Für viel Erheiterung sorgt die Entführung des Maibaumes in Erlabrunn (Lkr. Würzburg). Denn glaubt man den Kommentaren in sozialen Netzwerken, haben sich die Diebe aus der Nachbargemeinde Zell verrechnet: Die „FireFighters“ blieben erst mal auf dem Erlabrunner Baum sitzen, den sie klammheimlich geklaut hatten.
„Wir haben ihn!“ stand triumphierend auf einem Zettel, der am Tatort zurück blieb. Gegen ein Lösegeld von fünf Kilogramm Leberkäse, 50 Erlabrunner Brötchen und eine Auswahl heimischer Weine könne der Maibaum am 29. April am Feuerwehrhaus in Zell ausgelöst werden.
Erlabrunner feiern in der Flur
Die unerwartete Antwort kann man so verstehen: „Dann behaltet ihn doch!“ Ein Erlabrunner spottete auf Facebook über die hungrigen Diebe: „Die Sehnsucht nach Leberkäs und gutem Wein scheint hoch zu sein“. Ein anderer – mit den einheimischen Sitten offenbar gut vertrauter – Spötter kommentierte: „Als hätte jemand aus Erlabrunn am 29. April Zeit und Lust, nach Zell zu fahren.“ Und ein dritter betonte gar: „Wenn sie fünf Kilo Leberkäs und 50 Kipf mitbringen, dürfen ihn die Zeller wieder bringen.“
Bürgermeister glättet die Wogen
Woher rührt die Widerborstigkeit in Erlabrunn? Bürgermeister Thomas Benkert erklärt auf Anfrage: „Bei uns steht am 1. Mai der Maibaum nicht so stark im Mittelpunkt wie in anderen Gemeinden. In Erlabrunn ist es bei vielen Einwohnern Brauch, Lagerfeuer auf Grundstücken zu entzünden und dort mit 20 bis 30 Freunden bei gutem Essen und Trinken in den 1. Mai hinein zu feiern. “
Im Gemeinderat sei zuletzt sogar darüber diskutiert worden, ob man überhaupt den Maibaum (aus Aluminium) anschaffen soll oder nicht. Er hätte erstmals am Donnerstag aufgestellt werden sollen.
Doch dem Erlabrunner Bürgermeister liegt am Frieden mit den Nachbarn: „Ich habe mit Zell telefoniert,“ bestätigt er auf Anfrage. Wenn die Diebe den gestohlenen Maibaum noch am Mittwoch zurückbringen, könnten sie mit einer Wegzehrung rechnen, versprach er. Sonst müsse der Alu-Baum eben zunächst in Zell bleiben. „Am Samstag hat hier keiner Zeit dafür.
“ Dann sitzen viele Erlabrunner bis zum Montag in der Flur am Lagerfeuer – „ob der Maibaum steht oder nicht“. Ein ungenannter Erlabrunner bringt es auf Facebook auf den Punkt: „Wer kann denn am 29. bitte fahren?“ Mit anderen Worten: Wegen eines Alu-Maibaumes riskiert doch kein Erlabrunner seinen Führerschein.
Nun ist das Maibaum-Klauen zwar Brauchtum und damit nicht strafbar, wie das bayerische Innenministerium im vorigen Jahr eigens betont hat. Aber schließlich gibt es ja nicht umsonst „Bayerische Regeln für Maibaumdiebe" (zu finden unter www.brauchtumsjahr.de/mai/maibaumstehlen).
Brauchtumsregel
Dort heißt es unter Punkt 15 mahnend: „Nach Versöhnung und Auslösung ist wieder Friede. Das Brauchtum des Maibaumstehlens soll unbedingt so gehandhabt werden, dass Juristen unnötig sind.
“ Der Erlabrunner Bürgermeister konnte am Mittwochmittag die aufgeregten Gemüter beruhigen und einen Verhandlungserfolg melden: „Nach einigen Telefonanrufen gibt es folgendes Ergebnis: Der Erlabrunner Maibaum wird um 20 Uhr wieder gebracht. Eine kleine Wegzehrung für den Rückweg nach Zell stelle ich gerne bereit.“
Wäre ja auch fürchterlich gewesen, wenn Punkt 14 der Maibaumklauer-Regeln gegriffen hätte: „Scheitern die Verhandlungen, stellen ihn die neuen Besitzer als Schandmal und als zusätzlichen Segensbringer für ihren eigenen Ort auf. Nach einigen Wochen wird er dann zersägt und versteigert. Am Schandbaum wird oft eine Tafel befestigt, auf der die Maibaumdiebe ihre Enttäuschung durch Spottverse zum Ausdruck bringen.“