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LANDKREIS WÜRZBURG: Der Umbau-Helfer vom Amt

LANDKREIS WÜRZBURG

Der Umbau-Helfer vom Amt

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    Wichtig für den Zuschuss: Walter Watzlawik demonstriert Wohnberater Tobias Konrad, dass er keine Probleme damit hat, die neue Dusche alleine zu benutzen.
    Wichtig für den Zuschuss: Walter Watzlawik demonstriert Wohnberater Tobias Konrad, dass er keine Probleme damit hat, die neue Dusche alleine zu benutzen. Foto: Foto: Pat Christ

    Zu baden war für Walter Watzlawik bis vor kurzem eine mühsame Angelegenheit. Der 52-Jährige hievte sich auf den Wannenrande. Bugsierte die Beine in die Badewanne. Schnappte sich den Griff an der Wand. Und ließ sich langsam ins Wasser gleiten. Seit wenigen Tagen hat es der Rollstuhlfahrer leichter: „Ich habe mein Badezimmer umbauen lassen.“ Nun hat er eine bodengleiche Dusche mit gläsernen Rundtüren, eine behindertengerechte Toilette und ein unterfahrbares Waschbecken.

    Ende letzten Jahres begannen die Überlegungen zum Badumbau. Was vor viele Fragen stellte. Welche Fabrikate von welchen Firmen sollte man wählen? Ist es gut, einen Kippspiegel zu haben? Oder taugt ein normaler Spiegel, der fast bis zum Waschbecken reicht, besser?

    Zu Jahresbeginn nahm Watzlawik Kontakt zu Tobias Konrad von der Wohnberatung des Würzburger Landratsamts auf: „Auf die Idee brachte mich ein Zeitungsartikel.“ Konrad kam vor Ort und gemeinsam überlegten die beiden, wie das Badezimmer des Musikers, der seit einem Unfall vor sechs Jahren im Rollstuhl sitzt, so umgebaut werden kann, dass Walter Watzlawik problemlos darin klarkommt.

    Mehr Lebensqualität

    Walter Watzlawik ist einer von rund 50 Landkreisbewohnern, denen Tobias Konrad inzwischen zu mehr Lebensqualität im eigenen Daheim verholfen hat. Seit knapp einem Jahr gibt es die Wohnberatung des Landkreises. „Ich war zuvor ausschließlich in der Pflegeberatung tätig“, erzählt der gelernte Heilerziehungspfleger, der sich zum Pflegemanager und Wohnberater weiterqualifizierte. Doch in der Pflegeberatung tauchten immer häufiger Fragen auf, bei denen es um die Wohnung der Pflegebedürftigen geht. Es machte also Sinn, eine eigene Wohnberatung zu etablieren.

    Der neuralgischste Punkt in der Wohnung eines pflegebedürftig oder behindert gewordenen Menschen ist das Badezimmer. Von daher ist Walter Watzlawik ein ganz typischer Fall. Bei ihm war nicht nur die Badewanne ein Problem. Selbst die Benutzung des Waschbeckens bereitete jedesmal Schwierigkeiten. Denn üblicherweise kann man ein Waschbecken nicht mit dem Rollstuhl unterfahren: „So habe ich mich mehr oder weniger gewaltsam darunter gequetscht“. Auch der Spiegel hing so hoch, dass er sich nicht sehen konnte.

    Zuschüsse beantragen

    Bäder so umzubauen, dass eine selbstständige Benutzung auch bei starker körperlicher Einschränkung möglich ist, das geht ins Geld. „Mit 15 000 Euro muss man mindestens rechnen“, sagt Konrad. So viel hat man selten auf der hohen Kante. Doch die Anpassung des Wohnraums an veränderte körperliche Fähigkeiten wird bezuschusst. Vor allem von zwei Stellen gibt es Unterstützung: Vom Freistaat und von der Pflegekasse. Letztere zahlt dann, wenn der Umbau die Pflege erleichtert, bis zu 4000 Euro. Vom Staat gibt es, innerhalb bestimmter Einkommensgrenzen, einen Zuschuss von bis zu 10 000 Euro.

    Auf dem ersten Blick allerdings ist nicht erkenntlich, dass diese Förderung tatsächlich ein Geschenk des Staates ist. Betitelt ist der Zuschuss als „leistungsfreies Darlehen“. Das fand Walter Watzlawik reichlich irritierend: „Ich hab anfangs gedacht, dass ich das Geld zurückzahlen muss. Das hat mich abgeschreckt.“

    Doch mit der Formulierung will sich der Staat lediglich vor Missbrauch schützen, erläutert Tobias Konrad: „Wer kurz nach dem Umbau nach Mallorca auswandert, muss den Zuschuss zurückzahlen.“ Watzlawik hat das nicht vor. Deshalb ist sein Darlehen ein Geschenk.

    Die eigenen Wünsche bei der Wohnungsanpassung gegenüber den Fördergeldgebern durchzusetzen, ist nicht immer ganz einfach. „Um Zuschüsse zu erhalten, müssen die Maßnahmen bestimmten Standards genügen“, sagt Konrad. Allerdings ist das nur bedingt möglich. So sollte eine bodengleiche Dusche Mindestmaße aufweisen, die in vielen Badezimmern aus Platzgründen nicht realisierbar sind.

    Eigentlich sind auch Duschen mit Rundgläsern für Rollstuhlfahrer tabu. Damit, so heißt es, können die doch gar nicht alleine klarkommen. Walter Watzlawik demonstrierte, dass er damit sehr wohl zurechtkommt. So gelang es ihm mit Hilfe von Tobias Konrad, die ästhetisch schöne Dusche zu erhalten: „Duschvorhänge wollte ich auf keinen Fall haben.“

    Inzwischen ist Watzlawiks Wohnung so, dass er fast überall barrierefrei hinkommt. Bloß nicht in den Wintergarten, wo sich die Familie gern aufhält. Drei Stufen führen vom Wohnzimmer in das Glashaus hinunter. Da der Saxofonist einen „inkompletten Querschnitt“ hat, kann er sich, wenn auch äußerst mühsam, die drei Stufen bis zum zweiten Rollstuhl am Stufenende hinunterhangeln. Ein Lift würde 10 000 Euro kosten.

    Bezuschusst würde der allerdings nicht: „Denn es heißt, der ist nicht pflegeerleichternd.“

    Tobias Konrad kann beim Würzburger Landratsamt unter Tel. (09 31) 8009-113 oder tobias.konrad@kommunalunternehmen.de kontaktiert werden.

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