„Hände hoch! Wer kennt sie noch nicht, die Schoppenfetzer-Krimis", fragt Günter Huth zu Beginn seiner Lesung die etwa 50 Zuhörer, die bereits gespannt im Ratskeller darauf warten, dass der Würzburger Schriftsteller die Buchdeckel seines druckfrischen Buchs „Der Schoppenfetzer und Die blutrote Domina“ aufklappt. Er beginnt damit, aus dem bereits elften Fall des passionierten Weingenießers Erich Rottmann, dem früheren Leiter der Würzburger Mordkommission, zu lesen.
Die skurrilen Schoppenfetzer-Krimis haben seit ihrem ersten Band 2003 den gelernten Juristen Günter Huth an die Spitze fränkischer Unterhaltungsautoren katapultiert. Auch den jüngsten Band, den er erstmals in der Region Würzburg vorstellt, haben seine Leser bereits neugierig erwartet. Zu der Lesung mit Frickenhäuser Weinen, vorgestellt von Martin Bauswein, hatte die Gemeindebücherei Frickenhausen im Rahmen der bundesweiten Bibliothekswoche eingeladen.
Günter Huth muss nicht weit ausholen, um die Zuhörer in die ungewöhnliche Welt des Erich Rottmann und seines Schoppenfetzer-Stammtischs zu entführen, der sich regelmäßig zu Wein und Leberkäse im Würzburger Maulaffenbäck trifft. Mit dabei ist auch wieder als „erotische Komponente“, die stets gut informierte Reinemachefrau im Würzburger Rathaus, Elvira Stark, die weiterhin nichts unversucht lässt, um die „Junggesellenburg“ Rothmann doch noch einzunehmen.
In der wieder mit einer gehörigen Portion Würzburger Lokalkolorit gespickten Geschichte führt das Mitglied der Kriminalschriftstellervereinigung „Das Syndikat“ den Leser zunächst in den Gramschatzer Wald, wo Florian Geyer, der Anführer des „Schwarzen Haufens“, einer Art Elitetruppe der aufmüpfigen Bauern, im Jahr 1525 von zwei Knechten seines Schwagers Wilhelm von Grumbach gemeuchelt wurde. Zuvor hatte der Würzburger Fürstbischof ein Bauernheer bei dem Versuch die Festung zu erstürmen mit Kanonen niederschießen lassen, und beim anschließenden Strafgericht in der Stadt ein blutiges Gemetzel angerichtet.
Was dieser Ausflug in die an „Mord und Totschlag reiche Würzburger Geschichte“ mit der Leiche zu tun hat, die Rothmanns Hund Öchsle unter der von dem verheerenden Sturm „Xanthippe“ entwurzelten Wotanseiche erschnüffelt, zu tun hat, bleibt zunächst offen. „Wie klagend erhobene Arme ragten die heraus gerissenen Wurzeln in den Himmel“, beschreibt Huth bildhaft die gruselige Szenerie.
Ein alter Holzlappen und eine weiße Stelle im Erdreich entpuppen sich als Frauenleiche, die mit einem Dolch im Rücken völlig unverwest offensichtlich Jahrhunderte unter dem Wurzelwerk der Eiche überdauert hat und zu dem „bekannten Kribbeln in der Nase“ Rottmanns führen, der damit beginnt das „Mysterium“ aufzuklären.