Kaum einer von ihnen denkt jedoch mehr über den Namen des Weges nach oder erinnert sich dabei gar aktiv an die Gaubahn. Deren letztes Kapitel war vor genau zehn Jahren aufgeschlagen worden.
Die heiße Phase des Abbaues lief im Sommer 1993. Insgesamt dauerten die "letzten Tage" sogar zwei Jahre. Im Januar 1992 hatte der Abbau bereits zwischen Röttingen und Schäftersheim begonnen. Bis Ende Mai 1992 fuhren noch kurze Güterzüge, so genannte "Übergaben", zwischen Ochsenfurt und Creglingen.
1993 schließlich fraßen sich die Abrissbager dann Schritt für Schritt durch den Gau, hoben ein Gleisjoch nach dem anderen aus dem Schotter. An Ort und Stelle wurde das Material fein säuberlich getrennt nach Schienen, Eisenschwellen, Holzschwellen, Schrauben und Kleineisen, um dann mit Lastwagen in Richtung Schrottverwertung gefahren zu werden. Die Gaubahn ging sprichwörtlich den Weg des alten Eisens.
Ein Bild mit Symbolcharakter: Der Straßenverkehr hatte der Schiene den Rang abgelaufen. Der Personenverkehr auf der Strecke endete schon im September 1974. Ende der 80-er Jahre hatten sich Zuckerfabrik und Rübenbauerverband entschlossen, Rüben künftig nur noch mit Lastwagen anzufahren, wofür der neue Rübenhof auf dem Fabrikgelände gebaut wurde. 1990 war im Werk Ochsenfurt die letzte Kampagne mit Bahnanfuhr. So entfiel auch ein Großteil des Transportaufkommens auf der Gaustrecke. Die Wirtschaftlichkeit war nicht mehr gegeben.
Die damalige Bundesbahn beeilte sich, den Stillegungsantrag zu stellen, der dann vom Wirtschaftsministerium auch genehmigt wurde.
Heute erinnern an die Eisenbahn im Gau noch ein paar Bahnsteigkanten, etliche Kilometersteine aus königlich bayerischer Staatsbahnzeit, Reste von Verladeanlagen und vor allem die mustergültig restaurierten und gepflegten Stationsgebäude in Gaukönigshofen und Gelchsheim. Die Trasse selbst dient weiterhin der Fortbewegung, allerdings der individuellen per Pedes oder Drahtesel.