Spätestens in drei Jahren wollen die Würzburger Kickers Zweitliga-Fußball spielen. Diese „Vision“, so Vorstandsvorsitzender Daniel Sauer, hat der Verein in das Projekt „3x2“ verpackt, das jetzt vorgestellt wurde. Und wie das mit Visionen so ist, so richtig genau weiß man noch nicht, wie sich diese erfüllen sollen und vor allem wo. Was man schon weiß: Ein größeres Stadion – ob am Dallenberg oder anderswo – und ein neuer VIP- und Hospitality-Bereich spielen dabei eine große Rolle wie auch der „Paten-Bocksbeutel“, dessen Verkauf helfen soll, die Visionen zu finanzieren.
Schon sehr real ist die Planung eines neuen VIP-Bereiches, eine wichtige Einnahmequelle für den Spielbetrieb. Für die etwas exklusivere Art, ein Fußballspiel anzuschauen bei gleichzeitiger Verköstigung, sind vor allem Sponsoren die Zielgruppe. So entstand neben der Kickers-Gaststätte das „VIP-Zelt“, das sich großer Nachfrage erfreut, aber wegen angeblicher Lärmbelästigung auch für Ärger bei den Anwohnern sorgt. Deshalb erhielten die Kickers von der Stadt die Auflage, bis Ende 2015 Pläne samt Bauantrag für einen festen Neubau einzureichen, was – wie berichtet – auch geschah.
Wann er den Stadträten im Bauausschuss zum Entscheid vorgelegt wird, ist nicht bekannt.
Und wie der Bau genau aussehen soll und wieviel Geld der Verein dafür in die Hand nimmt, darüber machte der Vorstandsvorsitzende der Kickers AG bei der Pressekonferenz zum „3x2“-Projekt am Donnerstag keine Angaben. Man plane auf Hochtouren und stehe in ständigem Austausch mit der Stadt, sagte Sauer, zumal es Alternativen in der Ausführung gebe.
„Wir werden und wollen den Behörden nicht vorgreifen, sondern der Öffentlichkeit zu gegebener Zeit die Fakten präsentieren, die am Ende auch realisiert werden“, betont Sauer. Bauherr ist der Verein, der laut Sauer aber mit Zuschüssen der Kickers AG – bei der der Profibereich angesiedelt ist – rechnen kann.
Der Neubau soll an gleicher Stelle wie das VIP-Zelt entstehen, dessen Betrieb nur bis Saisonende von der Stadt geduldet wird – und wieder für etwa 300 Personen. Doch es scheint sich mehr zu verändern als der Wechsel von Zeltstoff auf Backstein – jedenfalls nach den Vorstellungen der Kickers. Diese sprechen von einem erweiterten Angebot „inklusive der Möglichkeit eigener exklusiver Logen mit Balkonen für private und geschäftliche Zwecke“.
Schon jetzt sei die Nachfrage nach VIP-Tickets und exklusiven Plätzen in der „Flyeralarm-Arena“ so groß, dass man den vielen Anfragen nicht gerecht werden könne, sagt Sauer. Der geplante Neubau solle zudem „neben dem Fußball weitere attraktive Nutzungen“ ermöglichen.
Das birgt möglicherweise Sprengstoff im noch schwelenden Konflikt mit Anwohnern, denen schon die bisherige Nutzung des VIP-Zeltes ein Dorn im Auge ist. Nicht zuletzt deswegen hatte die Stadt dem Verein zuletzt die Ausrichtung der Jugend-Weihnachtsfeier im Zelt versagt.
Die Pläne für den Neubau seien den Anwohnern von der Bürgerinitiative vorgestellt worden, sagt Kickers-Sprecher Fabian Frühwirth, die Reaktionen seien „unterschiedlich“ gewesen. Demnächst sehen sich Anwohner und die Kickers – als Beigeladene – vor dem Verwaltungsgericht. Nachbarn vom Dallenberg klagen unter anderem wegen Lärm- und Lichtbelästigung gegen die entsprechenden Baugenehmigungen der Stadt. Macht sich der Verein wegen möglicher Konsequenzen Sorgen? „Wir haben die Auflagen der Stadt erfüllt und warten jetzt einfach ab“, sagt Frühwirth. Die Kläger äußern sich nicht zu der Angelegenheit.
Was die Nachbarn von den „Visionen“ der Kickers halten, ist auch nicht bekannt. Dagegen hat OB Christian Schuchardt bereits die Unterstützung der Stadt „nach unseren Möglichkeiten“ für das „ambitionierte Projekt“ Zweite Liga zugesagt. Ebenso Sportreferent Muchtar Al Ghusain, der auch einen persönlichen Beitrag leisten will: „Ich werde mir eine neue Dauerkarte kaufen.“