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Untereisenheim: Die Quitte als Duftwunder und Leckerbissen

Untereisenheim

Die Quitte als Duftwunder und Leckerbissen

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    Marius Wittur im Glück: Bei der diesjährigen Quittenannahme hat er eine neue Sorte entdeckt. Die Früchte stammen von einem Baum, der über 200 Jahre alt sein soll.
    Marius Wittur im Glück: Bei der diesjährigen Quittenannahme hat er eine neue Sorte entdeckt. Die Früchte stammen von einem Baum, der über 200 Jahre alt sein soll. Foto: Fotos: Konrad

    Die Quitten sind reif. Ihre „quittengelbe“ Farbe leuchtet in den Bäumen, ihr besonderer Duft verwöhnt die Nase und der weiche Flaum um die außergewöhnliche Frucht verleitet dazu, sie in den Händen zu drehen und zu bestaunen. In den letzten Jahren ist die Quitte aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht. „Sie erlebt eine Renaissance“, sagt Marius Wittur.

    Niemand dürfte das besser wissen als er. Dass die Quitte vor allem in Mainfranken wiederentdeckt wurde, ist Marius Wittur zu verdanken. 1999 ist der heute 43-Jährige als gelernter Baumpfleger aus dem Apfeldorf Wehrheim im Taunus nach Mainfranken gekommen. Er wurde in Untereisenheim (Lkr. Würzburg) sesshaft und hat hier in der Quitte seine Passion gefunden.

    Zunächst hat Wittur der „unwiderstehliche Duft“ und das Aroma der Quitte begeistert, und als Experte für den Gehölzschnitt von Obstbäumen interessierte ihn der Quittenbusch an sich. In der Zwischenzeit dreht sich bei ihm, seiner jungen Familie mit Frau Leonie und den beiden kleinen Kindern, seinen Helfern und Weggefährten, alles um die Quitte.

    Wittur ist der unangefochtene „Quittenpapst“ an der Mainschleife. Er hat Hunderte von Quittenbäumen mit Regenerationsschnitten gerettet, einen Quittenlehrpfad bei Astheim eröffnet, Patenschaften zum Schutz des 4000 Jahre alten Kulturbaums geschlossen, alte Quittensorten wiederentdeckt und die genetische Vielfalt durch Vermehrung und Wiederverbreitung gesichert.

    Radioredakteure, Fernsehsender und Gourmetzeitschriften klopfen zuhauf bei ihm an. Für seine Führungen auf dem Quittenlehrpfad im April und Oktober kommen Gäste von weither. Auf Gourmet-Messen ist er mit seinem exotisch anmutenden Stand beliebt, und seine Quittenprodukte heimsen Preise ein.

    2015 zählte der Quitten-Secco von Witturs Firma Mustea zu den besten Bioprodukten in Bayern. In diesem Jahr wurde sein „Quittenbrot“ auf der Grünen Woche in Berlin von der Landesvereinigung für ökologischen Landbau in Bayern ausgezeichnet. Das ist der Zusammenschluss aller Öko-Verbände in Bayern. Der bayerische Staatsminister Helmut Brunner hat im Januar persönlich die Urkunde an Marius Wittur verliehen. Das hat ihn sehr stolz gemacht.

    „Wir bemühen uns um Sortenerhalt und Produktveredlung der Quitte“, sagt Wittur. Er erzählt, dass „alte Männer und Frauen oft Tränen in den Augen haben“, wenn sie seine Produkte kosten und sich dabei an ihre Kindheit erinnern. Früher standen Quittenbäume noch in jedem Garten und an jedem Rangen, und das Quittenbrot war eine beliebte Süßigkeit, bevor es von der Schokolade verdrängt wurde.

    Früher konnte jede Hausfrau Quittenbrot herstellen. Es war über Jahrhunderte die fränkische Süßigkeit schlechthin in den Wintermonaten und der „Exportschlager“ bis nach München. Lange Zeit galt dieses Konfekt für den Adel und das Bauernvolk gleichermaßen als besonderer Leckerbissen.

