Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Ochsenfurt
Icon Pfeil nach unten

Bütthard: Der "Stern" wird wieder leuchten

Bütthard

Der "Stern" wird wieder leuchten

    • |
    • |
    Die Renovierung läuft: Besitzer Manfred Kemmer (links) und Peter Effenberg vor dem Stern über der Tür, der dem Büttharder Gasthaus seinen Namen gegeben hat.
    Die Renovierung läuft: Besitzer Manfred Kemmer (links) und Peter Effenberg vor dem Stern über der Tür, der dem Büttharder Gasthaus seinen Namen gegeben hat. Foto: Hannelore Grimm

    Der kleine Stern, der oberhalb der Eingangstür angebracht ist und der dem 1861 errichteten Gasthaus "Zum Stern" seinen Namen gegeben hat, wird weiterhin leuchten. Dafür sorgt Manfred Kemmer. Er ist der Besitzer des markanten Gebäudes in Bütthard. Den Entschluss, den "Stern" äußerlich umfassend zu erneuern, fasste der Gast-und Landwirt nicht zuletzt, wie er sagt "aus Respekt vor der Leistung der Vorfahren, die das große Haus vor 159 Jahren erbaut haben."

    Da der Zahn der Zeit weniger an dem aus Muschelkalk bestehenden Mauerwerk, dafür aber mächtig an den aus Sandstein gefertigten Fensterumrandungen und -bänken genagt hat, ist die Renovierung mit erheblichen Kosten verbunden. Diese bewegen sich laut dem Besitzer im unteren sechsstelligen Bereich.

    Zu der Finanzierung der Renovierung, die in zwei Bauabschnitten vorgenommen wird, schießt die Kulturstiftung der Regierung von Unterfranken jeweils 5000 Euro bei. Mit jeweils neun Prozent beteiligen sich die Bayerische Landesstiftung und das Amt für Denkmalschutz. 

    16 Meter hoher Giebel

    Nach der bereits abgeschlossenen Erneuerung der nördlichen und der westlichen Seite des 14,5 Meter breiten und 14,5 Meter langen Gebäudes mit seinem 16 Meter hohen Giebel ist dort die ursprüngliche Schönheit des "Stern" bereits sichtbar. Mitarbeiter einer Bamberger Fachfirma haben die Sandsteinteile an den 17 Fenstern auf der Giebelseite erneuert. Der Hausherr sorgte eigenhändig dafür, dass das Mauerwerk geradezu wie neu wirkt. Jeden einzelnen Stein hat er, wie Manfred Kemmer sagt, sandgestrahlt und alle Fugen mit dem Bohrhammer und Wasser gereinigt, bevor es daran ging, die Steine per Hand neu zu verfugen.

    An der fertiggestellten westlichen Seite lässt sich die Schönheit des markanten Gebäudes erkennen
    An der fertiggestellten westlichen Seite lässt sich die Schönheit des markanten Gebäudes erkennen Foto: Hannelore Grimm

    Ebenso wie die Umrandungen der 21 Fenster auf der südlichen Seite, die zum Großteil nicht mehr zu retten sind, war auch die Giebelbekrönung in Form eines Palmettenblattes so geschädigt, dass sie durch eine neue ersetzt wurde.

    Teils irreparable Schäden

    Auf dem Gerüst über dem Eingang mit der Jahreszahl 1861 und dem Namen des Erbauers "Michael Rappert" erklärt Firmenmitarbeiter Peter Effenberg, dass einiges erhalten werden könne und andere Schäden nicht mehr zu reparieren seien.

    Das Palmettenblatt, das seit 1861 den Giebel krönte, weist Schäden auf, die nicht mehr zu beheben sind.
    Das Palmettenblatt, das seit 1861 den Giebel krönte, weist Schäden auf, die nicht mehr zu beheben sind. Foto: Hannelore Grimm

    Laut Manfred Kemmer, der neben seiner Arbeit in der Landwirtschaft als Bauhelfer tüchtig mit Hand anlegt, dürfte die Renovierung voraussichtlich in zirka drei Monaten beendet sein. 

