Das Falkenhaus bekommt am oberen Markt einen zweiten Eingang. Grund: Die Stadtbücherei setzt bald einen Computer-Chip ein, den es anderswo schon lange gibt.
Eine Heimstatt nur für Bücherwürmer ist die Stadtbücherei schon lange nicht mehr. Hannelore Vogt, bis 2008 Leiterin des Hauses, hat aus einer Verleihanstalt für Gedrucktes ein Kulturzentrum für lebenslanges Lernen gemacht, mit zahlreichen Angeboten zur Fort- und Weiterbildung. Teile der Infrastruktur waren allerdings zu Vogts Zeiten schon veraltet.
Vor zehn Jahren führten die ersten Büchereien den RFID-Chip ein, auch kleinere Bibliotheken wie in Höchberg verfügen über diese Technik. Das Kürzel steht für „radio-frequency identification”, für die Identifizierung eines Mediums mittels elektromagnetischer Wellen.
Bücherrückgabe rund um die Uhr und Ausleihen ohne Warteschlange
Zum Jahresende wird die RFID-Technik auch in der Stadtbücherei eingeführt sein.
Für die Nutzer bedeutet das: Wer ausleiht oder zurückgibt, muss nicht am Tresen anstehen und warten, bis Bücherei-Mitarbeiter Bücher, CDs und DVDs Stück für Stück mit dem Scanner erfassen und verbuchen. Dann legt man, was man ausleiht, im Paket ins Lesegerät, das in Verbindung mit der Kundenkarte alles erledigt. Zur Rückgabe gibt man die Medien in einen Automaten, ähnlich wie beim Flaschenpfand, der rund um die Uhr zugänglich ist.
Die Bücherei-Chefin verspricht mehr Zeit für die Beratung der Büchereinutzer
Bücherei-Leiterin Anja Flicker verspricht eine „Verbesserung für alle Beteiligten“: Die neue Ausleihe gehe viel schneller vonstatten, weil das Gerät alle Medien auf einmal erfasse und weil Ausleihe und Rückgabe voneinander getrennt sind.
Derzeit räumen Bücherei-Mitarbeiter zurückgegebene Medien am nächsten Morgen vor der Öffnung in die Regale ein. Künftig werden sie das während der Öffnungszeiten tun und „ständig ansprechbar zwischen den Regalen“ sein. Statt am Tresen den Ein- und Ausgang von Medien zu verbuchen, beraten sie laut Flicker künftig die Büchereinutzer.
Lange hat Flicker erfolglos für die Einführung der RFID-Technik geworben. Das Problem war die Rückgabe der Medien gewesen. Hinter den Automaten, in die sie eingelegt werden, muss eine Sortieranlage gebaut werden. Für die aber schien im Falkenhaus kein Platz zu sein.
Die Lösung ist auf einem alten Foto zu sehen
Dann legte das CSU-Ratsmitglied Willi Dürrnagel eine Fotografie vor, die zeigt, dass das Falkenhaus früher zwei Eingänge am oberen Markt hatte. Damit befreite er die Planer von der Sorge, dem denkmalgeschützten Haus mit einem zusätzlichen Eingang Gewalt anzutun, denn der zweite Eingang erlaubt die Lösung des Problems.
Künftig wird der bisherige Eingang nur noch zur Tourist Information und zum Pralinenladen führen. Nach dem Umbau betritt man die Stadtbücherei da, wo derzeit das dritte Fenster von links ist. Das Fenster, das beinahe bis zum Boden reicht, wird durch eine Doppeltür ausgetauscht. Bauliche Eingriffe in die Fassade soll es nicht geben.
Ab 1. August kommt man nur noch über den Marienplatz rein
Wer eintritt und sich nach rechts wendet, wird vor einer Wand mit Rückgabeautomaten stehen; dahinter, unsichtbar fürs Publikum, die Sortieranlage. Links führt der Weg in die Stadtbücherei, vorbei an einer Infotheke und den Automaten fürs Ausleihen.
Die Kunden bekommen den Umbau ab den letzten Julitagen zu spüren, wenn die Stadtbücherei für zwei Tage schließt und den Verbuchungstresen an den Eingang am Marienplatz verlegt. Während des Umbaus, ab 1. August, soll hier der Eingang und Ausgang sein.
Ein halbes Jahr lang gibt es keine Veranstaltung in der Stadtbücherei. Absolut keine.
Der Büchereibetrieb geht während des Umbaus weiter, allerdings stark reduziert. Die Stadtbücherei wird wieder zur Verleihanstalt früherer Tage, ohne Veranstaltungen im Winterhalbjahr.
Flicker begründet die Auszeit mit zahlreichen Veränderungen in den internen Arbeitsabläufen, da gehe es „um Tausend Details“. Erfahrungen anderen Büchereien zeigten, dass die üblichen 450 Veranstaltungen pro Halbjahr, von der Lesung bis zum Computerkurs, unter diesen Bedingen nicht zu schaffen sind.
Etwa 160 000 Bücher, CDs und DVDs hat die Stadtbücherei zu verleihen. Flicker rechnet, dass zwei bis drei zweiköpfige Teams sechs Wochen lang beschäftigt sein werden, um auf jedes Medium einen RFID-Chip zu kleben und in der elektronischen Datenverarbeitung zu erfassen. Zudem müssen die Büchereiausweise von knapp 20 000 registrierten Kunden ausgetauscht werden.
120 000 Euro soll der Umbau kosten, 234 000 Euro die neue Technik.