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WINTERHAUSEN: Die Seele rauskitzeln

WINTERHAUSEN

Die Seele rauskitzeln

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    Ein prachtvolles Fachwerkhaus: Das Gebäude in der Hinteren Gasse 13 in Winterhausen war früher einmal eine Gerberei. Der Dirigent Daniel Klajner hat es gekauft und restauriert es, um es zu vermieten.
    Ein prachtvolles Fachwerkhaus: Das Gebäude in der Hinteren Gasse 13 in Winterhausen war früher einmal eine Gerberei. Der Dirigent Daniel Klajner hat es gekauft und restauriert es, um es zu vermieten. Foto: Fotos (4): Claudia Schuhmann

    Es war ein altes Fachwerkhaus wie viele andere auch: seit Jahren unbewohnt, schief, verwinkelt, angegammelt. Doch Daniel Klajner sah etwas ganz anderes. Er sah ein Haus mit unglaublichem Potenzial, mit Charme und einer Bausubstanz, die gar nicht einmal so schlecht war. „Es war ein Haus, dessen Seele verschüttet war“, sagt Klajner. Er hat es gekauft. Derzeit lässt er es renovieren, „um die Seele wieder herauszukitzeln“.

    Das Gebäude in der Hinteren Gasse in Winterhausen ist von der Mainbrücke aus gut zu sehen. Seit Herbst vergangenen Jahres wird daran gearbeitet. Daniel Klajner möchte sechs Wohnungen einbauen, die dann vermietet werden sollen. Er selbst wird nicht dort einziehen, denn er hat bereits ein Dach über dem Kopf. Genauso alt, ebenfalls in Winterhausen. Hier lebt der Dirigent, der von 2000 bis 2005 Generalmusikdirektor in Würzburg war, seit sechs Jahren.

    Mit alten Häusern kennt sich der gebürtige Schweizer also aus. Er wusste deshalb auch gleich, mit welchen Leuten er seine Vorstellungen verwirklichen wollte – mit Robert Stawski und seiner Firma Kreadom sowie den Zimmerleuten Hermann Lang und Joachim Sieber aus Ochsenfurt. Stawski hatte bereits Klajners jetziges Wohnhaus in Stand gesetzt. „Gemeinsam haben wir eine schöne Lösung gefunden“, freut sich Klajner.

    „Es war ein Haus, dessen Seele verschüttet war.“

    Daniel Klajner Bauherr

    Es ist schwierig, moderne, dem Zeitgeist entsprechende Wohnungen in einem historischen Ambiente unterzubringen. Robert Stawski aber sieht darin keine Probleme, sondern „versteckte Schönheiten“. Die Herausforderung besteht darin, die Statik und die Brandschutzmaßnahmen hinter der alten Fassade zu verstecken. Da sind auch Tricks erlaubt. „Es sieht aus wie alt, ist aber gelogen“, schmunzelt Stawski. Im Haus wurde ein Stein mit der eingemeißelten Jahreszahl 1531 gefunden. Es kann aber gut sein, dass Teile des Gebäudes sogar noch älter sind. Den Aussagen von Nachbarn zufolge befand sich in dem Anwesen einmal eine Gerberei.

    Im Laufe seiner langen Geschichte hat das Haus zahlreiche Umgestaltungen erfahren. Was da alles an- und zubaut wurde, ist im Zuge der Renovierung ans Licht gekommen. Altes Mauerwerk wurde freigelegt und wird in den sechs entstehenden Wohnungen auch zu sehen sein. Viele alte Materialien stammen aber gar nicht aus dem Haus selbst, sondern wurden aus anderen historischen Gebäuden gewonnen. Ein abgerissenes Haus diente den beiden Zimmerleuten zur Gewinnung von Holzbalken. Auch sie sollen später sichtbar bleiben. Schön, aber mit den aktuellen Brandschutznormen nur schwer vereinbar. „Hinter den Balken stecken jetzt Bauteile, die feuerfest sind“, erklärt Joachim Sieber. „Das hat Nerven gekostet!“

    Aus zwei alten Scheunen stammen weiteres Holz und Steine, die nun zum historischen Flair des Hauses beitragen. „All das würde normalerweise auf dem Schrottplatz landen“, sagt Robert Stawski, dem angesichts solcher Verschwendung die sprichwörtlichen Tränen kommen. Herzlos findet er die Vernichtung alter Bausubstanz um der Schaffung rein funktionaler Gebäude willen. Und freut sich, dass es Menschen wie Daniel Klajner gibt, die die Kosten einer Instandsetzung nicht scheuen. Wo sie das Alte nicht weiterbrachte, haben sich die Häuslebauer die Freiheit genommen, Neues einzufügen. So war es bei einer vorhandenen Treppe, die Robert Stawski um drei in der Luft aufgehängte Stufen ergänzt hat.

    Daniel Klajner erklimmt beim Gebäuderundgang ein Stockwerk nach dem anderen. „Je weiter man nach oben kommt, desto schöner wird es“, sagt er. Und tatsächlich werden mit zunehmender Etagenzahl die Räume immer lichter. Durch die Fenster fällt der Blick auf den Altort von Winterhausen und über den Main. Sogar Balkone wird das Haus erhalten. Über sie verläuft der vorgeschriebene zweite Fluchtweg. Bis Ende August soll das Haupthaus fertig sein. Die Scheune, in der ebenfalls Wohnraum entsteht, blickt ihrer Fertigstellung zum Jahresende entgegen. Mietinteressenten hat Klajner übrigens schon etliche. Die, wie er selbst, dem Charme des alten Hauses erlegen sind.

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