    Das Obstkonfekt wird aus Fruchtmus gewonnen. Seit 2003 sucht Wittur nach der perfekten Rezeptur und Aufmachung seiner süßen Köstlichkeit. In einem speziellen Ofen trocknet er langsam und bei niedrigen Temperaturen das Quittenmus. Anschließend wird es in Würfel geschnitten und in drei Arten in hübsche Pralinenschachteln verpackt. Das exklusive Quitten-Bio-Produkt hat seinen Preis. Gute 150 Gramm kosten 11,50 Euro.

    Der Biolandhof versendet seine Produkte, die man im Internet unter dem Stichwort „mustea“ bestellen kann. Sie sind auf Märkten und Feinkostmessen zu kaufen. Auch einige Edeka-Märkte, die Wert auf regionale und besondere Produkte legen, bieten Erzeugnisse aus dem Biolandhof mustea an.

    Wittur baut verschiedene Sorten Quitten mittlerweile auf 80 Flächen in einem Radius von rund 30 Kilometern um Untereisenheim an. Und er hat dazu beigetragen, dass auch andere Bauern und Gartenbesitzer von ihm gezogene Bäume mit besonderem Aroma wieder anpflanzen. Denn mittlerweile ist bekannt, dass der Biolandbetrieb Mustea im Herbst bestimmte Quittensorten annimmt und einen fairen Preis für das angelieferte Obst bezahlt.

    Vor ein paar Jahren noch hat Marius Wittur bei der Annahme von Quitten ab und an neue „alte Sorten“ entdeckt. Wenn ihm jemand von Bäumen erzählt, die 30 oder manchmal sogar 80 Jahre alt sind, bekommt er strahlende Augen. In diesem Jahr wäre er beinahe vor Freude in die Luft gesprungen, als ihm „ein Ehepaar mittleren Alters aus Gießen“ etwa 70 Kilogramm Quitten anlieferte und dabei deren Geschichte erzählte.

    Wenn es wahr ist, stammen die Quitten von einem Baum, der über 200 Jahre alt ist und in einem privaten Gartengrundstück in den Weinbergen bei Schweinfurt steht. Die Angaben des Ehepaars über den mehrstämmigen Strauch waren so genau und schlüssig, dass Biobauer Wittur davon ausgeht, dass sie wahr sind. Die Familie der Besitzerin habe das Grundstück 1936 erworben und schon damals habe es den Quittenbaum gegeben. „Meine 1889 geborene Großmutter hat mir erzählt, dass unser Quittenstrauch 200 Jahre alt ist“, berichtete die Gießenerin dem Biobauern.

    Der hatte zuvor diesen Urtyp von Quitte in der Tat noch nie gesehen. Schon beim ersten Blick auf die Frucht sei ihm deren Besonderheit bewusst gewesen. Bei der mittelgroßen Frucht des alten Baumes seien die Früchte sehr unterschiedlich ausgeformt. Der Stilansatz habe eine deutliche Wölbung, die bei andern Quitten in dieser Form nicht ausgeprägt sei. „Die Kelchgrube ist zudem tief und rund“, erklärt der Quittenexperte. Er freut sich schon riesig darauf, den dazu gehörenden Baum demnächst sehen und hoffentlich vermehren zu dürfen.

    Altes und Modernes zu verbinden, das liegt Familie Wittur am Herzen.

    Rezepte willkommen Für ein Rezeptbuch über Quitten sammelt Marius Wittur Anregungen von Liebhabern der Quitte. Er bittet, ihm alte Familienrezepte und neue Eigenkreationen rund um die Quitte per Post oder per Mail bis 15. November zuzuschicken. Die Rezepte und Fotos werden mit dem Namen der Einsender in dem geplanten Buch veröffentlicht. Willkommen ist alles: von der Herstellung von Gelee und Marmelade, dem Einlegen, Einwecken, Trocknen über das Versaften, Vermosten, Kuchenrezepte, Desserts, über die Quitte in der herzhaften Küche mit Wild, Lamm, Fisch oder Geflügel, oder die Likörherstellung. Einsendungen an: Marius Wittur, Hadergasse 19, 97247 Untereisenheim, E-Mail: info@mustea.de

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