Zum 18. Mal begrüßte Bernhard Schlereth im Hofkeller der Würzburger Residenz die rund 100 Gäste der Närrischen Weinprobe. Von Routine jedoch keine Spur. Der Präsident des Fastnacht Verbands Franken (FVF) gibt sich keck. Das unterstreicht auch der kleine mit Pailletten verzierte Zylinder auf seinem Kopf, den er seitlich trägt. Schlereth weiß um die Verdienste des FVF und um den Erfolg der Sendung, die zum 15. Male im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt wird. Denn mit einem Lächeln meint er, dass die Verantwortlichen vom Bayerischen Fernsehen Glück hätten „mit so netten Menschen wie uns zusammenzuarbeiten“.
Geboren wurde das Format Ende der 90er Jahre, als der damalige Direktor des Hofkellers, Rowald Hepp, der 2007 gestorbene Karlstadter Sitzungspräsident Detlef Wagenthaler („Gnadenlose Witze“) und eben Schlereth bei einem Schoppen zusammensaßen. „Die kuschelige Atmosphäre zwischen den Fässern ist einzigartig“, sagt Schlereth heute, „es ist ein ganz besonderes Flair und die Akteure lieben die Nähe zum Publikum“.
Am Ende ein Kompliment
Bei der Aufzeichnung der BR-Sendung am 13. Januar ist diesmal der bekannte Modeschöpfer Karl Lagerfeld da, ebenso haben Mitglieder der US-amerikanischen Hard-Rock-Band „Kiss“ den Weg in den Hofkeller gefunden. Zumindest ist die Verkleidung perfekt. Ganz sicher anwesend aber sind die Bayerische Weißwurstkönigin Luisa Schömig sowie der neue Fernsehdirektor des BR, Reinhard Scolik. „Wenn's dem nicht gefällt, sind wir weg“, befürchtet Martin Rassau von der Comödie Fürth eingangs. Er führt wieder gewohnt souverän und mit spitzen Bemerkungen durch die Weinprobe. Doch seine Angst ist unbegründet. Am Ende der Sendung gibt es von dem Österreicher Scolik ein großes Kompliment.
Die närrische Weinprobe bietet wieder einen Querschnitt des fränkischen Humors und dazu Weine, die zum Beispiel „cool“ sind und die Jugend im Glas verkörpern, so Nicole Then. Die ehemalige Deutsche Weinkönigin findet noch andere blumige Beschreibungen für die fränkischen Tropfen, die zur Weinprobe serviert werden.
Auffallend sind in diesem Jahr auch sehr ernste Töne, zum Beispiel von Gerlinde Hessler (Karlstadt). Sie nimmt den Bilderbuchklassiker „Struwwelpeter“ als Vorlage für ihre Kritik an US-Präsident Donald Trump („Trumpeltier“), Pegida oder über Jugendliche, die nur noch auf ihr Handy starren.
Ansonsten geht es meist fränkisch-locker zu. So hinterfragt Wolfgang Huskitsch (Dorfprozelten) Slogans, die die Welt nicht braucht, etwa dass eine Creme 20 Jahre jünger macht. „Das ist für 19-Jährige lebensgefährlich.“ Doris Paul (Schweinfurt) erzählt von den Überraschungen beim Matratzenkauf. Fredi Breunig (Salz) gibt den Hirnforscher und erläutert die Unterschiede zwischen Mann und Frau.
Michl Müller als Krönung
Klaus Karl-Kraus (Erlangen) hält eine Vorlesung in der Verkleidung des Physikers Albert Einstein und erzählt unter anderem als „Auspuffdoktor“ in epischer Breite die Nachwehen einer Darmspiegelung. Das Würzburger Duo Heike Mix und Georg Königer stellt auf sprachlicher Ebene fränkische und schwäbische Eigenheiten vor. Die Eselsohren (Homburg) können mit vegetarischen Gerichten nichts anfangen und singen ein Hochlied aufs „Kesselfleesch“.
Sehr viel Applaus gibt es für Günter Stock aus Würzburg. Der frühere Bürgermeister von Margetshöchheim (Lkr. Würzburg) gehört zu den Klassikern der Fastnacht. Auch Ines Procter (Leinach) hat ihre Fans und legt einen königlichen Auftritt hin als Shopping Queen von Würzburg, die natürlich eher als „Schoppe-Queen“ daherkommt. Die Hains (Karlstadt) kommen mit ihren politischen Seitenhieben in Liedform ebenfalls wieder sehr gut an. Und natürlich steht der Saal als es heißt: „Steh auf, wenn Du ein Franke bist“. Die Tanzsportgarde Veitshöchheim zeigt „Wir haben Spaß“.
Am Freitagabend um 19.30 Uhr im BR
Krönender Abschluss ist Michl Müller, der Dreggsagg aus Garitz. Dieses Mal singt er vom „Emmerle“ beziehungsweise „Ammerle“. Was das ist, das erfahren die Zuschauer an diesem Freitagabend ab 19.30 Uhr im Bayerischen Fernsehen.