Am 18. Oktober 1866 starb der Japanforscher Philipp Franz von Siebold in München und wurde einige Tage später auf dem Münchner Südlichen Friedhof beerdigt.
Wie sehr der gebürtige Würzburger als Vermittler zwischen den Kulturen noch heute geschätzt wird, zeigt, dass nicht nur in seiner fränkischen Heimatstadt, sondern zeitgleich auch an seiner japanischen Wirkungsstätte und am Grab in München an seine Verdienste erinnert wurde: Im buddhistischen Kodaiji-Tempel in Nagasaki kamen deutsche, japanische und niederländische Siebold-Freunde, darunter auch japanische und deutsche Nachkommen, zu einer traditionellen Totengedenk-Zeremonie zusammen. Anschließend wurde das Grab von Siebolds japanischer Tochter Ine besucht, die dort ebenfalls hohes Ansehen genießt.
Würdigung der Verdienste
In einer kurzen Ansprache würdigte der Siebold-Nachfahre und Präsident der Würzburger Siebold-Gesellschaft, Constantin von Brandenstein, den Würzburger als weltoffenen Bewunderer und Förderer Japans, der sich zeitlebens für die Öffnung des Landes eingesetzt habe. In Nagasaki findet derzeit auch eine mehrtägige internationale Konferenz zur Wirkungsgeschichte Sie-bolds statt.
In München versammelten sich deutsche und japanische Gäste am Grab des Forschers. Bei der rund einstündigen Veranstaltung würdigten der japanische Generalkonsul in Bayern, Hidenori Yanagi, und Oliver Schön, der Präsident der DJG München, die Lebensleistung Siebolds. Als Nachfahren waren Beatrix und Vicco von Arnim angereist.
In Würzburg kamen am Siebold-Denkmal bei der Neuen Universität Vertreter von Stadt und Universität Würzburg, der hiesigen Siebold-Gesellschaft und des Corps Moenania zusammen, zu dem der begeisterte Corpsstudent Siebold zeitlebens Kontakt gehalten hatte. OB Christian Schuchardt ging ausführlich auf die Lebensgeschichte des gebürtigen Würzburgers ein, der, aus einer Arztfamilie stammend, seinem Vorbild Alexander von Humboldt nacheiferte: Siebold sei es um ein umfassendes Verständnis für sein Gastland Japan gegangen, dem er sich auch nach seiner Rückkehr nach Europa tief verbunden fühlte.
Weltoffene Einstellung
Universitätspräsident Alfred Forchel würdigte Siebolds Bedeutung für die Entwicklung der modernen Medizin in Japan. Er sei damals wie heute ein Vertreter der doppelten Rolle der Universität für Forschung und Lehre. Alexander Behringer wies als Vertreter der Würzburger Siebold-Gesellschaft auf Siebolds weltoffene Einstellung hin, die gerade in unserer Zeit lautstarker Aus- und Abgrenzungstendenzen Vorbild für die heutige Zeit sein könne.
Hubert Scheuer, Alt-Philistervorsitzender des Corps Moenania, schloss sich seinem Vorredner an: Er verwies auf das in der Satzung der Studentenverbindung verankerte, heute wie damals bestimmende Prinzip der Toleranz gegenüber weltanschaulichen und politischen Überzeugungen, dem sich Siebold lebenslang verpflichtet fühlte.