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Winterhausen: Deutsche Schweins- und türkische Knoblauchwurst

Winterhausen

Deutsche Schweins- und türkische Knoblauchwurst

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    Theater Sommerhaus, Premiere "Extrawurst" v.l.: Matthias (Heiko Schnierer), Erol (Raoul Migliosi), Heribert (Martin Hanns), Melanie (Brigitte Obermeier), Thorsten (Oliver Trahndorf)
    Theater Sommerhaus, Premiere "Extrawurst" v.l.: Matthias (Heiko Schnierer), Erol (Raoul Migliosi), Heribert (Martin Hanns), Melanie (Brigitte Obermeier), Thorsten (Oliver Trahndorf) Foto: Mascha Obermeier

    Im Theater Sommerhaus in Winterhausen geht es hoch her. Findet dort doch die jährliche Jahreshauptversammlung des Tennisclubs Lengenheide statt. Als Clubmitglieder fungieren die Premierenbesucher der Satire "Extrawurst". Die fallen von einer Lachsalve in die nächste, werden mit komischen Dialogen und Running Gags köstlich unterhalten. Aber auch aufgerüttelt, denn mehr und mehr geht es ans Eingemachte. Die pointierte Textvorlage von Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob, einem Autorenduo, das seit Jahren als Comedytexter Erfolge feiert, setzen fünf Schauspieler unter der Regie von Hannes Hirth rasant und textsicher um.  

    Worum geht es? Der Verein kann stolz auf sich sein. Er schmückt sich mit hervorragenden Spielern und glänzenden Pokalen und einem Siegerfoto. Der 1. Vorsitzende Heribert, ein einem Politiker ähnlicher Machtmensch (Martin Hanns), der das geplante neue Nullachtfünfzehn-Vereinsheim als architektonisches Bonbon bezeichnet, zieht die Tagesordnung zügig durch, denn er will sich endlich am kalten Buffett gütlich tun. Doch sein Stellvertreter Matthias (Heiko Schnierer), der im Laufe der Veranstaltung immer mehr mit rechtspopulistischen Sprüchen um sich wirft, will sich profilieren. Mit der Recherche nach einem neuen Grill, der einen höheren "Wurstausstoß" beim Sommerfest garantiert und angeschafft werden soll, hat er sich intensiv in die Grillmaterie reingefuchst. Die Zustimmung der Vereinsmitglieder könnte glatt durchgehen, wäre da nicht Melanie, eine engagierte Kämpferin für Integration und Gerechtigkeit. Sie beantragt einen zweiten Grill für ihren Tennispartner, dem einzigen türkischen Vereinsmitglied. Ihm als gläubiger Muslim kann ihrer Meinung nach die deutsche Schweins- neben der türkischen Knoblauchwurst auf einem Rost nicht zugemutet werden.

    Aus Melanies Einwand entsteht eine Grundsatzdebatte, wird zunehmend Kleinkram hochgekocht. Die Textvorlage und die Wandlungsfähigkeit der Schauspieler lässt kein Auge trocken. Sie formen Charaktere vom Hipster zum Hardliner, vom Gutmenschen zum Grantler. Übertreibungen, Ängste und Vorurteile bestimmen die Diskussion, die sich immer weiter zum handfesten Krach entwickelt. Abgründe tun sich auf, Wortfetzen fliegen hin und her. Die Vorstandsmitglieder zeigen sich mal mehr, mal weniger sympathisch. Sie kehren ihr Inneres nach außen, verlieren zwischendurch jeglichen Respekt vor den anderen, beschimpfen sich und kommen vom Hundertsten ins Tausendste. Rassismus, Vereinsmeierei und Eifersucht schwappen, im Innersten verdrängt, an die Oberfläche. Letztendlich geht es nicht mehr um den Grill, nicht mehr um türkisch oder deutsch, um gläubig oder ungläubig, um Koran oder Bibel. Es geht um das würdige Zusammenleben in einer Gesellschaft, die sich trotz gutem Willen bei mangelnder Ehrlichkeit ganz schnell zerlegen kann. Viel Applaus für diese hochaktuelle Komödie und die blutvoll agierenden Schauspieler.

    Vorstellungstermine: bis 25. 10. jeweils Freitag, Samstag und Sonntag, unterschiedliche Uhrzeiten können unter Tel. 09333 9049867 erfragt werden.

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