Auf der Bühne befinden sie sich oft nur im Hintergrund, manchmal sind sie sogar unsichtbar für das Publikum. Dennoch gelten sie als unverzichtbar für das Theater: die Statistinnen und Statisten. Sie werden immer dann eingesetzt, wenn neben dem festen Ensemble weitere Personen benötigt werden, die eine Produktion komplettieren – meist treten sie in Massenszenen auf.
Genau für diesen Job suchte das Künstlerische Betriebsbüro (KBB) für das Mainfranken Theater Würzburg nun spielfreudige Menschen zwischen sechs und 99 Jahren. In der Theaterfabrik "Blaue Halle" in der Dürrbachau ließen sich im Rahmen eines offenen Castings, bei dem weder vorgesungen noch gespielt werden musste, rund 30 Bewerberinnen und Bewerber in die Datenbank registrieren. Für die Aufnahme genügte ein Porträtfoto und das Ausfüllen eines Fragebogens.
Rund 30 Personen kamen zu dem Casting
"Früher gab es eine Kartei in einem Schuhkarton. Die Regisseure sind vorbeigekommen und haben diese nach passenden Kleindarstellerinnen und -darstellern durchgesucht", erzählt Tina Landgraf, die Leiterin des KBBs, gegenüber der Redaktion. Inzwischen sei das Ganze digital. Nachdem mehrere Castings während der Pandemie aussetzen mussten, freut sich das Theater nun auf neue Gesichter. "Spielfreude, Spaß an der Kunst sowie zeitliche Flexibilität" seien laut Pressesprecher Dominik Pesamosca, der ebenfalls vor Ort war, die wichtigsten Voraussetzungen.

Rund 30 Personen kamen zusammen. Sie alle haben Lust, gemeinsam mit dem Ensemble auf der Bühne zu stehen – auch viele Kinder waren für das Casting da. Unter ihnen der kleine Bruder eines professionellen Schauspielers, der nun auch Theaterluft schnappen möchte.
Erst als Statist, dann als Schauspieler auf der Bühne?
Lehramtsstudent Max stand schon des Öfteren auf der Bühne, unter anderem im Krimikeller Rothenfels. Nun will er eine neue, größere Bühne kennenlernen. "Im Mainfranken Theater ist das ja doch nochmal eine andere Hausnummer", so der 20-jährige Bewerber. "Vielleicht bekommt man auch irgendwann eine Anfrage für eine kleinere Rolle, vielleicht auch mit Text. Man muss sehr klein beginnen."

Auch Würzburgerin Julia hat schon Theatererfahrung, sowohl auf der Bühne als auch als Regieassistentin. "Natürlich in viel kleineren Dimensionen in der Schule", erzählt die 18-jährige Abiturientin. Weil sie sich nicht unbedingt vorstellen konnte, wie solch ein Casting abläuft, sei sie anfangs ein wenig aufgeregt gewesen. Also nahm sie ihren großen Bruder als Unterstützung mit.

Für ihn sei das Neuland, sagt Bewerber Maximilian, der bisher noch keine Berührungspunkte mit der Schauspielerei gehabt hat. "Bis vor einer halben Stunde wusste ich noch nichts vom Casting. Ich wurde spontan akquiriert und von meiner Schwester mitgeschleift", so der 31-jährige Masterstudent. Vor Ort wurde ihm dann eröffnet, dass man als Beleuchtungsstatist – im Gegensatz zur szenischen Statisterie – nicht schauspielernd vor dem Publikum stehen müsse. Diese Option finde er super. Denn ansonsten würde er sich persönlich nicht auf der Bühne sehen. "Aber wenn es meiner Schwester eine Freude bereitet, dann bin ich natürlich dabei", sagt er mit einem Lachen.
Beleuchtungsstatisterie als unentbehrliche Aufgabe
Tina Landgraf ist begeistert. Denn das Mainfranken Theater brauche dringend Beleuchtungsstatistinnen und -statisten, damit vorab das Licht für die entsprechenden Stücke eingestimmt werden kann. Die Aufgabe dabei sei es, den Anweisungen des Beleuchtungsmeisters und des Regisseurs zu folgen, die dem Statisten die Position vorgeben, sodass die schauspielenden Personen später nicht im Dunklen untergehen, so Landgraf. "Auch wenn das Publikum von alldem nichts mitbekommt, die Beleuchtungsstatisterie ist für das Theater unglaublich wichtig und unentbehrlich."
Für die Kartei werden noch Leute gesucht. Wer schon immer mal auf der Bühne stehen wollte, darf sich per Mail beim KBB melden: kbb@mainfrankentheater.de.
