„Ich erkenne meine Sorten mit dem bloßen Auge“, sagt Ritter, der die Gärtnerei in der Winterhäuser Straße von seinem Vater in der vierten Generation übernommen hat. Ihre Farben heißen unter anderem „Electric Fire“, „Red Elf“, „Cinnamon Star“, „Da Vinci“ und „Millennium“. Von Rot über Pink, Orange, Burgund und Weiß bis zweifarbig reicht die Palette.
Doch der 37-jährige Gärtnermeister ist der Meinung: „Für mich ist der traditionell rote Weihnachtsstern das, was man mit Weihnachten verbindet.“ – Die Ur-Form des Weihnachtssterns war ein etwa drei Meter hoher Baum, der auch rote Blüten getragen hat.
Im Mai hat Ritter bereits die zwei Zentimeter hohen Jungpflanzen gekauft. „Ich bevorzuge einen stabilen Topf und verwende ein abgestimmtes Substrat, dann ziehe ich sie mit viel Liebe und Handarbeit groß“, sagt Ritter. Je nach Wachstumsstand verschiebt er die Pflanzen, die auf Rolltischen stehen, um ein optimales „Klein-Klima“ in der Kultur zu erzeugen: Im Gewächshaus herrscht in kleinem Rahmen ein Klima zwischen 14 und 21 Grad Celsius, damit die Pflänzchen gedeihen können.
Liebesstern in Frankreich
Über den Weihnachtsstern weiß Ritter einiges zu erzählen: „In Frankreich heißt er Liebesstern, den schenken sich Verliebte fast das ganze Jahr lang.“ In den USA gehöre die Pflanze zur Weihnachtszeit in jeden Haushalt und die Schweden hätten im Durchschnitt sogar zwei bis drei davon.
Auch soll der Weihnachtsstern mit einem Fluch behaftet sein: „Ein alter Schamane hat in Mexiko seinen Weihnachtsstern immer in einer Holzkiste mit sich getragen“, erzählt Ritter. Als ein amerikanischer Farmer ihm Geld und Feuerwasser dafür geboten hat, habe der Schamane abgelehnt: „Der Weihnachtsstern ist mein innerer Zauber, er bringt mir Glück und Zufriedenheit.“
Da habe ihn der Farmer betrunken gemacht und die Pflanze gestohlen. Als der Schamane dies bemerkte, habe er den Dieb mit einem Fluch belegt. – „Dieser Fluch wirkt noch heute“, sagt Gärtnermeister Ritter augenzwinkernd. Jedes Jahr würden den Weihnachtsstern Insekten oder Krankheiten befallen, mal seien die Energiekosten zum Kultivieren sehr hoch, mal gebe es Absatzschwierigkeiten.
In seinem energiesparenden Gewächshaus zieht Egino Ritter eine „besonders gute Qualität“ heran: Die Weihnachtssterne haben eine lange Kulturzeit – im Gegensatz zu Discounter-Ware, deren Kulturzeit verkürzt wird, was dazu führt, dass die Pflanzen nicht widerstandsfähig sind. Zu schnell kultivierte Weihnachtssterne könnten bei minus fünf Grad Celsius bereits nach zehn Metern tot sein. Gegen den Befall der weißen Fliege arbeitet Ritter mit einem Nützling, der Schlupfwespe. Statt mit Plastikfolie einzeln verpackt wie im Baumarkt, verwendet er Mehrweg-Verpackungen.
„Meine Pflanzen halten bis Fasching“, verspricht der Gärtnermeister, der mit den Weihnachtssternen Blumenläden in Würzburg und Umgebung beliefert, auch den seines Bruders Frank Ritter in der Wolfskeelstraße in Rottenbauer. „Ich möchte, dass meine Kunden Freude an den Weihnachssternen haben und damit zufrieden sind“, sagt er.
Damit der Weihnachtsstern auch bis Fasching hält, empfiehlt Ritter einen hellen Standort, die Pflanze nicht im Zug oder über der Heizung stehen lassen, nur nach Bedarf gießen, nie richtig austrocknen oder nasse Wurzeln aufkommen lassen.