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Würzburg: Dreißig Jahre B-Hof: Wie dies das Würzburger Jugendzentrum feiert

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Dreißig Jahre B-Hof: Wie dies das Würzburger Jugendzentrum feiert

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    Die beiden Leiter des B-Hofs Lilli Funk und Alexander Bergmann.
    Die beiden Leiter des B-Hofs Lilli Funk und Alexander Bergmann. Foto: Fabian Gebert

    Für viele Würzburgerinnen und Würzburger ist es "Ihr" Jugendzentrum: Der Bechtolsheimer Hof oder kurz B-Hof, hat vor 30 Jahren seine Türen für Jugendliche und junge Erwachsene in Würzburg von zwölf bis 27 Jahren geöffnet.

    Lilli Funk und ihr Kollege Alexander Bergmann leiten zusammen als hauptamtliche Sozialpädagogen das Jugendzentrum in der Würzburger Altstadt. In einem Interview erklären die Beiden, wie sich die Jugendkultur in den vergangenen Jahren verändert hat, warum die Musik einen hohen Stellenwert in der Arbeit mit Jugendlichen hat und wie der B-Hof sein Jubiläum feiert.

    Frage: Was bereitet Ihnen am meisten Freude bei der Arbeit?

    Alexander Bergmann: Der Umgang und die Arbeit mit Jugendlichen macht mir extrem viel Spaß. Das Schöne am städtischen Jugendzentrum B-Hof ist, dass die Jugendlichen einfach kommen und keine Barrieren befürchten müssen. Jeder kann hier sein wie er möchte und seine eigene Individualität ausleben. Daneben haben sie hier die Möglichkeit, eigene Ideen und Hobbys einzubringen. Oder auch ein Ehrenamt zu übernehmen, zum Beispiel den Thekendienst im Jugendcafé oder die Leitung eines Workshops. Die Konzerte habe ich bisher nur als Besucher und Musiker erleben dürfen. Ich freue mich aber, wenn es wieder die Möglichkeit gibt, dies aus einer anderen Perspektive kennenzulernen.

    Wie hat sich die Jugendkultur in Würzburg im Laufe der Zeit aus Ihrer Sicht verändert?

    Lilli Funk: Im Laufe der Jahre hat sich die Zielgruppenstruktur immer wieder verändert. Jedoch dominierte durch die vielen Angebote, das breite Musikprogramm und die Verschiedenheit der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter niemals eine Gruppe an Besucherinnen und Besuchern allein. In den 90er Jahren war Punk die dominierende Jugendkultur, dann kam Emo/Hardcore und Hip-Hop. 90 Prozent unserer Jugendlichen hier hören heute Hip-Hop. Neben dem Hip-Hop stieg in den vergangenen Jahren die Nachfrage nach Metal deutlich. Auch das Skateboarding hat seit Kurzem wieder einen kleinen Hype in Würzburg bekommen. Breakdance hingegen lief bei uns die letzten Jahre entgegen der ersten 25 Jahre im B-Hof deutlich schlechter. Dafür ist jetzt der K-Pop vor allem bei den Mädchen beliebt. Die Zielgruppe des Jugendcafés hat sich mit der großen Fluchtwelle und dem damit verbundenen Willkommensprojekt "Integrative Hip-Hop Workshops" ab 2015 auch ein wenig geändert: Viele junge Geflüchtete nutzen das Angebot des Jugendzentrums seitdem und schätzen die Freizeitangebote, aber auch die Unterstützung bei der Job- und Wohnungssuche sehr.

    Haben die sozialen Medien und das Internet die Jugendkultur und Ihre Arbeit und den Umgang mit den Jugendlichen beeinflusst?

    Funk: Soziale Medien sind aus der aktuellen Jugendkultur nicht mehr wegzudenken. Dies betrifft nicht nur unseren Bereich, sondern die Jugendlichen im Allgemeinen. Wichtig ist nicht vorschnell zu urteilen, sondern Interesse an den aktuellen Trends zu zeigen und sich auch aktiv damit zu beschäftigen. Gerade in Corona Zeiten hat sich viel sozialer Kontakt ins Internet verlagert. Deswegen ist es für unsere Arbeit sehr wichtig auch auf diesen Kanälen, wie zum Beispiel Instagram, aktiv zu sein, um den Kontakt zu den Jugendlichen aufrechtzuerhalten - und über Aktuelles  informieren zu können.

    Wie hat sich die Pandemie auf die Arbeit mit den Jugendlichen ausgewirkt?

    Bergmann: Gerade in der Lockdown Zeit war das Bedürfnis der Jugendlichen sehr groß, einen Raum zu haben, in dem man sich treffen kann. Leider waren wir ebenfalls von den Schließungen betroffen. Deshalb waren wir verstärkt in der Innenstadt unterwegs. Dort haben wir gezielt mit Jugendlichen gesprochen und Termine für Einzelfallhilfe vereinbart. In diesen Terminen wurde dann zum Beispiel gemeinsam nach Wohnungen gesucht, Bewerbungen geschrieben oder bei Amtsangelegenheiten unterstützt. Das Bedürfnis sich zu treffen und gemeinsam zu feiern und Spaß zu haben ist aber weiterhin ungebrochen. Nachdem wir die Türen wieder öffnen konnten, wurde insbesondere das Jugendcafé wieder sehr gerne in Anspruch genommen.

