Vor vier Jahren ist Ikea an der B 19 im Nordosten der Stadt mit seiner neuen Filiale und 20 000 Quadratmetern Verkaufsfläche angetreten. Kurze Zeit später setzte der schwedische Möbelriese mit seinem inzwischen genehmigten „Homepark“ noch einmal satte 16 000 Quadratmeter für Fachmärkte drauf. Ein derart großer Wurf wäre aktuell nicht mehr denkbar: Der Stadt gehen die Flächen aus. Es sei denn, sie greift auf die allerletzten Äcker zurück.
Eine aktuelle Bestandsaufnahme für Gewerbeflächen weist – zerstückelt über das ganze Stadtgebiet – noch 78 Hektar aus. Klingt viel, ist es aber für eine Großstadt nicht. Die weitere Entwicklung Würzburgs ist damit beschränkt. Es ist die dritte Erhebung dieser Art seit 2002. Und sie zeigt auch: Bei der Gewerbeansiedlung ist die Stadt ebenso zügig wie geräuschlos vorangekommen. Zwar geht das produzierende Gewerbe zurück – Handel und Dienstleistung aber sind klar im Aufwind.
Im Werkausschuss für Congress-Tourismus-Wirtschaft (CTW) hat jüngst Ingenieur Bertram Wegner vom Veitshöchheimer Stadtplanungs-Büro das neue „Gewerbeflächen-Monitoring“ vorgestellt. Demnach verfügt Würzburg derzeit ohne Altstadt über 621 Hektar gewerblicher Bauflächen. 87 Prozent davon sind genutzt, es gibt also nur noch eine freie Reserve von 13 Prozent. Allein in den letzten sechs Jahren sind 44 Hektar neu genutzt worden.
Beliebtestes Gewerbegebiet: Würzburg Ost. Hier sind die städtischen Flächen praktisch ausverkauft. Für CTW-Geschäftsführer Klaus Walther hat Würzburg ohne Zweifel eine Reihe von Entwicklungspotenzialen. Eine Erweiterung des Industrie- und Gewerbegebietes Würzburg-Ost nach Norden hin um zehn bis zwölf Hektar hat der Stadtrat abgelehnt.
Aber die Flächenpotenziale nordöstlich von Ikea in Richtung Maidbronner Kreuz werden künftig genutzt. Dort wären Unternehmen anzusiedeln, die einen verkehrsgünstigen Standort benötigen.
Im Gewerbegebiet Heuchelhof/ Rottenbauer gibt es noch fast 30 Hektar unbebaute Flächen, davon 17,5 Hektar im Besitz der Stadt. Hier ist das Ziel, großflächige Grundstücke zu parzellieren. Handwerksbetriebe oder junge Unternehmen könnten dann Gewerbe mit Wohnen verbinden. Der Bereich hat sich ohnehin als Auslagerungsgebiet erwiesen.
Die Kasernen sind für die Entwicklung besonders wichtig. Sechs Hektar Gewerbeflächen allein auf dem Hubland-Areal müssten schnell erschlossen und zielgerecht vermarktet werden. Gedacht ist an wissenschaftsnahe Unternehmen und Institute wegen der Nähe zur Universität. Eigentümerin der Flächen ist seit wenigen Monaten die IMG, Immobilientochter des städtischen WVV-Konzerns.
Eine weitere Chance ist der gesamte Standort Aumühle mit der ehemaligen Faulenberg-Kaserne. Dort sollte der Impuls der Nürnberger Straße aufgenommen werden, der sich in Richtung Innenstadt weiterzieht in die Schweinfurter Straße: Dort hat sich in den vergangenen Jahren eine Dienstleistungszone mit bald 5000 Arbeitsplätzen im Quartier entwickelt. Daran anknüpfen könnte dann nahtlos die künftige Entwicklung im Osten des Würzburger Hauptbahnhofs.
Kleinere Gewerbeflächen gibt es nach wie vor überall im Stadtgebiet, nicht zuletzt durch Um- und Aussiedlungen. Die Zellerau wird in der Studie als attraktiver Stadtteil genannt – eine bemerkenswerte Tendenz trotz inzwischen über zweijähriger Sperrung des Zeller Bocks. Der Science-Park, das Innovations- und Gründerzentrum im Gewerbegebiet Ost, platzt aus den Nähten und sollte ergänzt und erweitert werden. Möglichkeiten gibt es unter anderem noch im Neuen Hafen. Dort soll ein Brachflächen-Kataster weiterhelfen.
Wie Stadtrat und Wirtschaftsförderer Gewerbe ansiedeln wollen
Die städtischen Wirtschaftsförderer vom Eigenbetrieb CTW haben Pläne für die Gewerbe-Entwicklung. Doch was will der Stadtrat? Noch neue Gebiete ausweisen? Brachen nutzen? Im Werkausschuss wurde jüngst darüber debattiert. Wolfgang Roth (CSU) erinnerte daran, dass es für eine Erweiterung des Gewerbegebiets Ost bereits einen Aufstellungsbeschluss gegeben hatte, der aufgehoben wurde – unter anderem wegen der Entwicklung am Hubland.
Gegen eine Erweiterung von Würzburg-Ost sprach sich auch Matthias Pilz (Grüne) aus, während sie Hans-Werner Loew (SPD) befürwortete. Er ist auch für die Erweiterung des Gewerbegebiets nach Nordosten über Ikea hinaus. Der Zugriff und die Verplanung von solchen Flächen durch die Stadt sei schwer, so CTW-Chef Klaus Walther, weil sie zu 95 Prozent nicht in städtischer Hand sind.
Auf die Konkurrenz zwischen Stadt und Landkreis wies Erich Felgenhauer (CSU) hin: Ob bei den Preisen von Gewerbegrundstücken in Umlandgemeinden immer noch „gezaubert“ werde? Dazu Walther: Die Frage nach der Abwanderung von Würzburger Unternehmen ins Umland werde gerne übertrieben, „wir werden kein Unternehmen leichtfertig abgeben.“ Es sei ein Geben und Nehmen. „Die Stadt hat keinen Standort mit unmittelbarem Autobahnanschluss und großen verfügbaren Flächen.“ Deshalb müsse man den gesamten Wirtschaftsraum einbeziehen, wenn bei einer Anfrage im Stadtgebiet geeignete Flächen fehlen. Text: ric