So richtig in Schwung gekommen ist die linke Sammlungsbewegung "Aufstehen" in Würzburg bislang nicht: Bei ihrer ersten Demonstration unter dem Motto "Bunte Westen" sind am Samstag in der Innenstadt nur etwa drei Dutzend Menschen auf die Straße gegangen.
Bunte Westen sollten die Teilnehmer bei den am Samstag in vielen deutschen Großstädten veranstalteten Demonstrationen der Sammlungsbewegung tragen, um ihre Solidarität mit den Protesten der "Gelbwesten" in Frankreich zum Ausdruck zu bringen. Immerhin gut die Hälfte der knapp 40 Frauen und Männer, die sich um die Mittagszeit zur Demo am Würzburger Hauptbahnhof versammelten, trug entweder eine neongelbe oder eine orangefarbene Warnweste.
Kritikpunkt soziale Ungerechtigkeit
Junge Menschen konnte die von der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht im vergangenen Spätsommer ins Leben gerufene Sammlungsbewegung in der Region noch nicht mobilisieren: Mit ganz wenigen Ausnahmen war keiner der Demonstranten jünger als 40 Jahre. Was sie vereint, ist ihre allgemeine Unzufriedenheit mit der Politik der Bundesregierung und Themen wie soziale Ungerechtigkeit, der Pflegenotstand und die Wohnungsnot in Großstädten: "Es ist fünf vor zwölf in unserem Land", sagte Versammlungsleiter Viktor Schlip zum Auftakt der einstündigen Veranstaltung: "Wir wollen uns nicht mehr alles bieten lassen von der Politik und sagen Nein zur sozialen Ungleichheit."
"Unsere Stimme wird in Unterfranken immer lauter werden."
Frank Ludwig, Gründungsmitglied der "Aufstehen"-Regionalgruppe
Was die Mitglieder der Sammlungsbewegung umtreibt, war auf ihrem Weg vom Bahnhof zur Abschlusskundgebung in der Eichhornstraße für die Passanten in der Innenstadt allerdings nicht zu erkennen: Mit Ausnahme eines Aufstehen-Banners waren Transparente oder Schilder mit politischen Botschaften Fehlanzeige. "Aufstehen? Keine Ahnung was die wollen", sagte ein Mann am Straßenrand. Deutlich wurde das erst bei der Rede von Viktor Schlip in der Eichhornstraße: Er zitierte die neun Punkte des Gründungsaufrufs von der Webseite der Sammlungsbewegung - von einer neuen Friedenspolitik über gerechte Löhne bis hin zu mehr direkter Demokratie.
Mit knapp vierzig Teilnehmern waren die Initiatoren von "Aufstehen" in Würzburg zufrieden, ihre Ziele sind derzeit noch bescheiden: "Wir sind dabei, uns als Gruppe zusammenzufinden und sind noch nicht gut genug vernetzt, um viele Menschen zu erreichen. Unser Anspruch waren erst einmal zwanzig Teilnehmer", sagte Günther Hauk, einer der Gründer der Regionalgruppe.
Weitere Aktionen geplant
Am kommenden Samstag findet das nächste Treffen der Gruppe statt, die Informationen und eine Kontakt-Mailadresse sind im Internet unter "aufstehen-unterfranken.de" zu finden. In den kommenden Wochen und Monaten will die Gruppe weitere Aktionen durchführen und sich mit anderen Gruppen in Bayern vernetzen, versprach Frank Ludwig, ein weiteres Gründungsmitglied. Seine Prognose: "Unsere Stimme wird in Unterfranken immer lauter werden."
