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Die schwarze Milch der Frühe

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Die schwarze Milch der Frühe

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    Unter Leitung der Tanzpädagogin Andrea Preger boten die Tänzerinnen der Siebold Expressive Movement eine eindrucksvolle Darbietung, die sich mit
den Gefühlen der eingesperrten, bedrängten und verzweifelten Menschen während der Nazi-Herrschaft auseinander setzte.
    Unter Leitung der Tanzpädagogin Andrea Preger boten die Tänzerinnen der Siebold Expressive Movement eine eindrucksvolle Darbietung, die sich mit den Gefühlen der eingesperrten, bedrängten und verzweifelten Menschen während der Nazi-Herrschaft auseinander setzte. Foto: FOTO N. SCHWARZOTT

    Aus dem Rekorder hört man das Gedicht "Todesfuge" von Paul Celan. Mit dieser drohend düsteren Einleitung haben die Tänzerinnen des s.e.m. (Siebold Expressive Movement) bei der Aufführung im Raum der Museumspädagogik im Kulturspeicher am Samstag gleich zu Beginn das Ende angedeutet.

    Die anschließende Darstellung hielt sich eng an den Text und erzählte das Geschehen sozusagen tänzerisch nach. Schwarz ist die Farbe des Leides, der Not und des Todes. Schwarze Milch der Frühe gilt hier als Symbol der Angst und der Bedrohung.

    Die Juden und alle unter dem Joch der Nazi leidenden Menschen trinken diese Milch nicht nur morgens, sondern zu jeder Tageszeit. Das bedeutet, die Angst, die Gefahr, die Bedrohung sind allzeit gegenwärtig. Die Farbe der Asche - grau - ist ebenfalls ein Hinweis auf Tod und Verbrennung. Die beiden Farben stehen also als Metaphern für den Rassenwahn der Nationalsozialisten.

    Inspiriert von Variationen über die Farbe Grau (im Rahmen der Farbtage im Museum im Kulturspeicher), Celans "Todesfuge" und von dem Film "Rosenstraße" schufen die Tänzerinnen des s.e.m. unter Leitung der Tanzpädagogin Andrea Preger eine eindrucksvolle Darbietung, die sich mit den Gefühlen der eingesperrten, bedrängten und verzweifelten Menschen während der Nazi-Herrschaft auseinander setzt.

    Aber wie bewegt man sich, wenn der Raum zum Tanzen immer enger wird? Jede Tänzerin ist in diesem Fall gezwungen, ihren persönlichen Freiraum einzuschränken, ihre zum Teil ausladenden Körperschwünge zu reduzieren. So macht sich eine Atmosphäre der Niedergeschlagenheit breit. Mit dem Erlös aus der Benefizveranstaltung soll eine Gedenktafel an zentraler Stelle in Würzburg, wenn möglich in der Nähe des Kardinal-Faulhaber-Platzes errichtet werden. Von dort nahmen die ersten Deportationen Würzburger Juden im Jahr 1941 ihren Ausgang.

    Eine solche Tafel habe nur dann einen Sinn, wenn eine breite Öffentlichkeit davon Kenntnis nehme und die Idee unterstütze, betonte Renate Vieth-Laßmann von Ökopax. Mit einer Gedenktafel hoffen die Initiatoren, dass das Vergessen nicht stattfindet. Für Museumspädagogin Gerda Enk war die Vorstellung denn auch ein "kleiner Beitrag gegen das Vergessen".

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