„Mainfrankens coolste Gemeinde“ – der Titel, den der Lokalsender Radio Gong Giebelstadt im vergangenen Jahr verliehen hatte, hallt lange nach. Bis in die Neujahrsansprache von Bürgermeister Helmut Krämer beim Empfang im Kartoffelkeller. Dort zeigte sich Krämer stolz auf seinen Ort und auf die Bürger, die in wenigen Wochen ein Open-Air-Konzert für rund 10 000 Gäste auf die Beine gestellt haben – „Ein Imagegewinn, der nicht in Zahlen auszudrücken ist“.
Die drei großen Themen, die Giebelstadt im vergangenen Jahr beschäftigt haben, bleiben der Gemeinde auch im neuen Jahr erhalten: die Unterbringung von Asylbewerbern, die geforderte Umgehungsstraße und die städtebauliche Entwicklung. Vor allem zum ersten Punkt fand der Bürgermeister klare Worte.
Rund 70 Asylbewerber seien derzeit in Giebelstadt untergebracht. Die Gemeinde habe sich damit mehr als viele andere Gemeinden des Landkreises an der Lösung des Flüchtlingsproblems beteiligt. Trotzdem reiße die Forderung aus Teilen des Landkreises nicht ab, auch in der ehemaligen US-Kaserne Flüchtlinge unterzubringen.
Bürgermeister Helmut Krämer und sein Gemeinderat bleiben in dieser Frage bei ihrem kategorischen Nein. „Wir haben unsere Pflicht mehr als erfüllt“, so Krämer, „bevor wir an den Pranger gestellt werden, sollen die anderen erst mal nachziehen.“ Verteilungsgerechtigkeit müsse nicht nur auf europäischer Ebene, sondern auch im Landkreis gelten. Ein Flüchtlingsheim am ehemaligen Militärstützpunkt führe zwangsläufig zu einem Ghetto – mit unabsehbaren Folgen für die Integration der Flüchtlinge und ihre Akzeptanz bei den Bürgern.
Dass Letztere Großartiges leisten, um die Asylsuchenden zu unterstützen, macht Krämer an den Ehrenamtlichen fest, die sich im Asylhelferkreis engagieren. Besonders hob er dabei die Arbeit von Vera Neidlein, Ulrike Priefer und Kim Kanhai hervor, die die Einrichtungen federführend betreuen, und das Engagement von Martina Baumann und Monika Schmitt, die die Deutschkurse für die Flüchtlinge organisieren.
Seit vier Jahrzehnten ist der Bau einer Umgehungsstraße Thema, seit drei Jahren liegen genehmigte Vorentwürfe vor, vor wenigen Monaten war das Problem fehlender Ausgleichsflächen durch die sogenannte institutionelle Sicherung von Pachtflächen gelöst worden. Die Genehmigungsphase könne aber erst eingeleitet werden, wenn der neue Bundesverkehrswegeplan vorliegt.
„Wir haben unsere Pflicht mehr als erfüllt.“
Bürgermeister Helmut Krämer zur Unterbringung von Flüchtlingen
Eine Entlastung vom Durchgangsverkehr eröffnet der Gemeinde und ihren Ortsteilen neue Chancen in der städtebaulichen Entwicklung. Und darin sieht Bürgermeister Krämer das dritte wichtige Themenfeld für das laufende Jahr. Inzwischen sei Giebelstadt bei einer Einwohnerzahl von knapp 5400 angelangt und wachse, vor allem dank seiner guten sozialen Infrastruktur, weiter. „Wir werden diesen Weg konsequent fortsetzen“, so Helmut Krämer, „und weiter insbesondere in die soziale Infrastruktur investieren.
“ Beispiele dafür seien die bevorstehende Schulerweiterung und der geplante Bau einer Dreifeld-Sporthalle für den Schul- und Vereinssport.
Die Infrastruktur allein hilft allerdings nichts, wen es keine Menschen gäbe, die ihre Arbeit in den Dienst der Allgemeinheit stellen. Stellvertretend für sie ehrte Krämer Personen, die sich seit vielen Jahren ehrenamtlich engagieren.
Zu ihnen gehört Heike Merz. Seit zehn Jahren organisiert sie den Schüleraustausch zwischen der Grundschule in Giebelstadt und der italienischen Partnerstadt Pianiga. Vor fünf Jahren hat sie die Bläserklasse ins Leben gerufen und damit wesentlich zur Entwicklung der örtlichen Musikvereine beigetragen. Außerdem engagiert sie sich als Lesepatin und unterstützt Giebelstadter Familien in schwierigen Lebenslagen.
Valentin Gross, ein weiterer Geehrter, ist seit 18 Jahren als Kassier des Männergesangvereins Liederkranz tätig, dem ältesten Verein Giebelstadts. Den Ehrungsreigen vervollständigten die Kommandanten der Feuerwehren in Euerhausen, Giebelstadt und Sulzdorf, Siegfried Kuhn, Michael Kramosch, und Andreas Lurz. Kuhn leitet seine Truppe seit 17 Jahren. Michael Kramosch ist seit 21 Jahren in vorderster Stelle tätig und Andreas Lurz bekleidet sein Amt inzwischen seit 26 Jahren.
Eine Anerkennung für besondere unternehmerische Leistungen sprach die Gemeinde der Firma Handy Games aus, vertreten von ihren Geschäftsführern Chris und Markus Kassulke und Udo Bausewein. Die Software-Schmiede war 2015 zum dritten Mal als bestes deutsches Spielestudio ausgezeichnet worden und erhielt außerdem den Sonderpreis für soziales Engagement.
Für musikalische Unterhaltung beim Empfang sorgte das Trio „La Ola“.