Montagabend, 19 Uhr, Gemeinderatssitzung, Rathausplatz 3, Gerbrunn: Das war für Gabriela Gottwald mehr als zwanzig Jahre lang eine beständige Routine. Künftig wird dieser Termin im Kalender der 62-jährigen allerdings frei bleiben oder anderweitig gefüllt werden müssen. Denn in der vergangenen Gemeinderatssitzung wurde die langjährige CSU-Fraktionsvorsitzende und einstige Kandidatin für das Amt der Bürgermeisterin in Gerbrunn unter Applaus der Gemeinderatsmitglieder von Bürgermeister Stefan Wolfshörndl (SPD) verabschiedet.
Als "hartnäckig und konsequent" beschreibt Wolfshörndl seine einstige Mitbewerberin um den Einzug in das Gerbrunner Rathaus im Gespräch mit dieser Redaktion. "Wenn sie sich in ein Thema reingebissen hat und für sich persönlich zu einer Auffassung kam, dann hat sie das mit ihren Argumenten hinterlegt und die Entscheidungen getroffen. Es war immer eine am Thema orientierte Politik." Trotz der unterschiedlichen Parteibücher hat zwischen beiden stets ein gutes Miteinander im Vordergrund gestanden. "Wir haben uns sicherlich auch mal über ein Thema gezofft, aber das ist nichts, was nachwirkt", so Wolfshörndl. "Es war ein freundschaftliches Verhältnis im Sinne der Kommunalpolitik."
Verbesserte Kinderbetreuung als großes Anliegen
Für Gabriela Gottwald war der Weg in die Kommunalpolitik dabei schon früh klar. Den entscheidenden Impuls für den politischen Einstieg habe dabei eine ganz persönliche Erfahrung gegeben. Nachdem Gottwalds erstes Kind während ihres Bauingenieursstudiums zur Welt gekommen war, stellte sich schnell die Frage nach der entsprechenden Kinderkrippe. Die ernüchternde Erkenntnis: In ganz Würzburg gab es nur eine einzige Krippe mit lediglich 18 verfügbaren Plätzen. Ein Zustand, den Gottwald in der Folge anpacken wollte - vor allem in ihrem Heimatort Gerbrunn. "Mir war es ein ganz großes Anliegen, dass Gerbrunn in der Kinderbetreuung immer besser und besser wird. Mit unterschiedlichsten Modellen für die unterschiedlichsten Lebensmodelle", so Gottwald.
Mit Mitte dreißig wagte sie schließlich den Sprung und kandidierte 2002 gegen Stefan Wolfshörndl. Dabei kam es ihr im Nachhinein gar nicht so ungelegen, dass sie die Wahl gegen den heutigen Gerbrunner Bürgermeister nicht gewinnen konnte. "Vor allem meine Kollegen haben sich sehr gefreut, dass ich nicht gewählt worden bin", berichtet Gottwald lachend.
Mit Herzblut bei der Sache
Im Gemeinderat ist Gottwald, die Geschäftsführerin der Bayerischen Bauakademie ist, seitdem trotz vieler beruflicher Auslandsreisen geblieben - vor allem aus Verbundenheit zu ihrem Heimatort. "Ich wohne in Gerbrunn und reise beruflich in die Welt", bekräftigt sie. In der Folge war Gottwald mehrere Jahre Jugendbeauftragte und wurde schließlich CSU-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat. Dabei konnte sie sich stets auf bedingungslosen Rückhalt ihres Mannes und ihrer drei Kinder verlassen. "Meine Kinder waren zwar am Anfang sehr klein, aber sie haben es immer akzeptiert, dass ich im Gemeinderat bin."
Die Zeit im Gerbrunner Gemeinderat hat Gottwald dabei stets als Ehre empfunden, wie sie selbst sagt. "Egal welcher Couleur jemand ist, es saßen und sitzen alle mit Herzblut drin", erzählt Gottwald. "Wir konnten immer in einer sehr guten, offenen Art Lösungen für die Sachen finden. Das ist ganz, ganz wertvoll für einen Ort." Neben ihren Herzensthemen Bauen, Erneuerbare Energien und der Kinderbetreuung stand für Gabriela Gottwald in all den Jahren vor allem eines im Vordergrund: "Dass die Leute gern bei uns wohnen."