Milch vom Schaf, vom Pferd oder gar vom Esel – das ist hierzulande schon sehr exotisch. Aber Seife, in denen solche Zusätze enthalten sind? Auf dem Kunsthandwerkermarkt in Aub gab es schon wiederholt derart exotische Seife zu kaufen. Andrea Wohlfart aus Kürnach ist die Seifenmacherin, die solche Seife in Handarbeit herstellt und verkauft.
Ihre Seifenwerkstatt findet man in einem Haus am Ortsrand von Kürnach. Hier, in der Paradiesstraße, hat sie sich ihr Seifenparadies eingerichtet in der Waschküche im Kellergeschoss, zwischen Waschmaschine und Dusche, neben sich einen alten Küchenschrank, vor sich eine ganze Ansammlung von Fetten, Ölen und anderen Zutaten. Mit Hilfe einer elektrischen Kochplatte, einigen Küchengeräten und Kochtöpfen stellt sie ihr Sortiment an handgemachten Seifen, Badepralinen und Badeschokolade her.
Sie stellt ihre Seifen im traditionellen „Kaltrühr-Verfahren“ her. Ob mit Meersalz oder Milch, mit Lavendel-, Orangen oder Maiglöckchenduft, ob Rasierseife, Haarseife oder einfach zum Händewaschen: Sie hat sich im Laufe der Zeit ein ganzes Sortiment zusammengestellt. Gerade die Milchseifen mit dem Zusatz von Schafs-, Pferde oder auch Eselsmilch sind derzeit sehr gefragt. Diese Milchseifen sollen sehr gut für die menschliche Haut sein, weil sie rückfettend sind.
Richtige Milch verwendet die Seifenmacherin zur Seifenherstellung allerdings nicht. Das wäre zu aufwändig, die Milch ist schwer unterzumischen und würde gerinnen, sobald die Lauge zugegeben wird. Sie verwendet deshalb Milchpulver. Die Tiere, von denen die Milch stammt, weiden in verschiedenen Ländern, das Milchpulver für die Eselsmilch beispielsweise kommt aus Spanien.
Derzeit ist schon die Produktion angelaufen für die anstehenden Weihnachtsmärkte. denn das Seifenmachen ist eine langwierige Sache, auf die Schnelle geht da gar nichts.
Zunächst werden die Fette geschmolzen. Zu diesem Zeitpunkt wird die Seifenherstellung sogar „gefährlich“. Das ist der Augenblick, ab dem Andrea Wohlfart ihre vier Kinder aus der Seifenwerkstatt verbannt. Sie legt Schutzkleidung, Schutzbrille und Atemmaske an, denn die Dämpfe, die beim Anrühren der Lauge entstehen, sollen nicht ungeschützt eingeatmet werden. Wenn Lauge und Öle die gleiche Temperatur haben, wird die Lauge zu den geschmolzenen Ölen gegeben. Jetzt muss ständig gerührt werden, teils mit dem Stabmixer, teils auch mit dem Kochlöffel, mit dem die Seife eine bessere Struktur erhält.
Wenn die Mischung „zeichnet“, kann weitergearbeitet werden, die verschiedenen Zutaten wie beispielsweise die Milchzusätze und die ätherischen Öle werden dazugegeben.
Die Seife wird in Formen gegossen. Sie ist jetzt beschaffen wie Vaseline. In den Formen wird die Seife „schlafen gelegt“. Sie heizt sich nun richtig auf und erhält eine gelartige Farbe. In der Abkühlphase verschwindet diese dann wieder. Vier bis acht Wochen dauert die Reifephase, schließlich wird die Seife in die endgültigen Portionen geschnitten.
Seifen herstellen und verkaufen darf nicht jeder. Der Vorgang unterliegt der Kosmetikverordnung, wird regelmäßig überprüft und zertifiziert. Eine staatlich geprüfte Lebensmittelchemikerin prüft regelmäßig. Außerdem muss jede einzelne Zutat verifiziert sein, jeder Zusatz muss genau protokolliert werden mit Herkunfts- und Herstellerangabe.
Ihren Seifen gibt Andrea Wohlfart keine Chemie zu, außer das zur Verseifung benötigte NaOH (Natriumhydroxid, auch Ätznatron genannt) und auch keinerlei künstliche Farbstoffe. Farbe bekommt die Seife beispielsweise durch das zugesetzte Fruchtfleisch von Sanddorn oder durch Tonerden. Besonders gefragt sind derzeit beispielsweise auch Rasierseifen.
„Schnell mal eine Seife herstellen, das geht nicht“. Ihre Erzeugnisse verkauft Wohlfart auf Märkten, auf Weihnachts- und Ostermärkten, aber auch im Internet. Hier hat sie sich einen eigenen e-bay-Shop eingerichtet.
Am Auber Weihnachtsmarkt, der am 10. und 11. Dezember stattfindet, ist sie auch dieses Jahr wieder mit dabei und bietet ihre Seifen an.