    Auch Biergarten wieder geöffnet

    Zu Ende ist jetzt die Zeit, in der der "Stern" wegen der Pandemie keine Gäste in seinem im Jahre 2011 umfassend renovierten Gasträumen oder im Gewölbekeller bewirten konnte. Nach den Einschränkungen durch die Coronakrise ist seit kurzem auch der Biergarten unter den zwei über einhundertjährigen Kastanienbäumen wieder geöffnet. Während des Lockdowns hat Manfred Kemmers Frau Tanja Essen zum Mitnehmen zubereitet und die Büttharder hätten den "Stern" prima unterstützt, wie der Wirt berichtet.

    Biergarten und Wirtshaus stehen täglich (außer Dienstag) von 17 bis 22 Uhr und am Sonntag von 11.30 bis 14 Uhr und von 17 bis 22 Uhr wieder für die Gäste offen.

    An den Sandsteinen rund um die insgesamt 38 Fenster des Gasthauses "Zum Stern" haben die vergangenen 159 Jahre ihre Spuren hinterlassen.
    An den Sandsteinen rund um die insgesamt 38 Fenster des Gasthauses "Zum Stern" haben die vergangenen 159 Jahre ihre Spuren hinterlassen. Foto: Hannelore Grimm

    Die Geschichte des Gasthauses "Stern"Bis ins Jahr 1592 lässt sich die Geschichte des Gasthauses zurückverfolgen. Darüber gibt die Ortschronik Auskunft. Die Schriften, die Pfarrer Paul Hartung verfasste, der von 1926 bis 1947 in Bütthard gewirkt hat, wurden  später von Hermann Gramlich erneuert und ergänzt.Mit Datum vom 9. September 1773 wird dort erwähnt "die Verleihung des Rechtes, das Schild Hs.Nr. 97 "Gasthaus zum Stern" zu führen." Wie der Chronist im Jahre 1860/61  festhielt "erbaut der Baumeister Weber von Gelchsheim HSNr.97 das Rappert`sche Anwesen. Es gab Schwierigkeiten; Tür-und Fensterstein kamen von Marktsteft, Mauer-und Ecksteine von Krenzheim." Dass Michael Rappert, der 1853 den "Stern" von seinem Vater Johann Rappert übernommen hat, dem Fortschritt sehr aufgeschlossen gegenüber gestanden hat, das bezeugt nicht nur die Erwähnung, dass der Gastwirt im Jahr 1883 die erste Obstkelter im Ort angeschafft hat. Nach der Gründung einer Dampfdreschmaschinen-Genossenschaft waren es die Büttharder, die im Jahre 1865 als erste im ganzen Ochsenfurter Gau und darüber hinaus eine solche Maschine anschafften. Alle Bauern aus der Umgebung waren anwesend, als im Hofe des Gastwirts und Bauern Michael Rappert die erste Dampfdreschmaschine in Betrieb ging. Auch die erste ausländische Getreidemähmaschine und den ersten Zweischarpflug im Ort besaß Michael Rappert.Als großen Fortschritt beschreibt der Chronist die Einführung des elektrischen Lichtes. Noch bevor Würzburg diese moderne Einrichtung bekam, wurde 1896 "in der Sternwirtschaft diese Wohltat in der Gemeinde eingeführt."Die Sternwirt-Ära der Kemmers begann mit Leonhard Kemmer aus Gaubüttelbrunn, der die Rapperts-Tochter Barbara heiratete. Seinem Vater, der die Wirtshaustradition von 1891 bis 1925 fortgesetzt hat, folgte von 1925 bis 1958 Georg Kemmer nach. Anschließend wurde das Anwesen von seinen 1932 geborenen Sohn August Kemmer weitergeführt. Runde 36 Jahre lang hielt der kürzlich verstorbene Gastwirt die Türe des offen. Im Jahre 1994 übergab er das Anwesen an Sohn Manfred Kemmer und dessen Ehefrau Tanja, die ganz im Sinne der Vorfahren den Stern als fränkisches Traditionsgasthaus weiterführen. (hag)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden