Und Konzentration!“ ruft Tanztrainerin Jessica Tate. An der Ballettstange drücken 20 Mädchen ihre Rücken durch. „Eins und zwei und piqué.“ Die Fußspitzen stehen. Während sich die Ballett-Klasse der „Dance Steps“-Schule zu klassischer Musik bewegt, erklingt nebenan spanische Gitarrenmusik: Hier wird Flamenco geübt. Im ersten Stock tönen die Klänge von Blech- und Streichinstrumenten über den Flur. Eine Treppe weiter oben: Stille. In den weiß und erdfarben gehaltenen Räumen brennen Kerzen. Auf dem Holzparkett meditieren Schwangere im Yogasitz.
Wer bei der Mozartschule nur an einen jahrelangen politischen Zankapfel denkt, übersieht etwas: Neben den Schülern der ausgelagerten Klassen zweier Würzburger Gymnasien kommen hier Menschen zum Sport treiben, Entspannen, Lernen und Musizieren her. In den 14 Jahren seit dem Auszug des Mozartgymnasiums ist so ein kleines kulturelles Zentrum entstanden – ganz von alleine, von der Stadt gefördert durch günstige Mieten.
Auch die Sing- und Musikschule ist im Haus: In vier Räumen im dritten Obergeschoss sind fünf Lehrkräfte 32 Stunden in der Woche tätig und unterrichten rund 100 Schüler. Das Würzburger Jugendsinfonieorchester übt einmal wöchentlich im Erdgeschoss. Den jungen Musikern gefällt am besten, dass sie mitten in der Stadt sind. Orchesterleiter Marco Gorencic ist sich sicher: „Wenn wir nicht so zentral wären, könnten viele Kinder und Jugendliche nach dem Nachmittagsunterricht gar nicht kommen.“
Auch Tanztrainerin Jessica Tate und Yoga-Lehrerin Katja Seuffert schwärmen: „Das Miteinander der verschiedenen kulturellen Einrichtungen schafft eine unglaublich schöne und bereichernde Atmosphäre“. Genauso schön finden Seuffert das Ambiente des 50er Denkmals: „Es gibt in Würzburg wenige Gebäude, die so einzigartig sind und voller Energie stecken.“
Allen ist klar, dass es bald mit ihrem Kultur-Biotop vorbei sein könnte. Denn egal ob sich die Bürger für Abriss, Teilabriss oder Sanierung der Schule entscheiden: Die niedrigen Mieten werden dann steigen.
Weitere Nutzer in der Mozartschule: 17 Räume nutzen Siebold und Riemenschneider-Gymnasium, 20 werden insgesamt von privaten Nutzer gemietet. Daneben haben die Heiner-Reitberger-Stiftung, Filminitiative, Volkshochschule und das Standesamt Räume. Die Turnhalle nutzen drei Vereine, in Aula und Foyer ist noch bis zum Umzug 2016 das Central Kino.