Der evangelische Dekan-Stellvertreter Max von Egidy und der katholische Stadtdekan Jürgen Vorndran weisen darauf hin, dass evangelische und katholische Kirchen in der Stadt Würzburg an den Sonntagen in der Corona-Krise in ökumenischer Verbundenheit von 9.55 bis 9.59 Uhr die Menschen durch das Glockengeläut zum sonntäglichen Gebet, zum Lesen der Bibel oder zum Mitfeiern eines Gottesdienstes am Fernseher oder in den sozialen Medien einladen. Um die Infektionswelle zu verlangsamen, werden in den Kirchen keine öffentlichen Gottesdienste mehr gefeiert, sie bleiben jedoch zum persönlichen Gebet in der Zeit von 9 bis 17 Uhr geöffnet, heißt es in einer Pressemitteilung.
Das Glockengeläut hat in Würzburg eine vielfältige Tradition
In den katholischen Kirchen läutet jeden Tag eine Glocke morgens um 7 Uhr, mittags um 12 Uhr und abends um 19 Uhr und ruft die Gläubigen zum persönlichen Gebet des „Engel des Herrn“. Dabei wird dreimal das Ave Maria gebetet und die Verkündigung und Menschwerdung Jesu Christi betrachtet. Am Abend um 19 Uhr ertönt im Anschluss eine meist kleinere, im Ton höhere Glocke, die zum Gebet für die Verstorbenen einlädt.
Um 12.05 und um 18.05 Uhr erklingt täglich vom Turm der Marienkapelle ein Glockenspiel mit der Melodie des Marienliedes „O himmlische Frau Königin“, das Friedrich Spee im Jahr 1628 für Würzburg verfasst hat. Das Glockenspiel des Bürgerspitals bringt das Kilianslied „Wir rufen an den teuren Mann, St. Kilian“ und das Frankenlied täglich um 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr und 17 Uhr zu Gehör.
Die evangelischen Kirchen läuten um 20 Uhr (St. Johannis) und um 21 Uhr (St. Stephan) zum persönlichen Abendgebet. Am Freitag um 15 Uhr läutet eine Glocke jeder Kirche zur Sterbestunde Jesu Christi, am Samstag um 15 Uhr läuten die Glocken den Sonntag ein.
Glocken läuten von 9.55 bis 9.59 Uhr
Bis zum 16. März haben die jeweiligen Kirchen zu ihren Gottesdiensten an Sonn- und Werktagen geläutet. Seit dem 17. März ist dieses an das jeweilige Gottesdienstangebot gebundene, liturgische Geläute verstummt. Ab dem 22. März werden sonntags bis zum Ende der Einschränkungen durch die Corona-Krise die Glocken der evangelischen und katholischen Kirchen in Würzburg von 9.55 bis 9.59 Uhr läuten.
Vivos voco. Mortuos plango. Fulgura frango. So hat Friedrich Schiller über sein Lied von der Glocke geschrieben, bevor er anhebt: „Festgemauert in der Erden / Steht die Form aus Lehm gebrannt.“ Die Überschrift lautet auf Deutsch: „Lebende rufe ich. Tote beklage ich. Blitze zerbreche ich.“ Auch in der Stadt Würzburg hat das Läuten der Glocken eine lange Tradition und eine vielfache Bedeutung, die auch in der Corona-Krise erhalten bleiben soll. Die Dekane weisen auf die Bedeutungsveränderung des Geläutes am Sonntag vor 10 Uhr hin.
Gottesdienste im Fernsehen und IntenetAus der Sepultur des Domes wird sonntags um 10 Uhr über über www.bistum-wuerzburg.de eine katholische Messfeier gestreamt. ARD und ZDF übertragen bereits um 9.30 Uhr einen Sonntagsgottesdienst im Wechsel aus evangelischen und katholischen Kirchen.