Vor 130 Jahren erschien der Roman "Die Zeitmaschine" des britischen Autors H. G. Wells (1866–1946). Das Buch gilt als einer der Klassiker der Science Fiction Literatur, der Stoff ist durch zahlreiche Verfilmungen und andere Adaptionen längst Teil des popkulturellen Gedächtnisses.
Jetzt hat Regisseur Jonas Pfeuffer eine Bühnenfassung des Textes im Würzburger Theaterensemble inszeniert. Wobei damit schon die Schwierigkeiten beginnen: die 75-Minuten-Fassung des 160-seitigen Romans zeigt nur wenig szenische Darstellung, sondern fokussiert sich stark auf die Erzählung der Handlungselemente. Im viktorianischen England des ausgehenden 19. Jahrhunderts erklärt ein namenloser Zeitreisender seinen wissenschaftlichen Kollegen die physikalischen und technischen Grundlagen der von ihm konstruierten "Zeitmaschine".
Die Zeit ist für ihn nur eine weitere, vierte (räumliche) Dimension, die zu den bereits bekannten drei Dimensionen hinzuzufügen ist. Um die teils skeptischen, teils ungläubigen Zuhörer zu überzeugen, betritt er selbst die von ihm konstruierte und gebaute Maschine und reist mit ihr in die ferne Zukunft – als Beweis für die Richtigkeit seiner Thesen.
Eine Reise ins Ungewisse
Er landet im Jahr 802.701 und trifft dort auf eigenartig veränderte, kleine menschliche Wesen, den "Eloi". Diese kindlichen-naiven, teils regressiven Kreaturen ernähren sich rein vegetarisch; sie leben offensichtlich glücklich und zufrieden in einer harmonischen Gemeinschaft, die egalitäre Züge hat. Hat die Menschheit das erreicht, was wir uns als paradiesischen Zustand erträumen?

Die Inszenierung teilt den Zeitreisenden in zwei Erzählstimmen, eine rationale (Michael Gumpert) und eine emotionale (Jonas Pfeuffer), auf, die auch die wissenschaftlich komplexen Erläuterungen im ersten Teil in flottem Tempo meistern. "Moderiert" wird dieser Diskurs genauso eloquent von der "Professorin" (Lu Dietrich), während die Wissenschafts-skeptische Filly (Sharon Bang-Ura) nur minimal in die Diskussion einbezogen wird. Die "Eloi" der Zukunft (Olha Moisieinko, Sharon Bang-Ura, Lu Dietrich) bleiben nur als schemenhafte Wesen hinter einem durchsichtigen weißen Vorhang erkennbar.
Genauso schemenhaft bleibt auch die Absicht der Inszenierung. Die Metaebenen, von denen der Flyer zum Stück spricht, bleiben ebenso im Unklaren, wie die gesamte Produktion, die jede Form von kreativer Fantasie und sinnlichem Theater vermissen lässt. Die nächsten Vorstellungen finden am 6., 7. und 8. Juni statt.
Karten und Infos unter Tel.: (0931) 44545 oder im Internet unter www.theater-ensemble.net