Der junge Mann heißt Marco und verwickelt Passanten ins Gespräch. Am liebsten solche, die einen Hund an der Leine führen. "Ach", sagt Marco, "Sie lieben Tiere". Dann erzählt er, dass er vom "Bund Deutscher Tierfreunde" sei, berichtet von Delfin-Therapien für behinderte Kinder, die seine Organisation finanziere, Tierschutz-Organisationen, die der "Bund Deutscher Tierfreunde" finanziell unterstütze und Tierheimen, die er unterhalte. Zum Schluss präsentiert er ein Formular, auf dem man seinen Beitritt erklären soll. Ob der Verein als gemeinnützig anerkannt ist, sagt er nicht. Er nennt auch keine Summen, die die Organisation für Tiere ausgibt.
Unterschreibt der Passant, wird zunächst eine üppige "Bearbeitungsgebühr" von acht Euro fällig. Und danach zwei Jahre lang ein Monatsbeitrag zwischen sechs und 13 Euro. Falls der Vertrag nicht drei Monate vor Ablauf gekündigt wird, verlängert sich die Mitgliedschaft automatisch um ein weiteres Jahr.
Formulare nicht raus gerückt
Mitgeben möchte Marco den Interessierten das Formular zunächst nicht. "Weil die Druckkosten so hoch sind", sagt er. Als er sich dann doch dazu überreden lässt, schreitet sein älterer Kollege ein und verbietet ihm die Weitergabe. Offensichtlich weiß er, dass der Verein von der Stadt keine Erlaubnis zur Mitgliederwerbung hat. Und dass das Formular ein Beweis für den Verstoß gegen diese Auflage wäre. Wenigstens ein "Vereinsjournal" lassen die beiden Drücker sich abschwatzen.
Darin liest man unter anderem über ein "Hundeschicksal, das bewegt" und eine "dramatische Katenrettung". In wie weit sich der "Bund Deutscher Tierfreunde" an der Hilfe für diese Tiere beteiligt, erfährt man nicht. Weiter sind in dem Heft 38 Kooperationspartner des "Bundes Deutscher Tierfreunde" aufgelistet. Darunter auch das Tierschutzhaus Fürth, das nach Angaben von Felicitas Hofmann "monatlich 500 Euro" von der Organisation bekommt. Aber auch der Tierschutzverein Ansbach, wo man nichts von Zuwendungen durch die Organisation weiß. "Wir kriegen kein Geld vom Bund Deutscher Tierfreunde", erklärt die Zweite Vorsitzende Ingrid Meyer im Gespräch mit der MAIN-POST. Und sie vermutet, dass dieser Verein "nicht sauber ist".
Tierschutzbund gegen Drücker
Evelyn Ofensberger vom als seriös geltenden und als gemeinnützig anerkannten Deutschen Tierschutzbund will mit dem "Bund Deutscher Tierfreunde nichts zu tun haben: "Werbung mit Drückern lehnen wir ab". Das Geld der Mitglieder und Spender solle "den Tieren zugute kommen soll und nicht den teuren Drückerkolonnen". Außerdem würden in diesen Kolonnen "Menschen ausgebeutet".
Ofensberger kennt den Vorsitzende des Bundes, Sigurt Tenbieg. Er sei Vorsitzender von mehreren Vereinen, die mit Tieren zu tun haben". Früher habe er mit dem "Deutschen Tierhilfswerk" kooperiert, dessen Ex-Vorstand wegen Veruntreuung von 28 Millionen Euro zu zwölf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt wurde".
Am gestrigen Donnerstag waren Drücker Marco und sein Kollege mit ihrem Stand offenbar weiter gezogen. Obwohl sie, so Ole Kruse, der Sprecher der Stadt, "eine Erlaubnis bis Freitag" haben. Allerdings sei "Mitgliederwerbung von der Genehmigung ausdrücklich ausgenommen". Die Stadt werde nun "ein Auge auf diese Organisation halten".