Beim Discounter Aldi in der Stuttgarter Straße kostet die H-Milch (1,5 Prozent Fett) 54 Cent, die Vollmilch (3,5 Prozent) 61 Cent. Ein Preis, der deutlich unter den bis zu 73 Cent liegt, die noch vor ein paar Wochen verlangt wurden. Aus dem Aldi-Zentrum Helmstadt heißt es, die Kunden würden seit dem 28. Mai mehr H- und Vollmilch kaufen als sonst: „Die H-Milch ist zur Zeit nicht mehr lieferbar, aber in den Filialen sind noch ausreichende Mengen vorhanden.“ Sie käme aus Bayern.
Bei Norma in Heidingsfeld wird die Milch für denselben Preis verkauft. Dazu wird Bio-Milch für 95 Cent der Liter angeboten. Auch hier kaufen die Kunden laut einer Mitarbeiterin viel mehr Milch, vor allem die mit 1,5 Prozent Fett. Lieferengpässe wurden nicht festgestellt. Und das, obwohl die Milch auch hier aus Deutschland – nämlich dem oberfränkischen Scheßlitz – kommt.
Bei Discount-Konkurrent Lidl am Heuchelhof wollte man nicht über das Thema Lebensmittel reden. Die für die Würzburger Lidl-Filialen zuständige Mitarbeiterin war nicht erreichbar.
Bei den Würzburger Verbrauchermärkten im gehobenen Preissegment bleibt der Ansturm auf die Milch – anders als bei den Discountern – aus. „Noch haben wir keine Lieferengpässe. Aber wer weiß, wie es in ein paar Tagen aussieht“, sagt Kurt Hopf, Marktleiter des Tegut in der Sanderau. In seiner Filiale wird Milch aus Niedersachsen und Hessen angeboten, zu Preisen von 61 Cent bis 1,19 Euro für Bio-Milch.
Auch beim Kupsch in der Zellerau gibt es Milch aus Deutschland. Lieferengpässe und gestiegenes Käuferinteresse aber nicht.
Ein paar Querstraßen weiter in Richtung Stadtmitte, im Milchladen, macht man sich eigene Gedanken zum Thema Lieferboykott: „Wir hoffen schon, dass dann mehr Leute ihre Milch bei uns trinken“, sagt Martin Dobat, Gründer des Cafés, in dem Milchshakes, aber kein Alkohol ausgeschenkt werden. Der Betreiberverein Milchcafé e.V. kümmert sich dort auch um Suchtkranke.
„Wir müssen aber auch überlegen, woher wir dann unseren Rohstoff bekommen. Bisher beziehen wir die Milch im Großhandel“, ergänzt Martin Dobat. Eventuell müsse man die Milch direkt vom Bauernhof beziehen – wie in den Anfangsjahren des Cafés 1980 bis 1983: „Bei uns muss keiner glauben, dass er keine Milch mehr bekommt.“