Zum 56. Mal fand am 21. März der Internationale Tag gegen Rassismus statt. Seit 43 Jahren kommen zu diesem Anlass in Deutschland die Internationalen Wochen gegen Rassismus zustande. Im Rahmen des Programms von „Demokratie leben!“ in Würzburg veranstalteten der Ausländer- und Integrationsbeirat (AIW) gemeinsam mit den Juristen Alumni Würzburg einen Vortragsabend zum Thema „Wo kommst Du eigentlich her? – Zur Identitätsfrage in einer pluralen Gesellschaft“. So steht es in einer Pressemitteilung, der die folgenden Informationen entnommen sind.
In der heutigen Zeit werde grundsätzlich eine gendergerechte, diskriminierungsfreie und allgemein sensible Sprache gefordert. Die nach wie vor oft unbedacht ausgesprochene und harmlos erscheinende Frage "Wo kommst Du eigentlich her?" löse bei zugewanderten Menschen schnell das Gefühl aus: Du gehörst hier eigentlich nicht dazu.
Es entstehen oft paradoxe Situationen
Besonders paradox sei das für Menschen, die als Kind oder Enkelkind zugewanderter Eltern oder Großeltern in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, deren Muttersprache Deutsch ist und die mit Sitten und Gebräuchen ihrer deutschen Heimat groß geworden sind.
Sie können diese und ähnliche Fragen wie zum Beispiel „Du sprichst aber gutes Deutsch!“ oder „Machst Du heuer wieder Urlaub in der Heimat?“ auch als "Ausbürgerung" aus der Mehrheitsgesellschaft verstehen. Wie sich in der anschließenden Diskussion zeigte, würden solche Fragen besonders häufig an Menschen gerichtet, die wegen äußerer Merkmale als anders"wahrgenommen werden. Ein Sohn irisch-kroatischer Eltern beispielsweise berichtete, er kenne das Problem nicht, da er nicht als anders wahrgenommen werde.
Nicht jede Frage ist gleich rassistisch
In der Veranstaltung wurde schließlich die Frage aufgeworfen, ob die Frage nach der Herkunft in einer pluralen Gesellschaft grundsätzlich rassistisch ist. Dabei wurde festgestellt, dass insbesondere die Intention der fragenden Person maßgeblich sei. Grundsätzlich sei jedoch die Frage nach der Herkunft in unserer Gesellschaft nicht unüblich und deshalb nicht per se rassistisch.
Dr. Enis Tiz, Beratendes Mitglied des Ausländer- und Integrationsbeirats Würzburg, der am Abend des Internationalen Tages gegen Rassismus an der Juristischen Fakultät über das Thema referierte, wies insbesondere darauf hin, dass nicht immer die subjektive Wahrnehmung von Umständen zwangsläufig ein Abbild objektiver Tatsachen sei und deshalb nicht so behandelt werden dürfte. Vielmehr könne ein respektvoller Umgang, also die Pflege einer positiven Debattenkultur förderlich sein, mit kontroversen Themen konstruktiv umzugehen.
Dass Oberbürgermeister Schuchardt, gemeinsam mit den Vorstandmitgliedern des AIW, an der Fassade des Rathauses ein Transparent mit dem Text “Würzburg zeigt Haltung“ anbringen ließ zeige, dass die Spitze der Verwaltung Rassismus in der Stadt nicht dulde.