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Frauenland: Die Untiefen menschlicher Existenz: "Der Tatortreiniger" im Keller des Theater Chambinzky

Frauenland

Die Untiefen menschlicher Existenz: "Der Tatortreiniger" im Keller des Theater Chambinzky

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    Der Spurenbeseitiger und die Prostituierte: Angelina Gerhardt und Michael Schwemmer in "Der Tatortreiniger" im Theater Chambinzky.
    Der Spurenbeseitiger und die Prostituierte: Angelina Gerhardt und Michael Schwemmer in "Der Tatortreiniger" im Theater Chambinzky. Foto: Oliver Mack

    Die schräge Serie "Der Tatortreiniger" mit Bjarne Mädel in der Titelrolle konnte im Fernsehen die Anhänger finden, die sich nicht mit weichgespülter Unterhaltung begnügen; die sich lieber mit rings herum in ihrem Alltag abspielenden Themen beschäftigen, die oft genug vom Heulen ins Lachen pendeln – oder umgekehrt; die gleichzeitig auf skurrile Art unterhalten können.

    Wie die TV-Serie von Autorin Mizzi Meyer. Dank ihr gibt es eine Adaption für die Bühne. Drei der mit schwarzem Humor gespickten Szenen stehen zurzeit auf dem Spielplan des Theaters Chambinzky. Regisseurin Martina Esser hat die Momente, in denen nach Mord oder Selbstmord eigentlich nur noch Handarbeit und Hochdruckreiniger angesagt sind, kuriose Augenblicke gemacht, in denen klarer Verstand und Herzensbildung gefragt sind. Dabei hat sie sich an der Vorlage orientiert, aber durchaus eigene Akzente gesetzt.

    Schusseliger Spurenbeseitiger

    Mit grünen Gummihandschuhen stapft Michael Schwemmer in der Rolle des schusseligen, bauernschlauen, manchmal naiven SpuBe (Spurenbeiseitigers) Schotty, dessen Arbeit dann anfängt, wenn andere sich übergeben müssen, in der Szene "Ganz normale Jobs" über die kleine Bühne des Kellertheaters.

    Dass er Freude am Spiel hat, schwappt über in den voll besetzten Zuschauerraum. Bevor er sich mit Seife, Schwamm und Chemiekeulen an die Beseitigung des blutverschmierten Bades macht (Bühne: Ulrike Schäfer, Andreas Zehnder), steht erst einmal eine Runde Brotzeit auf dem Programm. Bis Maya mit dem eher seltenen Begrüßungsruf "Hallo, du kleine Drecksau" auftaucht.

    Schwarze Strumpfhose und Glitzer-Hotpants

    Angelina Gerhardt gibt die Prostituierte, die sich in der Wohnung des Mordopfers auskennt, mit vielen spielerischen Nuancen. In schwarzen Strumpfhosen unter Glitzer-Hotpants bleibt sie trotz der aberwitzigen Situation nicht nur aus Neugierde da. So entwickelt sich ein Dialog zwischen ihr und dem netten Putzmann, der immer wieder haarscharf an den Untiefen menschlicher Existenz zwischen Wohlbefinden und Ekel vorbeischrammt.

    Dazwischen menschelt es gewaltig, was Schotty mit rollenden Augen, Maya mit Charme und Raffinesse darstellen. Mit vergleichbarer Spielfreude, Einfühlungsvermögen und Können geben auch Marcus Füller als Robert und Andreas Münzel als Geschäftsführer einer Consulting-Firma in dem Kammerspiel ähnlichen Szenen "Pfirsich Melba" und "Sind Sie sicher?" ihren Personen ausgeprägten Charakter. Sie tragen dazu bei, dass Psycho-Drama und Komödie eine brodelnde Mischung ergeben – wie im Programm versprochen und mit tosendem Applaus belohnt.

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