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WÜRZBURG: Der Specht wird zum Problemvogel

WÜRZBURG

Der Specht wird zum Problemvogel

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    Spechtschäden: Ein Hausbesitzer in Zell sichert seine Hauskante professionell mit massivem Blech.
    Spechtschäden: Ein Hausbesitzer in Zell sichert seine Hauskante professionell mit massivem Blech. Foto: Foto: ernst jerg

    Noch nicht allzulange ist es her, da hat ein Lengfelder Hausbesitzer eine Wärmedämmung zur Energieeinsparung an der Fassade anbringen lassen. Kurz nach Fertigstellung der kostspieligen Investition macht sich jedoch ein ganz anderer Arbeiter and der Fassade zu schaffen. Unermüdlich hackte er „tak tak tak“ und „tok tok tok“ in unglaublicher Geschwindigkeit Löcher in den frischen Putz – zudem fand er auch noch augenscheinlich Spaß daran, die Dämmung herauszurupfen: Ein Buntspecht war am Werk.

    Der durchaus schöne Vogel bringt im ganzen Land Häuslebauer inzwischen zur Weißglut. Man muss sich nicht lang umhören, um zu erfahren, dass mindestens die Hälfte der Eigenheimer zumindest am Stadtrand oder in den Gemeinden bereits mit dem Specht Erfahrungen machen mussten.

    Löcher sofort schließen

    Auch der Geschäftsführer der Malerinnung Würzburg Arno Bengel kennt das Problem. Er will es nicht dramatisieren. Seine Branche wird davon nicht leben können, Spechtlöcher zuzumauern, sagt er. Doch man spürt deutlich, dass er sich mit dem Thema befasst hat. Schließlich wird er bei jedem Handwerker-Einsatz in Sachen Specht auch gefragt, was man dagegen tun kann. Vergrämen mit unterschiedlichsten Methoden, empfehlen alle Mitarbeiter seiner Branche. Arno Bengel meint aber auch, dass der Specht im Grunde nur dort hackt, wo er Futter vermutet. Es könnte also auch sein, dass im Falle einer Spechtattacke unter der Fassade tatsächlich etwas faul ist.

    Unerklärlich ist nach Bengels Erfahrung, dass der Specht in einer Siedlung mit Häusern gleicher Bauweise sich immer wieder dieselben Häuser herauspickt. Wird ein Loch in einer der betroffenen Fassade zugemacht, greift der Vogel oftmals an gleicher Stelle wieder an und reißt sie erneut auf.

    Laut Bengel malträtiert der Specht aber nicht ausschließlich gedämmte Fassaden. Der Vogel hacke auch an normalen Putzfassaden. Wenn Bengels keine Zahlen nennen kann, liegt das daran, dass sich Eigenheimer bei einem Spechtloch in der Wand meist selber helfen. Die Löcher sofort wieder schließen, empfehlen auch Naturschützer. Bei mehrgeschossigen Häusern ist das natürlich nicht ganz so einfach und so muss der Handwerker geholt werden. Und das wird unter Umständen teuer.

    Natürlicher Lebensraum verloren

    Der Specht ist weltweit in vielen Gattungen und Arten verbreitet. Er ist ein Waldvogel und hält sich auch gerne in alten Streuobstbeständen auf. Neben Grün- und Schwarzspecht ist der Buntspecht der bekannteste. Nachdem die Wälder immer intensiver bewirtschaftet werden und alte Baumbestände mit Totholz auf ein Minimum an Schutzbereichen reduziert wurden, hat sich vor allem der Buntspecht zunehmend angepasst, hat seine Scheu abgelegt und ist in Wohngebiete vorgedrungen. In den Gärten findet er oft noch alten Baumbestand und ein für ihn adäquates Umfeld. Die Neuentwicklung mit den Wärmedämmungen kam ihm da gerade recht.

    Anfragen zu Problemen mit dem Specht sind inzwischen unser „tägliches Brot“, sagt Steffen Jodl, Geschäftsführer der Kreisgruppe Würzburg im Bund Naturschutz. Dass er die gedämmten Putzfassaden mag, liegt in der Natur des Vogels. Hat er früher an Baumstämme geklopft und es klang hohl, konnte der Insektenfresser Nahrung dahinter vermuten. Dann hackt er munter drauflos. Das tut er dann aber eventuell auch für einen Nestbau. Das Klopfen an einen hohlen Baum gehört aber auch zum Balzverhalten der Spechte, weshalb sie im April und Mai besonders aktiv sind. Anstatt eines alten morschen Baumstamms bietet diese Eigenschaften ganz besonders eine Putzwand mit Wärmedämmung darunter. Dass er dann Nahrung findet, ist in der Regel nicht der Fall. Wenn ja, ist an der Dämmung was faul.

    Was tun gegen den Fassadenspecht? Steffen Jodl ist da im Grunde genauso ratlos wie andere Naturschützer oder der Landesbund für Vogelschutz. Es gibt Möglichkeiten, die Vögel zu vergrämen. Aber kein Patent-Rezept. Empfohlen werden Attrappen von Raubvögeln oder auch Spechten, weil die Vögel dann glauben, das Revier sei schon besetzt. Möglich sind alte CDs, Wimpel, Flugdrachen oder Vogelscheuchen. Einziger Trost: Die Vögel lassen sich verscheuchen, sagt Jodl.

    Steinmarder lieben Dämmung

    Wenn es um Sorgen mit Wildtieren in Zusammenhang mit Hausdämmung geht, kennt Steffen Jodel noch ein anderes Thema, mit dem er ständig konfrontiert wird. Es ist der Steinmarder, der sich gerne durch die Dämmung beißt und sich darin wohlfühlt. Weder für den Specht noch für den Marder sind Styropor oder Dämmwolle ein Problem.

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