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EISINGEN: Dieter Krug geht in den Ruhestand

EISINGEN

Dieter Krug geht in den Ruhestand

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    Dieter Krug hat gut lachen. Nach zwei Jahrzehnten als Verwaltungschef des Würzburger Landratsamts verabschiedete er sich in den Ruhestand. Foto: Gerhard Meißner
    Dieter Krug hat gut lachen. Nach zwei Jahrzehnten als Verwaltungschef des Würzburger Landratsamts verabschiedete er sich in den Ruhestand. Foto: Gerhard Meißner Foto: Gerhard Meißner

    So hemdsärmelig, wie Dieter Krug jetzt auf seinem Sofa im heimischen Eisingen sitzt, ist Dieter Krug nie daher gekommen, als er noch an der Spitze der Würzburger Landkreisverwaltung stand. Seit einigen Tagen ist der 64-Jährige im Ruhestand und genießt sichtlich seine neue Freiheit, das Familienleben mit seiner Frau, den drei Kindern und den inzwischen acht Enkeln. Ganz haben die Pflichten im Landratsamt ihn aber noch nicht entlassen.

    Die Karriere, die der Eisenbahnersohn aus dem Würzburger Grombühl hinter sich hat, ist bemerkenswert. Nach Realschule, Fachoberschule und Bundeswehr lief er im Herbst 1973 als frisch gebackener Beamtenanwärter durch die Ochsenfurter Kellereistraße zur Außenstelle des Landratsamt, das kurz nach der Landkreisreform noch beinahe wie eine eigenständige Behörde agierte.

    Kurzes Intermezzo an der Regierung von Unterfranken

    „Ich wollte nie Kommunalbeamter werden, weil ich immer die Abhängigkeit von den politischen Gremien gesehen habe“, erinnert er sich heute. Trotzdem zog es ihn nach beendeter Ausbildung und einem kurzen Intermezzo an der Regierung von Unterfranken 1977 zurück an die Kreisverwaltung.

    Die Kriegsopferfürsorge war dort sein erstes Aufgabenfeld. „Anspruchsvoll und schwierig“, sagt Krug. Es ging um Schicksal, um berechtige und um unberechtigte Ansprüche. Nicht minder im Sachgebiet Wohnungsbauförderung, dessen Leitung ihn Landrat Georg Schreier 1980 übertrug. „Fühlen Sie sich der Aufgabe gewachsen“, hatte der ihn damals gefragt. In zwei Sekunden Bedenkzeit entschied sich Dieter Krugs berufliches Schicksal.

    Personalchef und Vertreter des Verwaltungsleiters

    Nach sechs Jahren – „es war langweilig geworden“ – wechselte er ins Sachgebiet „EDV und Organisation“. Nach weiteren sechs Jahren wurde er Personalchef und Vertreter des Verwaltungsleiters. 1993 dann ein weiterer Schlüsselmoment: Landrat Schreier stimmte zu, dass Dieter Krug die Ausbildung zum Aufstieg in den Höheren Beamtendienst absolviert, unter der Maßgabe, dass er seine tägliche Arbeit ohne Abstriche weiterführt.

    Krug klemmte sich dahinter, besuchte drei Jahre lang Lehrgänge und wurde just zu der Zeit in den Höheren Dienst berufen, als die politische Führung im Landkreis gewechselt hat.

    Ziel: Kreisverwaltung als bürgernahe Behörde

    1996 wurde Waldemar Zorn zum Landrat gewählt. Die Neuorganisation der Kreisverwaltung zu einer schlanken und bürgernahen Behörde war eines seiner vorrangigen Ziele und Dieter Krug einer der Männer, die diesen Wandel bewerkstelligen sollten. Die Gründung eines Kommunalunternehmens – einer zu der Zeit vollkommen neuen Rechtsform, unter dessen Dach das Kreiskrankenhaus in Ochsenfurt, das Landkreis-Seniorenheim am Würzburger Hubland und die Nahverkehrsgesellschaft APG zusammengefasst wurden, war ein Ergebnis dieser Reform.

