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OCHSENFURT: Der Wollemo hört auf

OCHSENFURT

Der Wollemo hört auf

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    Der Wollemo hört auf! Werner Dziamskis Name hat sich nie so richtig durchgesetzt, obwohl der Laden in einem weiten Umkreis bekannt ist. Seit 1841 gehen die Ochsenfurter zum Feßemeyer, oder zuletzt eben zum Wollemo, denn als Wolleverkäufer war Dziamski doch so etwas wie ein Exot in der Branche. Genau wie der Laden selbst, der inzwischen eine Berühmtheit ist: „Es gibt ja sonst keinen solchen Laden mehr,“ bestätigt Dziamski, weder vom Sortiment noch vom Charme der alten Einrichtung her, wo über viele Jahrzehnte kaum etwas verändert wurde.

    „Ein halbes Leben habe ich jetzt hier verbracht - und es hat Spaß gemacht“, fügt Dziamski an, während er der nächsten Kundin sein Erinnerungsbuch reicht. Einige kommen eigens, um sich zu verabschieden. Die Ladentüre jedenfalls steht an diesem Dezembermorgen keine fünf Minuten still. „Das eine gibt halt a wenig a Müsterle, das andere ist meliert“, versucht Dziamski dazwischen einer Kundin die Wahl zwischen zwei Wollsorten zu erleichtern. Und auch dem Mann, auf dessen Einkaufszettel „Baumwollstopfgarn für Unterwäsche, weiß“ steht, wird geholfen.

    Selber stricken? Nein, bei aller Liebe zu seinem Laden, der Wollemo ist ein theoretischer Experte geblieben. Einer mit gründlicher Vorbildung allerdings: Seine Ausbildung zum Großhandelskaufmann genoss er nämlich bei der Firma Samstag, Nachf., einem Würzburger Großhändler für Kurz- und Wollwaren mit Sitz in der Juliuspromenade. Als Handelsvertreter ist er dann für die Firma über Land gefahren. Kurzwaren-Läden gab es in den 60er Jahren noch in jedem größeren Dorf. Für Dziamski war es der Traumberuf, deshalb erbat er sich ein eineinhalb Jahre Probezeit, als die Vorgängerinnen, die Schwestern Pauline und Maria Wagner anfragten, ob er nicht den Laden übernehmen wolle. Aber, es sei die richtige Entscheidung gewesen,

    Ununterbrochen als Fachgeschäft

    Und nun, mehr als 34 Jahre später will jetzt auch er in den Ruhestand gehen. Dziamski war 1976 der erste Geschäftsinhaber seit der Gründung, der nicht zu den Nachfahren von C. Feßenmeyer gehört hatte. Zweifelsohne gehört er zu den ältesten Läden in der Stadt, die ununterbrochen als Fachgeschäft geführt werden. Auch bei Dziamski ist das Grundsortiment an Wolle und Kurzwaren immer geblieben. Er habe aber viel dazu genommen, von Socken über Unterwäsche bis zu Kittelschürzen und jahreszeitlichen Sortimenten wie Faschingskostüme, Winterschals oder Sonnenhüte.

    Um die ehemalige Küche und den Nebenraum habe er das Geschäft im Laufe der Jahre erweitern können, willkommener Lagerraum. Für den Laden selbst und auch das alte Firmenschild an der Hauswand fühlte er sich stets als Bewahrer. Im Laden ist das unverkennbar. Aktuell zu sein, nimmt er wohl für sich in Anspruch, aber einem Zeitgeist sei er nie hinterher gelaufen.

    Sortiment bleibt

    Nur diesmal geht es gleich um den ganzen Laden. Da hätte er nicht unbedingt gedacht, dass er jemanden findet. Monika Klein präsentiert Dziamski glücklich als seine Nachfolgerin. Er freut sich so richtig für „seinen Laden“, dass es weitergeht. Das Sortiment und die alte Einrichtung werden bleiben, zu 99 Prozent jedenfalls, sagt die Nachfolgerin. Stoffe wolle sie im Sommer noch dazunehmen und dann steht auch eine Renovierung bei den Fenstern und dem Boden an. Für Monika Klein sei der Laden perfekt, strahlt sie. Mode und Handarbeiten liebt sie von Kind auf. Für die gelernte Schauwerbegestalterin mit Erfahrung in Verkauf und Schneiderei erfüllt sich mit dem eigenen kleinen Laden ein Traum, noch dazu mit einem wunderschönen alten Laden mit Bedientheke. Nicht nur, dass die meisten Kunden ohnehin Beratung brauchen, sagt Klein, sie suchen eigentlich auch das Gespräch und den Erfahrungsaustausch. Darauf freut sie sich. Umarbeitungen wird sie außerdem künftig mit anbieten, denn für die Trachtenwartin im Volkstrachtenverein Ochsenfurt ist jede Tüftelei reizvoll.

    Bis auf die obligatorische Inventur vielleicht, die zwischen Weihnachten und Neujahr ansteht. Der Laden bleibt dazu geschlossen. Ab 3. Januar öffnet der ehemalige Feßenmeyer als „verstrickt und zugenäht“.

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