Der Türsteher hat dem Zivilpolizisten, der in der Disco in der Gattingerstraße ermittelte, einen Haarriss im Kieferknochen und Prellungen zugefügt. Der Beamte hatte einen Mann umklammert, der offensichtlich mit Drogen dealte und flüchten wollte. Gegen den Mitarbeiter einer Würzburger Sicherheitsdienstes ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft wegen Körperverletzung.
Die Gewalttat geschah kurz nachdem Disco-Betreiber, Polizei, Stadt und Hotel- und Gaststättenverband das Projekt „Safer Party“ vorgestellt hatten. Dabei wollen sie gemeinsam gegen die Zunahme von Gewalt und Sachbeschädigungen in und im Umfeld von Discos vorgehen, beispielsweise durch eine engere Zusammenarbeit zwischen Polizei und Sicherheitsdiensten. Neun Lokale haben zudem vereinbart, bei schwerwiegenden Verstößen eines Gastes ein zweijähriges Hausverbot auszusprechen, das dann für alle neun Betriebe gilt.
Eine der neun ist die Diskothek in der Gattingerstraße. „Wir ziehen daraus unsere Konsequenzen“, erklärte ein Sprecher der Disco. Der Mann sei beurlaubt worden. Allerdings habe der Türsteher nicht gewusst, dass er einen Polizisten im Einsatz vor sich hatte. Er habe in eine Schlägerei eingreifen wollen. „Der Schlag war eher ein Reflex“, sagt der Chef des Sicherheitsdienstes. Auf dem Video, das auch der MAIN-POST vorliegt, ist zu erkennen, dass der Türsteher offenbar von der Situation überrascht wurde.
Wie der Schlag des Türstehers letztlich zu werten ist, muss ein Gericht entscheiden. „Diesen Ermittlungen will ich nicht vorgreifen“, erklärt Horst Waibel. Der Chef des städtischen Ordnungsamts hat sich nach dem Vorfall mit Vertretern von Polizei, Hotel- und Gaststättenverband und dem Chef des Sicherheitsdienstes zusammengesetzt. „Wir haben dieses Negativbeispiel zum Anlass genommen, um klar zu machen, dass es so nicht geht“, berichtet Waibel vom Treffen in der vergangenen Woche. Er fordert unter anderem, dass die Sicherheitsleute besser geschult werden. Wichtig sei aber, an der Zusammenarbeit festzuhalten.
„Unschöner Einzelfall“
„Die Zusammenarbeit wird fortgesetzt,“ betont auch Polizeisprecher Wolfgang Glücker. „Natürlich gibt es noch einiges auch in dieser Disco zu verbessern, da bleiben wir im Gespräch, aber dieser Schlag war ein unschöner Einzelfall.“
Einen härteren Ton schlägt CSU-Stadtrat Rainer Schott in einer Pressemitteilung an. Er fordert „rechtliche Konsequenzen gegen den Betreiber der Diskothek“ und fordert die Stadtverwaltung auf, „intensive Gespräche mit dem Betreiber zu führen“. Dazu Waibel: „Auch dieses Gespräch wird stattfinden – wenn Ermittlungsergebnisse vorliegen.“ Der Entzug der Konzession drohe aber nicht.
Weiter behauptet Schott, dass der Türsteher nicht nur die Faust benutzt, sondern auch mit Drogen gehandelt habe. Er fragt sich, „was die Vereinbarung Safer Party noch wert ist, wenn Mitarbeiter des Sicherheitspersonals selber dealen und nicht wie vereinbart die Polizei bei der Aufklärung von Straftaten unterstützen“.
„Das ist Rufmord“, beschwert sich der Chef des Sicherheitsdienstes. Seine Leute seien verantwortungsbewusst. Im MAIN-POST-Bericht über den Vorfall stand auch nicht, dass der Türsteher des Dealens verdächtigt wird. Auf Nachfrage erklärte Schott, er habe wohl falsch gelesen.