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Die Augustiner drohen in Deutschland auszusterben

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Die Augustiner drohen in Deutschland auszusterben

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    Messelhausen Nach 750 Jahren drohen die Augustiner allmählich auszusterben. Der Orden gründete sich im Jahr 1256 aus mehreren Bettelorden in der italienischen Toskana. Im Oktober feierte er sein Jubiläum in seinem Kloster in Messelhausen (Main-Tauber-Kreis). Heute gehören rund 90 Patres und Brüder der Gemeinschaft an. Das Durchschnittsalter der Mitglieder liegt bei etwa 65 Jahren.

    In die deutsche Provinz der Augustiner in Messelhausen, das in der Nähe von Bütthard liegt, kamen etwa 25 Brüder und Patres zusammen. "Das ist etwas mehr als die Hälfte der gehfähigen Mitglieder des Ordens", sagt Pater Christoph, Leiter des Klosters Messelhausen. Pater Raimund Klinke, Provinzial und damit Leiter der Augustiner in Deutschland, bestätigt: "Viele unserer Mitglieder sind über 80 Jahre alt. Unser Durchschnittsalter dürfte knapp unter dem Renteneintrittsalter liegen. Die Werbung klappt nur über persönliche Beziehungen." So hat man zu Beginn des Jahres Personen, von denen man wusste, dass sie sich für ein Leben im Orden interessieren, zu einem Klosterkurs eingeladen.

    Von den acht Teilnehmern im Alter von 20 bis 50 Jahren haben inzwischen zwei ihr Noviziat begonnnen. "Was wir nicht wollen, sind Menschen, die aus ihrer Lebenssituation ausbrechen wollen, die Gescheiterten, Geschiedenen, oder Arbeitslosen." Solchen Personen biete man gern seelsorgerische Begleitung und Unterstützung an. Bei den derzeit drei Novizen handelt es sich um zwei 30-jährige Männer und um einen 50-jährigen, der bisher schon in einem Bistum als Priester gewirkt hat. In der Regel absolvieren die Novizen ein Theologiestudium und lassen sich zum Priester weihen.

    Von der Überalterung sind alle Ordensgemeinschaften in Deutschland betroffen. Nach Angaben des Dachverbands "Vereinigung der Ordensoberen in Deutschland" (VDO) leben in Deutschland derzeit über 5000 Ordensmänner in 111 Orden und Kongregationen. Von diesen sind über die Hälfte älter als 65 Jahre. Bei den Frauengemeinschaften ist das Nachwuchsproblem noch dramatischer. Von den rund 25 200 Ordensfrauen sind über drei Viertel über 65 Jahre alt. Mit 110 Novizinnen verfügen sie nur über wenig mehr Neumitglieder als die Männerorden.

    Die Augustiner blicken dennoch zuversichtlich in die Zukunft. Sie haben in ihrer 750-jährigen Geschichte schon viele Höhen und Tiefen erlebt. So zählte man im Jahr 1299 in Deutschland über 5000 Augustiner in 80 Klöstern. Mit der Reformation im 16. Jahrhundert wurden viele Kloster aufgelöst.

    So war der Orden Anfang des 19 Jahrhunderts in Deutschland fast ausgestorben. Innerhalb weniger Jahrzehnte erwachte er jedoch zu neuer Blüte. Zu den berühmtesten Augustinern in der Geschichte zählen der Reformator Martin Luther und der Botaniker Gregor Mendel, der die Vererbungslehre begründet hat.

    So unterhalten die Augustiner mit dem Kloster in Messelhausen ein "Haus der Spiritualität", in das sich Einzelpersonen gleich welcher Konfession zurückziehen können.

    Das "Haus der Stille" genannte Kloster verfügt über 29 Einzelzimmer, wovon 14 doppelt belegbar sind, außerdem über ein Referentenappartement mit Gesprächsraum sowie einem Vortragssaal, zwei Gemeinschaftsräume, zwei Meditationräume, einen barocken Speisesaal und eine Küche, die auch zur Selbstverpflegung genutzt werden kann. Derzeit leben im Kloster Messelhausen vier Patres und ein Bruder.

    Sein oberpfälzisches Kloster in Weiden hat der Orden als Schwerpunkt für die Jugendarbeit ausgebaut. Das Kloster in Münnerstadt soll in den nächsten Monaten als Jugendkloster eingerichtet werden. Sitz des Ordens und mit über 30 Mitgliedern größte Niederlassung ist das Kloster in Würzburg. Hier wird am Augustinus- und am Ostkirchlichen Institut wissenschaftlich gearbeitet. Außerdem bietet der Orden in der Residenzstadt unter anderem Seelsorge für Aidskranke an; außerdem hat er in der Würzburger Innenstadt Geschäftsräume angemietet; in dem "Gesprächsladen" kann jeder anonym und unverbindlich das Gespräch mit Patres und geschulten Beraterinnen und Beratern suchen.

    "Wir haben festgestellt, dass das Bedürfnis zu beichten, bei den Menschen immer mehr abnimmt. Aber das Verlangen, mit einem Seelsorger zu sprechen, ohne Schuld zu bekennen, nimmt zu", sagt Pater Klinke. Das Kloster im badischen Walldürn mit der drittgrößten Wallfahrt in Deutschland muss der Orden dagegen aus Nachwuchsmangel nach über 70 Jahren aufgeben. Dort übernehmen Franziskaner-Minoriten die Seelsorge.

    Weitere Informationen:
    www.augustiner.de
    www.orden.de

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