Dass er mal Astronaut werden würde? Für den kleinen Stefan Diller war das ganz offensichtlich klar. Das alte Schwarz-weiß-Foto aus dem Familienalbum von 1961 dokumentiert es ganz deutlich: Zentrifugentraining auf dem Spielplatz-Karussell. Acht Jahre später konstruierte der angehende Astronaut auf kariertem Papier feinsäuberlich seine ersten Raketen mit Zündschnur samt Bauanleitung: „200 Gramm Salpeter in der Drogerie kaufen.“

Im selbem Sommer, in dem er im heimischen Kronach die ersten Pyrotechnik-Versuche startete („Das ging eigentlich nie gut.“), saß er an jenem Sonntag im Juli nachts vor dem Fernseher („schon Farbe!“). Der Rest der Familie war schlafen gegangen. Der zehnjährige Stefan versuchte, sich wach zu halten und verfolgte gebannt, was da im Weltall geschah . . . 50 Jahre später ist Diller – mittlerweile doch nicht Astronaut,sondern wissenschaftlicher Fotograf und Elektronenmikroskop-Experte – von Apollo 11, überhaupt von allen Apollo-Missionen und der Technik dahinter noch immer fasziniert.
Die Originale der NASA nachbearbeitet
Zum 50. Jahrestag der Mondlandung (und ein bisschen zu seinem 60. Geburtstag dieses Jahr) hat er sich und allen anderen Apollo-Begeisterten eine kleine Ausstellung gegönnt. Er hat alle 1414 Aufnahmen, die die US-Astronauten am 20. und 21. Juli 1969 auf dem und vom Mond machten, aufwendig nachbearbeitet und in der Würzburger Galerie Professorium in Szene gesetzt. „Man glaubt gar nicht, was an Material verfügbar ist“, sagt Diller über die Dokumente, die er beim Durchforsten des Netzes fand. Wann welcher der zwölf US-Astronauten, die in den Jahren 1969 bis 1972 den Mond betraten, wo stand, wohin sie jeweils schauten, was sie dort alles hinterließen . . .

Neil Armstrong fotografierte auf dem Mond mit einer speziellen Hasselblad-Kamera. Der schwedische Hersteller hatte seit 1962 intensiv mit der US-Raumfahrtbehörde zusammengearbeitet. Und sicherstellen müsen, dass seine Mittelformatkameras den harten Bedingungen durch Temperaturen zwischen zwischen -65° C bis über 120° C, Vibrationen und der verringerten Schwerkraft im Weltraum standhalten. Die Hasselblad HDC, die Neil Armstrong bei seinen Erkundungen auf dem Mond am Raumanzug befestigt hatte und mit der er die legendären Aufnahmen schoss, war mit einem 70-mm-Filmmagazin ausgestattet. Der spezielle Kodak-Film auf dünner Basis machte 200 Bilder pro Magazin möglich.
Eine zweite elektrische Hasselblad-Kamera schoss Fotos aus dem Eagle-Mondmodul. Nach dem erfolgreichen Shooting wurde die Hasselblad mit einer Schnur zur Mondfähre hochgezogen, die Astronauten sicherten die insgesamt sechs Filmmagazine. Beide Kameras samt Objektiven und Befestigungszubehör warfen sie dann – zusammen mit anderen Sammlungswerkzeugen, Komponenten und Abfällen – über Bord. Kein unnötiger Ballast sollte beim Rückstart dabei sein.
Zeitungsausschnitte, Papier-Raketen-Baupläne, Magazinartikel, Kinderbücher
In seiner kleinen Hommage an das Apollo-Projekt zeigt Stefan Diller neben den NASA-Originalen auch Videos und Bücher zum Thema, erklärt die Technik, stellt dar, wie damals die Fernsehübertragung verlief und wieso das erste TV-Signal vom Mond nicht in den USA, sondern in Australien eingefangen wurde. Und dazu öffnet der Wissenschaftsfotograf den Din A4-Ordner, den er damals als zehnjähriger angehender Astronaut feinsäuberlich angelegt hatte: mit Zeitschriftenausschnitten, Originalzeitungen und eben den Papier-Raketen-Bauplänen aus dem Kinderzimmer-Konstruktionsbüro. Eine lange Sequenz aus dem „Apollo 11“-Film zeigt Diller auch. Und mit einer 3D-Brille kann der Besucher sich ein wenig wie Neil Armstrong fühlen und auf dem Mond spazieren gehen. „Das wirkt schon recht echt“, sagt Diller.
- Spezialgebiet Elektronenmikroskopie: Wie Stefan Diller für die Riesenbiene im Leipziger Panometer sorgte

Warum er diese Ausstellung macht? Nicht nur als eigenes Geburtstagsgeschenk und aus Technikbegeisterung. Sondern weil ihn das Zusammenwirken so vieler Menschen fasziniert. „Was ich am wichtigsten finde: Dass man sich als Nation ein Ziel gesetzt und das dann gemeinsam durchgezogen hat“, sagt er. „Es gibt eine gute Idee, also lasst es uns machen!“
„Apollo 11“ - Die Ausstellung: Eröffnung an diesem Samstag, 20. Juli, um 14 Uhr in der Galerie Professorium in Würzburg, Innere Aumühle 15-17. Bis 15. August, geöffnet Do und Fr 18-21 Uhr, So 14-18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. (0931) 41 39 37. Für Schulklassen bietet Stefan Diller auch kleine Führungen an, Mail an diller@stefan-diller.com