Es ist das Todesjahr Balthasar Neumanns, in dem die Ingolstadter Kirche nach zwei Jahren Bauzeit 1753 von dem 66-Jährigen fertig gestellt wird. Neumann hatte den Bau geplant und geleitet. Es ist eine seiner typischen kleinen Landkirchen. Gebaut wurde sie, den örtlichen Gegebenheiten folgend, auf dem Areal der alten Kirchenburg als Fassadenturmkirche.
Mit einem eingeschnürten Zwiebelhelm ist der Turm gedeckt, durch den man das Gotteshaus über die Freitreppe und ein einfaches Portal betritt. Der in der Kirche liegende Turm muss durchschritten werden, um unter der Empore hindurch in die lichte Pracht des Neumannschen Barock zu gelangen.
Große, rundum liegende Rundbogenfenster und die einfache, streng mathematische Gliederung dieser Saalkirche unterstreichen den barocken Glanz. Der Chorbogen entspricht ihnen, umgreift die Altarfenster, in deren Mitte sich der baldachinartig aufgebaute Altar erhebt.
Auch in Ingolstadt hat Neumann die für seine Landkirchen typische Dreigliederung gewählt. Die Symmetrie des Baus wird nur durch die östlich angesetzte Sakristei unterbrochen.
Bitte um Selbständigkeit
50 Jahre lang hatten die Kirchengemeinde Ingolstadt und die Pfarrer von Eßfeld in Würzburg um eine neue Kirche und eine selbständige Pfarrei gebeten. 1748 gelingt Letzteres. Mit dem Fürstbischof in Würzburg als geistlichem Herrn und der geyer'schen, ansbachischen und preußischen Verwaltung waren die Verhältnisse in Ingolstadt seit der Gegenreformation schwierig.
Für den Kirchenbau soll sich schließlich der Domherr Franz Zobel von Giebelstadt bei den Zehnt- herren, den Fürstbischöfen von Würzburg, wegen des schlechten baulichen Zustandes der Vorgängerkirche verwendet haben.
Noch 1753, so beschreibt es Heimat- und Archivpfleger Peter Wamsler in dem zum Jubiläum herausgegebenen Kirchenführer, sollen die beiden um 1700 entstandenen Rokoko-Seitenaltäre als Geschenk des Klosters Tückelhausen nach Ingolstadt gekommen sein. Die vier Evangelisten sind ihnen auf Konsolen beigestellt - ganz in Polierweiß und Gold gefasst - wie auch der Hochaltar mit der Skulptur der Maria Immaculata, mit Glorie und von zwölf Sternen gekrönt.
Sie steht, den Blick überstreckt nach oben zur heiligen Dreifaltigkeit gewandt. Der Tabernakel ist das Fundament des Altars, eine Komposition, die die barocke Marienfrömmigkeit widerspiegelt und den Tabernakel, wie seit der Gegenreformation üblich, in den Mittelpunkt stellt. Entstanden zwischen 1768 und 1772, wird die Rokoko-Arbeit Johann Georg Auwera (1740-1823) zugeschrieben, ebenso wie die Büsten von Joachim und Anna auf den Seitenbrücken.
Eine mehr als zwei Meter große Überraschung birgt sich eingeschlagen hinter dem Hochaltar. Es ist das Altarbild Maria Immaculata des Giebelstadter Kirchenmalers Georg Michael Hanftmann (1834-1867), das einst den linken Seitenaltar schmückte.
Tod durch Bleivergiftung
Eine Bleivergiftung hatte den Maler jung dahingerafft, und sein Bild des linken Seitenaltars war 1957 durch den heiligen Burkard von Carl Clobes (1912-1996) ersetzt worden. Der geistliche Rat Heinrich Grimm (1882-1970), der letzte Pfarrer in Ingolstadt, hatte den Burkard in Auftrag gegeben, nachdem er als zweiter Kirchenpatron verehrt wird.
Was die Kirche neben der Kunst eines Neumann, Auwera und Johann Georg Oegg, dem fürstbischöflichen Hofschlosser in Würzburg, von dem das lothringische Turmkreuz stammt, noch interessant macht, sind die noch erhaltenen Epitaphe der Geyer.
Bis 1601 hatte der vorherige Kirchenbau als Grablege-Kirche der Linie Geyer von Giebelstadt zu Ingolstadt gedient, die mehr als 350 Jahre die Geschicke des Dorfes prägten.
Das Renaissance-Epitaph Konrad Geyers, des 1601 verstorbenen letzten Repräsentanten dieser Linie ziert den östlichen Sakristeianbau. Mit dem von ihm gestifteten Taufstein und zweier weiterer Epitaphe befinden sich heute in der Marienkirche kunst- und kulturhistorisch besonders wertvolle Denkmäler.