Der Job von Veterinär Andrei Penner ähnelt dem von Flughafenpersonal. Letztere durchleuchten hunderte Koffer, ohne dass sie eine Bombe finden. Penner analysiert jeden Monat bis zu tausend Fleischproben auf Trichinen. Dass er etwas findet, kommt extrem selten vor. „Doch würden wir Trichinen übersehen, könnte das für Menschen, die damit befallenes Fleisch essen, fatal werden“, sagt sein Chef Dr. Winfried Ueckert, Leitender Veterinärdirektor bei der Stadt Würzburg.
Ueckert leitet seit 2008 den Fachbereich Verbraucherschutz, Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung. Der hat seit einem Jahr ein „tipptopp“ ausgestattetes Trichinenuntersuchungslabor. Anlass für die Modernisierung war die Europäische Union. Die EU schreibt vor, dass nur noch akkreditierte Labors zum Verzehr vorgesehenes Fleisch auf Trichinen untersuchen dürfen.
Ausgedehnte Öffnungszeiten
Das Labor, in dem Andrei Penner Fleisch untersucht, war eines der Ersten, das in Unterfranken akkreditiert wurde. Es ist auch im weiteren Umkreis das mit den ausgedehntesten Öffnungszeiten: Dreimal in der Woche kann Fleisch von Haus- und Wildschweinen angeliefert werden.
Das Labor zu modernisieren hat eine Menge Geld gekostet – aber sich allemal gelohnt. So sprang die Zahl der untersuchten Fleischproben seither massiv in die Höhe. Wurden im Jahr 2011 oft nur um die 40 Proben im Monat untersucht, schnellten die Untersuchungszahlen im Sommer 2013 auf einen Rekordwert von 1105 Analysen. Vor allem Jäger aus den angrenzenden Landkreisen von Würzburg nutzen die Gelegenheit, dass sie montags, mittwochs und freitags Fleischproben vorbeibringen können. Ueckert: „Die meisten Untersuchungslabors haben nur am Montag geöffnet, denn da ist traditionell Schlachttag.“
Von der Modernisierung profitieren Verbraucher nicht nur dadurch, dass sie nun noch besser vor den gefährlichen Trichinenlarven geschützt sind. Im gleichen Labortrakt wurde auch die Untersuchungsstätte für die Analyse von Verbraucherproben erneuert. Jeder Verbraucher hat das Recht, eine Lebensmittelprobe, die ihm verdächtig erscheint, in der Überwachungsstelle abzugeben.
Wurde einem Gast nach dem Festmahl zu Hause nach irgendeinem Gericht übel? Dann kann die Mahlzeit zur Untersuchung eingereicht werden. Auch Proben aus Restaurants werden analysiert. Nicht wenige Würzburger nutzen diese Gelegenheit. Gern angenommen wird auch die Verbraucherberatung, die an jedem ersten Donnerstag im Monat in Ueckerts Behörde angeboten wird.
Das neue Labor gibt weitmöglichste Sicherheit, dass Fleisch von Hausschweinen, die in und um Würzburg geschlachtet wurden, sowie Fleisch von hier erlegten Wildschweinen trichinenfrei ist. Wie gut das Labor arbeitet, wurde im vergangenen Jahr deutlich. Da nahmen Ueckert und sein Team an einem Ringversuch teil. Die Behörde musste beurteilen, ob in bestimmten Fleischproben Trichinenlarven enthalten sind. Teilweise war das Fleisch nur von sehr wenigen Larven verseucht. Dennoch kamen die Labormitarbeiter den Trichinen auf die Schliche. Ueckert: „Das positive Abschneiden beim Ringversuch hat uns sehr stolz gemacht.“
Warum der ganze Aufwand lohnt
Viehhalter können wenig tun, um Schweine davor zu schützen, mit Trichinen befallen zu werden. Gefährdet sind vor allem frei gehaltene Schweine, die in Kontakt mit verseuchten Wildschweinen kommen können. Dass ein Hausschwein mit Trichinen befallen ist, kommt sehr selten vor. Ueckert: „Im ganzen letzten Jahr hatten wir in der Region Würzburg auch nur einmal den Fall.“ Warum spielt angesichts so weniger Vorfälle Prävention eine so große Rolle? Ueckert sagt: „Trichinen können für den Menschen tödlich sein. Wenn wir nur einen einzigen Todes- oder schweren Krankheitsfall hier in der Region verhindern, lohnt sich der ganze Aufwand.“