Es ist teilweise der Stoff, aus dem man heutzutage Horrorfilme bastelt: Jeremias Gotthelfs 1842 erschienene Novelle "Die schwarze Spinne" ist nicht in biedermeierliche Beschaulichkeit eingebettet. Sie bietet vielmehr über weite Teile gruselige Szenarien, gebannt in einem literarisch hoch geschätzten Rahmen. Das theater ensemble bringt die donnernde Konfrontation von Gottesfurcht und Teufelsangst in einer packenden Inszenierung auf die Bühne.
Der Plot in Kürze: Der menschenverachtende Ritter Hans von Stoffeln zwingt seinen leibeigenen Untertanen eine Fronarbeit auf, die sie niemals schaffen können. Die angedrohten Strafen versprechen Not, Elend, Tod. Hilfe kommt vom "Grünen mit der roten Feder am Hut". Der Pakt mit dem Satan wird geschlossen, die Arbeit somit in Windeseile erledigt. Um seinen Lohn – ein ungetauftes Kind – geprellt, nimmt der Teufel in Form giftiger schwarzer Spinnen an den Bauern furchtbare Rache.
Regisseur Tobias Schmidt hat den Originaltext für die Bühne bearbeitet, die Erzählung passend gekürzt und so eine gelungene Mischung aus authentischen Zitaten und kurzen, handlungsklärenden Passagen geschaffen. Seine kraftvolle Inszenierung vermittelt eindringliche Bilder der aufeinander treffenden Gegensätze. Schneid und Feigheit, Lebensmut und Verzagtheit, diabolische Schläue und gläubige Ergebenheit werden mit voller körperlicher Hingabe ausgespielt, so dass die Bühne oftmals bebt!
Das Bühnenbild beherrscht ein riesiges, grobes Netz, in dem die Akteure herumsteigen, sich verdrehen und verfangen – der dämonischen Spinne entkommt man nicht. Eine Schauspielerin und zwei männliche Darsteller decken eine Vielzahl von Charakteren ab. Die Wechsel funktionieren rasant und glaubwürdig. Die Spannung lässt keinen Moment nach. Agilität und Akrobatik des Trios sind bewundernswert (Choreographie: Vanessa Straßer) wie auch die Exaktheit ihrer gemeinsamen Sprecheinsätze.
Janina Hebenicht meistert ihre Rolle als Christine, furchtloses Bollwerk in einer hasenfüßigen Männerwelt, überzeugend. Ihr forscher Pakt mit dem Antichrist lässt sie aufblühen, die schrecklichen Folgen seines Wangenkusses muss sie leidvoll ertragen. Als kraftstrotzender, hochmütiger Ritter spielt sich Ruben Hussong auf und glänzt in seinen anderen Rollen ebenfalls mit hohem Stimm- und Körpereinsatz. Julian Sturz macht das beeindruckende Trio komplett. Seine verführerische Beelzebub- Sequenz gestaltet er ganz groß! Viel Beifall für eine perfekt dargebotene Premiere.