    Welche Sorgen und Nöte treiben Sie als leitende Sozialpädagogen hinsichtlich der Zukunft des B-Hofs und den Jugendlichen um?

    Funk: Als städtische soziale Einrichtung haben wir das Gefühl, dass die Stadt Würzburg mit ihrer Sozialreferentin Hülya Düber sehr wohl um die Wichtigkeit ihrer Einrichtungen wie Jugendzentren und Jugendkulturhäusern, gerade in Zeiten der Pandemie, wenn Jugendliche drohen, aus dem sozialen Netz zu fallen, weiß. Wir spüren guten Rückhalt. Auch als wir pandemiebedingt kurzzeitig schließen mussten, konnten wir uns mit aufsuchender Jugendarbeit und Einzelfallhilfe weiter um die Probleme und Nöte unserer Jugendlichen kümmern. Und das ist auch sehr wichtig, junge Menschen brauchen Kontinuität und stabile Beziehungen, auch zu uns Pädagoginnen und Pädagogen. Sorge bereiten uns natürlich diejenigen Jugendlichen, die wir über den Lockdown "verloren" haben und zu denen wir keinen Kontakt halten konnten. Hier sind wir dabei, neue, attraktive Restart-Angebote zu entwickeln und damit zum Beispiel an den Schulen verstärkt Werbung für uns zu machen, um auch diese Jugendlichen wieder erreichen zu können.

    Welche Projekte möchten Sie in Zukunft angehen im Haus?

    Bergmann: Uns wurde in diesem Jahr zusammen mit unserem Partner, dem Stadtjugendring Würzburg, die Förderung eines Media-Labs über die Stiftung Lesen bewilligt. Dank dieser Förderung und die Unterstützung der Sparkassenstiftung Würzburg sind wir technisch nun toll ausgestattet und möchten die digitale Jugendarbeit weiter vorantreiben. Jugendliche können dann zum Beispiel bei uns im Haus lernen, wie man eigene Videos, Songs oder Podcasts aufnimmt und bearbeitet, wie man 3D Figuren entwirft und diese am 3D Drucker des Stadtjugendrings ausdruckt. Aber auch die Erstellung eines internationalen Kochbuchs mit den Besucherinnen und Besuchern des Hauses ist geplant.

    Die Förderung der jungen Musikszene ist ein Hauptziel der pädagogischen Arbeit im B-Hof. Warum halten Sie es für wichtig, diese zu fördern?

    Funk: Uns ist es wichtig, allgemein die junge Würzburger Musikszene zu fördern. Aus diesem Grund können Würzburger Bands ohne große Hindernisse und ohne großes Risiko hier im Namen des Fördervereins Bechtolsheimer Hof e.V. Konzerte veranstalten. Außerdem wird das Konzert Programm hier von den musikalischen Interessen unserer ehrenamtlichen Veranstalterinnen und Veranstalter geprägt und spiegelt die Verschiedenheit des Teams wider. Das Besondere am B-Hof war schon immer, dass hier jede und jeder willkommen ist. Gerade in der sensiblen Phase des Jugendalters ist es wichtig, einen Ort zu haben, an dem man sich angenommen und wertgeschätzt fühlt. Die Erfahrung, das Programm des B-Hofs aktiv mitzugestalten, eigene Ideen und Wünsche mit einzubringen und hier neue Fähigkeiten und Stärken zu entdecken, stärkt den Selbstwert der jungen Menschen enorm und ist etwas, worauf ehemalige Besucherinnen und Besucher als heutige Erwachsene stolz zurückblicken. Uns ist wichtig, die Vielfalt weiterhin gezielt zu unterstützen, denn wir sind der Meinung, dass durch die Erfahrungen, die junge Menschen hier machen, ein großer Beitrag zu einer toleranteren und offeneren Gesellschaft geleistet wird.

    Wie feiern Sie das 30-jährige Bestehen? 

    Bergmann: Wir werden das 30-jährige Jubiläum des B-Hofs gebührend mit einem kleinen Open-Air-Festival feiern. Dieses findet vom 10. bis zum 11. September im Innenhof der Grundschule Stadtmitte statt. Es wird ein tolles Programm mit verschieden Künstlerinnen und Künstlern geboten. Insbesondere freut es uns, dass alle Künstlerinnen und Künstler einen direkten Bezug zum B-Hof haben und regional verwurzelt sind. Das Ganze findet als öffentliche Veranstaltung statt. Die Besucherzahl ist allerdings aus organisatorischen Gründen begrenzt. Da es nur eine Abendkasse geben wird, empfehlen wir pünktlich zu erscheinen. Einlass ist jeweils um 17 Uhr.

    30 Jahre B-Hof Open-Air-FestivalFreitag 10.09.2021: Ephemeral (Folk Rock), Dying for Dignity (Hardrock), Zeremony (Psychedelik Heavy Rock), Devil May Care (Post Hardcore), Bambägga (Rap)      Samstag 11.09.2021: TSARG (Akustik Punk), Leaving Spirit (Blues Rock), Grinch (Rap), The Instant Voodoo Kit (Gypsy Swing), Bambägga (Rap)Quelle: Bechtolsheimer Hof 

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