Eigentlich wird an dieser Stelle derzeit die neue Anbindung zur B 19 gebaut. Zuvor aber werden die Funde gesichert, die man dort gemacht hat. Bei einer archäologischen Führung erklärte der Leiter Markus Schußmann die Grabungen, die vom Büro für Ausgrabungen und Dokumentation Dieter Heyse aus Münsterschwarzach durchgeführt werden.
Erkannt werden interessante Stellen an der Bodenverfärbung. Und das funktioniert so: Um 5000 v. Chr. befand sich auf dem heutigen Lößboden eine etwa 1,50 Meter dicke Schwarzerde-Schicht. Sie wurde im Lauf der Jahrtausende durch Wind und Regen abgetragen. Lediglich in Bodenvertiefungen wie Hausgrundrissen oder Abfallgruben findet man sie noch. Diese dunklen Stellen, die sich vom gelb-braunen Lößboden abheben, sind oft ein Zeichen für Siedlungstätigkeit.
Die Menschen der Jungsteinzeit, die zwischen Estenfeld und Kürnach siedelten, bauten ihre Häuser aus Holz. Die Wände waren aus Lehm und die Dächer aus Schilf oder Ried. Alle waren sie nach Nordwesten ausgerichtet und bis zu 50 Meter lang. Neben dem Wohnbereich, in dem bis zu 15 Leute pro Haus lebten, befand sich auch ein Arbeitsbereich mit einem Speicher.
Vorratsgefäße befestigte man mit Henkeln an der Decke, um Ungeziefer fernzuhalten. Scherben dieser Gefäße und von Kochgeschirr fand man in den Abfallgruben außerhalb der Häuser. Diese Abfallgruben wiederum sind wahre Fundgruben für die Archäologen, da von den Häusern selbst außer den Grundrissen nichts erhalten ist.
Tierknochen geben Rückschlüsse auf den Tierbestand: Hunde, Schweine, Ziegen und Schafe lebten in der Siedlung, sogar der Wirbelknochen eines Urrindes wurde gefunden. Geerntet wurden verschiedene, heute nicht mehr geläufige Getreidesorten und Erbsen.
Für die Aufgabe einer solchen Siedlung gibt es mehrere Gründe: Wassermangel, Auslaugung der Böden, fehlende Rohstoffe oder einfach Streitigkeiten untereinander.
So interessant die Ausgrabungen sind, drücken die Gemeinden die Kosten doch schwer: Zehn Prozent, etwa 225 000 Euro müssen die Gemeinden Estenfeld und Kürnach dafür aufbringen. Den Löwenanteil trägt dabei Estenfeld mit 78,5 Prozent.