Ursprünglich sollte in freier Investor für den Bau eines neuen Pflegeheims an der Uffenheimer Straße gefunden werden – im Rahmen einer Ausschreibung. Die ist nun nicht mehr nötig, nachdem sich der Landkreis bereit erklärt hat, über sein Kommunalunternehmen als Investor einzusteigen.
Die Stadt allein wäre mit der Sanierung des Hauses überfordert gewesen. Man war auf einen externen Geldgeber angewiesen, wollte man nicht die zwangsweise Schließung des Pflegeheims riskieren. Seit Jahren hatte die staatlichen Heimaufsicht und der medizinische Dienst der Krankenkassen verschiedene Mängel in dem Heim beanstandet und lange alle Augen zugedrückt. Vor zwei Jahren dann wollten sich die staatlichen Kontrolleure nicht länger vertrösten lassen und drohten mit der sofortigen Schließung, wenn die Stadt nicht die gröbsten Mängel behebt.
Um dem zu entgehen, steckte die Stadt einen sechsstelligen Betrag in die Einrichtung, obwohl schon feststand, dass das Haus komplett abgerissen wird. Ein Fachbüro war zuvor zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Neubau im rückwärtigen Teil des Grundstücks wirtschaftlicher ist als eine Sanierung. Während der Bauzeit kann das alten Heim weiter betrieben werden. Es geht also auch kein Geld durch Leerstände und Fehlbelegungen verloren. Die alten Menschen können bis zum Komplett-Umzug im Altbau wohnen bleiben. Anschließend wird der Altbau abgerissen. An seine Stelle sollen dann der Trakt mit Appartements für betreutes Wohnen treten.
Die Stadt Ochsenfurt, genauer gesagt die städtische Pfründespitalstiftung als eigentlicher Eigentümer, stellt dem Landkreis das Grundstück mit rund 7500 Quadratmetern unentgeltlich zur Verfügung. Die Klosterkirche und die Rest der alten Klostergebäude sind davon ausgenommen. 2,5 Millionen Euro Altschulden, die noch auf dem Pflegeheim lasten, bleiben ebenfalls an der Stadt hängen. Und schließlich muss der Stadtsäckel auch noch für den Abriss des Altbaus aufkommen – grob geschätzt noch einmal 400 000 Euro.
Der Deal mit dem Landkreis ist für die Stadt also keineswegs ein Schnäppchen, vermutlich aber die einzige Möglichkeit, um an gleicher Stelle ein Altenheim in kommunaler Trägerschaft zu erhalten.
Im Kreistag waren der Entscheidung des Landkreises harte Verhandlungen vorangegangen. Vorbehalte waren vor allem aus den Gemeinden laut geworden, die selbst ein Seniorenheim bauen wollen und sich ebenfalls den Landkreis als finanzstarken Partner an der Seite wünschen. Zumal das Kommunalunternehmen zeitgleich in Eibelstadt ein weiteres Pflegeheim bauen will um sich den Markt auf der Achse Würzburg-Ochsenfurt zu sichern.
Das Eibelstadter und das Ochsenfurter Heim sollen parallel gebaut werden, möglicherweise von der gleichen Baufirma. auf diese Weise hofft man Kosten zu sparen. Bis es soweit kommt will das Kommunalunternehmen zunächst die weiteren Planungsschritte ausschreiben. Auch den Projektsteuerer hat man gewechselt.
Geplant ist der Baubeginn im nächsten Frühjahr. Bis Herbst 2011 könnten die beiden Pflegeheime dann bezugsfertig sein. Erst danach beginnt der Abriss des Altbaus an dessen Stelle später der Trakt mit Seniorenappartements tritt.
Daten & Fakten
Pflegeheime des Landkreises in Ochsenfurt und Eibelstadt
84 Pflegeplätze soll das neue Pflegeheim Haus Franziskus in Ochsenfurt erhalten, 40 weniger als bisher. Außerdem sind Appartements für betreutes Wohnen, ein Apotheke sowie Praxen für einen Arzt und einen Physiotherapeuten geplant. So Dr. Alexander Schraml, Vorstand im Landkreis-Kommunalunternehmens und somit künftiger Bauherr. Die Pläne für das neue Altenheim stehen, sagt Schraml. Was noch fehlt ist, die notarielle Beurkundung. Spätestens Anfang November soll der Kauf unter Dach und Fach sein, sagt Schraml. Grünes Licht hat das Kommunalunternehmen mittlerweile auch vom Landesamt für Denkmalpflege. Die Denkmalpfleger hatten ein Bodengutachten verlangt, um auszuschließen, dass historisch interessante Grabstätten des ehemaligen Klosters überbaut werden. Die Klosterkirche und die Reste des Kreuzgangs gehen nicht an den Landkreis über. Sie bleiben Eigentum der Pfründespitalstiftung, die bisher formell Eigentümer des Altenheims war. Auch in Eibelstadt stehen die Pläne weitgehend. 56 Pflegeplätze soll das Heim haben. Wie in Ochsenfurt sind auch dort zusätzlich Appartements für betreutes Wohnen eingeplant.