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Würzburg: Die Welt taktil begreifen

Würzburg

Die Welt taktil begreifen

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    Kommunikationsfachkraft Tabea Sadowski interviewt bei der Jubiläumsfeier der Blindeninstitutsstiftung die 25-jährige Harmit Toor über ihr Leben mit Taubblindheit.
    Kommunikationsfachkraft Tabea Sadowski interviewt bei der Jubiläumsfeier der Blindeninstitutsstiftung die 25-jährige Harmit Toor über ihr Leben mit Taubblindheit. Foto: Blindeninstitutsstiftung

    Blinde Menschen kompensieren den fehlenden Sehsinn zu einem großen Teil über akustische Eindrücke. Fehlt auch dieser Sinn oder ist er stark beeinträchtigt, bedarf es einer besonderen Form der Kommunikation, um am Leben teilzuhaben. So wurde 1979 eine eigene Abteilung im Blindeninstitut Würzburg eingerichtet, um Kinder mit einer Taubblindheit/ Hörsehbehinderung zu unterrichten und zu fördern. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.

    Da es seinerzeit wenig Arbeitsmaterial zur Taubblindenpädagogik gab, wurden in Pionierarbeit von den Pädagogen besondere Kommunikationsmittel entwickelt sowie spezifische Raum- und Orientierungskonzepte geschaffen und über die Jahre weiterentwickelt. Heute ist die Blindeninstitutsstiftung eines von bundesweit neun Taubblindenzentren und betreut rund 150 Menschen mit dieser komplexen Beeinträchtigung.

    Mit einem Festakt mit rund 165 Gästen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz feierte die Stiftung kürzlich vier Jahrzehnte Pädagogik und Begleitung taubblinder Menschen.

    Erst seit in Kraft treten des Bundesteilhabegesetzes Anfang 2017 gibt es ein eigenes Merkzeichen TBl für Menschen mit Taubblindheit, davor wurde sie als Blindheit/Sehbeeinträchtigung mit zusätzlicher Hörbeeinträchtigung bewertet. In seiner Begrüßungsrede zur Jubiläumsveranstaltung bedankte sich Stiftungsvorstand Johannes Spielmann bei Bundestagsabgeordnetem Paul Lehrieder für dessen Engagement beim Entwurf des Bundesteilhabegesetzes. 

    Fachlicher Input kam von Festrednerin Prof. Andrea Wanka. Die Professorin lehrt an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg in einer Stiftungsprofessur und ist Inhaberin von Deutschlands einziger Professur für Taubblindenpädagogik. Sie betonte die vielfältigen Kompetenzen, die für die spezifische Förderung taubblinder Kinder notwendig seien und die elementare Bedeutung von Entwicklung und Vernetzung pädagogischer Konzepte. Das 2011 neu gebaute Taubblindenhaus des Blindeninstituts Würzburg bezeichnete sie als Leuchtturmprojekt mit Vorbildcharakter.

    Selbständig Leben mit Taubblindheit

    Welche Entwicklungschancen ein taubblinder Mensch mit der richtigen Förderung erhält gebärdete eindrucksvoll Harmit Toor bei einem Interview über ihr Leben. Mit 11 Jahren kam die junge taubblinde Frau aus Indien nach Deutschland, wohnte im Blindeninstitut Würzburg und besuchte die Graf-zu-Bentheim-Schule. Obwohl Harmit zuvor noch nie unterrichtet wurde, beeindruckte sie ihre Lehrerin Hanne Pittroff schon beim ersten Kontakt durch eigenständige Gebärden, die sie selbständig entwickelt hatte. „Ihr Wissensdurst war schier unerschöpflich und hat uns stark gefordert“, sagt Hanne Pittroff, eine der Pionierinnen, die vor rund vier Jahrzehnten die Taubblindenpädagogik am Blindeninstitut mit auf den Weg gebracht hat.

    Im Blindeninstitut Würzburg leben und lernen heute rund 30 Kinder und Jugendliche im Taubblindenhaus. Im Erwachseneninstitut in Würzburg erhalten rund 50 Menschen mit Taubblind-heit/Hörsehbehinderung Lebens- und Arbeitsperspektiven. Insgesamt betreut die Stiftung rund 150 Betroffene von Geburt an bis ins hohe Erwachsenenalter.

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