    Verwaltungsleiter Joachim Riedmayer wechselte in den Vorstand des neuen Kommunalunternehmens. Dass Dieter Krug seine Nachfolge antreten würde, war reine Formsache. Vom kleinen Amtsinspektor bis zum Verwaltungsrat hatte er sich hochgearbeitet.

    Enorme Entwicklung des Landkreises

    „Manche haben mich für einen Überflieger gehalten“, sagt Dieter Krug heute. Er widerspricht: „Ich hab immer gesagt, um vorwärts zu kommen, musst du ein bisschen was wissen, du musst ein bisschen engagiert und leistungsbereit sein, am wichtigsten aber ist, dass du zur richtigen Zeit am richtigen Ort bist und die richtige Entscheidung triffst.“

    Unter Waldemar Zorn und seinem Nachfolger Eberhard Nuß habe sich der Landkreis enorm entwickelt. Das sei zwar auch den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verdanken, der stabilen mittelständischen Firmenstruktur und der geringen Arbeitslosigkeit. Doch auch die politische Führung im Landkreis und der Kreistag hätten ihre Hausaufgaben gemacht, sagt Krug.

    Kreisumlage auf niedrigem Niveau

    Der Landkreis habe kräftig in seine Schulen, sein Krankenhaus und seine Seniorenheime investiert. Die Kreisstraßen sind in einem guten Zustand und das öffentliche Verkehrsnetz so dicht wie kaum in einer anderen ländlichen Region Bayerns. Gleichzeitig sei es gelungen die Kreisumlage der Gemeinden auf ein rekordverdächtig niedriges Niveau zu senken und kräftig Schulden abzubauen.

    Seinen persönlichen Anteil an dieser positiven Entwicklung redet Dieter Krug lieber klein. „Die Verwaltung hat daran keinen Anteil. Sie muss umsetzen, was die Politik vorgibt und nicht umgedreht“, sagt er, um sich gleich im nächsten Satz selbst zu widersprechen: „Natürlich kann die Verwaltung versuchen, die Entscheidung in eine Richtung zu lenken, aber entscheiden muss der Kreistag.“ Sein schlitzohriges Grinsen verrät, dass ihm dies oft genug gelungen ist.

    Nachfolger fällt für Monate aus

    „Ich hatte im Kreistag immer Mehrheiten für eine solide Haushaltspolitik, irgendwann zahlt sich das aus“, sagt Dieter Krug. Ein Erfolg, der nicht von ungefähr kommt: Krug nahm sich die Zeit vor den Haushaltsberatungen mit nahezu allen Fraktionen in Klausur zu gehen und sein Zahlenwerk haarklein zu erläutern. Aus der Parteipolitik hatte er sich ohnehin stets herausgehalten und gewann so über alle Parteigrenzen hinweg Vertrauen.

    Auch bei seinem Ausstieg aus dem Berufsleben wollte Dieter Krug nichts dem Zufall überlassen. Der Übergang auf den bisherigen Kämmerer Rainer Künzig war bestens vorbereitet, erzählt er. Die schlechte Nachricht erreichte ihn während eines Amerikaurlaubs. Durch eine schwere Erkrankung wird sein designierte Nachfolger voraussichtlich noch für Monate ausfallen.

    Haushaltsplan vorbereiten

    Krug hat sich deshalb bereit erklärt, ein paar Monate lang tageweise nachzusitzen, um den Haushaltsplan für das kommende Jahr vorzubereiten. Allerdings nicht, wie bisher im Rang eines Leitenden Verwaltungsdirektors, sondern auf 450-Euro-Basis.

    Und weil das Besoldungsrecht die Eingruppierung in eine Gehaltsgruppe vorschreibt, wird er dabei wie eine ungelernte Hilfskraft bezahlt, erzählt Dieter Krug und lacht. Das Ende eines erfolgreichen Berufslebens steckt voller Selbstironie. „Es geht weiter ohne dich, ist das Beste, was dir passieren kann“, sinniert er noch. „hoffentlich sagt niemand, es geht besser ohne dich.“

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