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Dubioser Einsatz von Obdachlosen

Ochsenfurt

Dubioser Einsatz von Obdachlosen

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    Würzburg/Ochsenfurt Mit dem Totschlag an Walter M. aus Ochsenfurt hat er nichts zu tun. Trotzdem bringt der Prozess vor dem Würzburger Landgericht (wir berichteten gestern) einen selbstständigen Maurer aus Ochsenfurt in Schwierigkeiten.

    Der Mann mit der Sonnenbrille war als Zuschauer gekommen. Der selbstständige Maurer kennt Kalle S., der nach eigenem Geständnis am 29.November 2002 in der Ochsenfurter Obdachlosensiedlung seinen Nachbarn Walter M. mit einem Baseball-Schläger tot geschlagen hat. Dass der 41-Jährige plötzlich vom Zuschauerraum in den Zeugenstand gerufen wurde, hatte mit den Angaben zu tun, die Kalle S. vor dem Landgericht gemacht hatte.

    Mit seinem Geld sei er "einigermaßen zurecht gekommen", hatte Kalle S. gesagt. Schließlich habe er bei dem Maurer zu seinen 400 Euro Sozialhilfe jeden Monat noch rund 200 Euro "dazu verdient".

    Auf Antrag des Staatsanwalts ruft das Gericht den 41-Jährigen in den Zeugenstand. Der Vorsitzende belehrt ihn eindringlich, dass er keine Angaben machen muss, mit denen er sich selbst belastet. Aber der Maurer redet. "Jahrelang" habe Kalle S. für ihn gearbeitet, sagt er. "So ein, zwei Mal pro Woche" habe er einen Job für ihn gehabt. Als Lohn habe er Kalle S. "Bier oder Tabak" gegeben.

    "Schulden abgearbeitet"

    Das glaubt weder das Gericht noch der Staatsanwalt. Der Vorsitzende Richter weist den Maurer noch mal auf sein Aussageverweigerungsrecht hin. "Wenn sie trotzdem was sagen wollen, muss es der Wahrheit entsprechen." Dann ordnet er die wörtliche Protokollierung dessen an, was der 41-Jährige bekundet.

    Nun sagt der Maurer, er wisse nicht, wieviel Kalle S. bei ihm verdient habe, "weil er ja nicht täglich gearbeitet hat". Dann gibt er zu, dass es "200 Euro im Monat" gewesen sein könnten. "Schwarz?", fragt der Staatsanwalt. "So kann man das nicht sagen", antwortet der Maurer. Kalle S. habe sich öfter Geld von ihm geliehen und seine Schulden dann "abgearbeitet".

    Dass Kalle S. Sozialhilfeempfänger ist, will der Maurer nicht gewusst haben. "Ich hab ihn gefragt, ob er von irgendeinem Amt was kriegt - und da hat er Nein gesagt."

    Möglicherweise hat der Maurer auch andere Sozialhilfeempfänger aus der Obdachlosen-Siedlung als Schwarzarbeiter angeheuert. Ein Nachbar von Kalle S., Augenzeuge des Totschlags, gab im Prozess jedenfalls auch an, für den 41-Jährigen als Bauhelfer gearbeitet zu haben. Gegen den Maurer wird nun ermittelt.

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