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WÜRZBURG: Drogenhandel im Schlosspark von Werneck

WÜRZBURG

Drogenhandel im Schlosspark von Werneck

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    Der Würzburger Rechtsanwalt Klaus Spiegel bat vor Gericht mit einer vom Angeklagten geschnitzten Holzskulptur um Milde für den vietnamesischen Gastwirt. Vergebens: Spiegels Mandant bekam wegen seiner Drogengeschäfte elf Jahre Haft.
    Der Würzburger Rechtsanwalt Klaus Spiegel bat vor Gericht mit einer vom Angeklagten geschnitzten Holzskulptur um Milde für den vietnamesischen Gastwirt. Vergebens: Spiegels Mandant bekam wegen seiner Drogengeschäfte elf Jahre Haft. Foto: Foto: Klaus Barthel

    Sojasprossen, Frühlingsrollen und exotische Gerichte aus dem Wok sind für einen vietnamesischen Gastwirt auf absehbare Zeit kein Thema mehr: Eine Straf-kammer des Landgerichts Würzburg hat den 44-Jährigen als Dealer für Marihuana und Crystal im Kilobereich zu einer Freiheitsstrafe von elf Jahren verurteilt. Gehandelt habe er allein, aber auch als Mitglied einer Bande mit guten Kontakten zum tschechischen Drogen-Markt.

    Im Dezember 2010 war der Gastwirt in Würzburg schon einmal zu einer Freiheitsstrafe von neun Jahren verurteilt worden, weil er sich nebenbei „landwirtschaftlich“ betätigt hatte und vorwiegend in „Plantagen“, in Fabrikhallen im Großraum Würzburg, Marihuana anbauen ließ. Damals hatte das Gericht wegen der Drogenabhängigkeit des Mannes auch dessen Unterbringung im Bezirkskrankenhaus Werneck angeordnet. Nach einer scheinbar erfolgreichen Therapie ist er dort nach vier Jahren entlassen worden, die Reststrafe von fünf Jahren wurde zur Bewährung ausgesetzt, aber nach einem halben Jahr in Freiheit wurde der Gastronom wegen seiner „Nebentätigkeiten“ schon wieder festgenommen.

    Stoff in Bäumen versteckt

    Als Patient im Bezirkskrankenhaus hat der Mann mit zunehmender Lockerung der Unterbringung seine Geschäfte neu organisiert und unter anderem im Schlosspark von Werneck abgewickelt. Kunden wussten, an und in welchen Bäumen ihr Stoff versteckt war und wo der Kaufpreis zu hinterlegen war. Während der langen Therapie in Werneck habe er, so der Angeklagte, weiter Drogen konsumiert, aber es geschafft, bei den Kontrollen nur unauffällige Urinproben abzugeben. Aus der Therapie heraus hat er mindestens drei Kilogramm Marihuana von Lieferanten bezogen und weiterverkauft, es soll auch „geschäftliche Kontakte“ zu Patienten im Bezirksklinikum Bayreuth gegeben haben. Nach seiner Entlassung ging es allein bei zwei Crystal-Deals um 2,5 Kilogramm.

    Dass er unter Druck eines mächtigen Hintermannes, dem er aus der „Plantagenzeit“ viel Geld schuldete, rückfällig geworden sei, wollte das Gericht dem Angeklagten nicht so recht abnehmen: Man vermute fast, so der Vorsitzende Richter Dr. Konrad Döpfner, dass es den vietnamesischen Hintermann gar nicht gebe. Ein Motiv für die Drogengeschäfte soll, so berichteten Ermittler, der Plan gewesen sein, in Würzburg mit anderen Bandenmitgliedern einen großen FKK-Club mit ausschließlich vietnamesischen Frauen zu eröffnen.

    Um deren Bleiberecht zu sichern, sollten die mit deutschen Männern verheiratet werden, denen dafür pro „Jawort“ 10 000 Euro geboten wurden. Erste Ehen sind nach den Ermittlungen damals bereits geschlossen worden.

    Ein „Bilderbuch-Verbrecher“

    Für Staatsanwalt Geppert war der Angeklagte ein „Bilderbuch-Verbrecher“, den man eigentlich auf Dauer wegsperren müsste, „weil wir ihn nach jeder Verurteilung hier wiedersehen“. Rechtsanwalt Klaus Spiegel forderte für seinen Mandanten eine „zweite Chance“: Man solle es noch einmal mit Unterbringung zur Therapie im Bezirkskrankenhaus versuchen, sagte er und holte dazu eine Skulptur aus der Tasche, vom Angeklagten während der Therapie in Holz gefertigt. Sie zeigt einen Mann, der einen überdimensionalen Sack hinter sich herzieht. Damit solle „rüberkommen“, so der Anwalt, dass dem Angeklagten schon einmal bewusst war, wie viel Schuld er auf sich geladen hat. An der Stelle müsse man ansetzen und die therapeutischen Bemühungen fortsetzen, den Mann von den Drogen und dem Dealen wegzubringen.

    Auf das Urteil hatte der präsentierte „Mann mit großer Schuld in Holz“ keine Auswirkungen, Erfolgsaussichten für eine Therapie liegen nicht einmal im Ansatz vor, so die 8. Strafkammer des Landgerichts. Während des Prozesses war bekannt geworden, dass der in der Justizvollzugsanstalt Aschaffenburg untergebrachte Angeklagte dort vor kurzem beim Konsum einer Kräutermischung (legal highs) erwischt worden war.

    Da kommt was zusammen

    Als er im Dezember 2010 zu neun Jahren verurteilt worden war, hatte der Gastwirt aus Südostasien über den Dolmetscher das Gericht noch im Sitzungssaal um die Chance gebeten, sein Leben wegen Aussichtslosigkeit mit einem Kopfschuss beenden zu können. Das neue Urteil hat er nicht kommentiert. Falls es rechtskräftig wird, muss vor den elf Jahren erst noch „der Rest“ von fünf Jahren aus dem alten Urteil verbüßt werden.

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