Dort hat Marsimoto einen halluzinatorischen Zeitlupen-Sound mit Elementen von Dub, Reggae und Dancehall entwickelt. Und zwar mit Hilfe der Kumpels Kid Simius, Nobody?s Face, BenDMA, Dead Kabbit, K-Paul und den Krauts.

    Das Resultat klingt düster und teilweise sogar böse. Songs ohne süffige Melodien, dafür aber mit frickeligen Beats, Dubstep-Bässen, ätzenden Synthies und hörenswerten Texten für Individualisten und Eigenbrötler. „Ring der Nebelungen“ erweist sich als Konzeptalbum: Man begleitet den grünen Alien eine dreiviertel Stunde lang auf seinem irdischen Trip und lauscht seinen mit inbrünstiger Heliumstimme vorgetragenen Schilderungen. Die drehen sich um Jugenderinnerungen („An der Tischtennisplatte“), Politik („Anarchie“, „Zecken raus“), Utopien („Green Pangea“) oder Grenzen („Überall ist zuhause“). Das Album kann man in all seiner Ungehorsamkeit als Aufruf verstehen, Rauschgift zu konsumieren und sich von Marsimoto in eine andere, „bessere“ Welt entführen zu lassen.

    Die bildgewaltigen Texte sind oftmals verklausuliert und stecken voller Wortspiele und Referenzen an Genre-Acts wie Advanced Chemistry oder Haftbefehl. Damit schafft Marsimoto eine Atmosphäre, in der auch unbequeme Antworten gegeben werden können – etwa auf die Frage nach der Legalisierung von Drogen.

    „Das nervt einfach, dieses Professionelle.“

    Warum Marsimoto Marteria nicht mag

    Er arbeitet wieder mit stilistischen Mitteln wie dem Klangbild seiner Stimme. Diese ist permanent hochgepitcht und auf Dauer anstrengend.

    Marten Laciny alias Marteria alias Marsimoto führt eine gespaltene Existenz. Als gäbe es in seinem Kopf zwei Klaviaturen, mit weißen Tasten für den Mainstream und mit schwarzen für den Underground. Auf beiden vermag er mit gleicher Kunst zu spielen und beide brauchen sich gegenseitig. Während das Ex-Model von der Klatschpresse als neuer Superstar des Rap gefeiert wurde, schlummerte sein dunkles Alter Ego die ganze Zeit in ihm weiter. Marsimoto stehe für die „Outness“, die in jedem von uns stecke, ließ er einmal durchblicken. Was immer das auch heißen mag. Es gibt jedenfalls Eigenschaften, die der skurrile Alien an seinem glamourösen Doppelgänger Marteria nicht ausstehen kann.

    „Diese Geradlinigkeit, diese Schönheit, dieses Heroische“, beklagte er sich einmal augenzwinkernd im Magazin Backspin. „Immer sagen zu müssen: 'Komm jetzt, es ist schon ein Uhr, da muss längst alles auf der Bühne stehen, warum ist der Sound da jetzt noch so scheiße?' Ich entspanne mich lieber im Bus und spiele noch ein bisschen Playstation. Das nervt einfach, dieses Professionelle.“

    Künstler Marten Laciny mag trotz seiner goldenen Schallplatten die Außenseiter, die Benachteiligten haben seine ganze Sympathie. Er identifiziert sich mit ihnen und liebt ihre Geschichten. Aber wenn es um seine Karriere als Marteria und seinen Ruf geht – dann schickt er seinen Doppelgänger Marsimoto ins Rennen.

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