„Bücher machen ist wie Kinder kriegen.“ Barbro Garenfeld weiß, wovon sie spricht. Die Mutter zweier Kinder war schon an der Produktion von über 80 Büchern beteiligt – als Lektorin, Producerin, Autorin und Herausgeberin. Ihr bislang letztes Werk ist gleichzeitig „mein wichtigstes“ – und ihr gewichtigstes: 3,3 Kilogramm wiegt das 500-Seiten-Werk „Das große Buch der Schreibkultur“, auf das Garenfeld besonders stolz ist. „Da hab ich alles rein gelegt, was ich kann“, erzählt die gebürtige Würzburgerin. Dieser Tage stellte sie das Buch und ihre Arbeit den Frauen des Inner Wheel-Club vor.
Ein Heimspiel für die 50-Jährige, die am Grünewald-Gymnasium Abitur machte, an der Uni ihr Studium begann, als 16-Jährige eine Auslandsjahr in der amerikanischen Partnerstadt Rochester verbrachte und später ein weiteres als wissenschaftliche Assistentin am Sunny College im Staat New York. Zu dieser Universität pflegt die Uni Würzburg partnerschaftliche Beziehungen.
Heimatliche Beziehungen pflegt Barbro Garenfeld regelmäßig, nachdem sie 1982 Würzburg verließ, Amerikanistik, Germanistik und Romanistik studierte und ihr Lehramts- in ein Magisterstudium umwandelte. „Weil ich merkte, dass ich viel lieber etwas mit Büchern machen wollte.“ Der Einstieg in die Welt des gedruckten Wortes lieferte ein Volontariat beim renommierten Diogenes-Verlag in Zürich, „wo ich zuerst Belegexemplare an Autoren wie Loriot oder Patricia Highsmith verschicken musste“.
Richtigen Aufschwung bekam die Verlagslaufbahn von Garenfeld mit ihrer Magisterarbeit, einer Analyse der Übersetzung von Vladimir Nabokovs Roman „Pnin“. Unter anderem war sie als Lektorin beim Taschen-Verlag für den Bereich Architektur zuständig, ein Thema, das ihr von Haus aus lag, ihr Vater ist der Würzburger Architekt Günter Garenfeld.
Nach einer fünfjährigen Erziehungspause wegen ihrer mittlerweile 17- und 15-jährigen Kinder Julian und Silja stieg Garenfeld 1999 als Selbstständige wieder ins Verlagsgeschäft ein, betreute Buchprojekte fast aller Art, auch als Autorin – doch vornehmlich Sachbücher. „Da hat man mehr Spielraum für Kreativität.“
Aus diesem Grund war sie begeistert, als ihr 2007 der h.f. Ullmann-Verlag das Projekt „Das große Buch der Schreibkultur“ anbot. Es ging darum, die Entwicklung der Schreibgeräte vom Faustkeil des Steinzeitmenschen bis zum Kugelschreiber, der „kopfüber“ schreibt, auf 500 Seiten zu zeigen und zu beschreiben. „Eine Menge Holz“, sagt Garenfeld, „normalerweise sind 250 Seiten das Maximum“.
Nach zwei Jahren war die „aufwändige, aber tolle Arbeit“ erledigt, im März 2010 hielt Garenfeld als Herausgeberin, Lektorin, Producerin und Mitautorin in Personalunion das gewichtige Werk stolz in den Händen. Und hat seitdem eine völlig neue Beziehung zu Schreibgeräten. „Die Ästhetik eines Fink-Füllers, von dem nur 150 Stück pro Jahr aus edlen Hölzern hergestellt werden, finde ich beeindruckend“, sagt Garenfeld, die persönlich am liebsten mit dem stilistisch einzigartigen „Yoropen“ schreibt.
Wunschziel Jugendroman
Sie kennt auch exquisite Schreibgeräte aus der Heimat: Der Sommerhäuser Drechsler Ludwig Mündlein verwandelt Eichenpfähle aus dem Fundament der Alten Mainbrücke in Ochsenfurt in ganz besondere Füller und Kugelschreiber. Den Main-Post-Artikel darüber hat ihr ihre Mutter Doris Schlier nach Greven bei Münster geschickt, wo Garenfeld lebt und arbeitet – bisweilen auch für die Familie: Garenfeld ist Herausgeberin von „Die ersten 21 Jahre meines Lebens“, die 2005 veröffentlichten Memoiren ihres Stiefvaters – des Würzburger Kaufmanns Kurt Schlier.
Garenfeld, das wird in ihrer Biografie wie im Gespräch deutlich, liebt die Abwechslung und traut sich neue Herausforderungen zu. Irgendwelche Wünsche? „Ja, ich würde gerne einmal einen Jugendroman schreiben.“ Ausnahmsweise mit einem ästhetisch fragwürdigen Schreibgerät. Dem Computer.