Bewohner in Senioreneinrichtungen werden oft nicht ausreichend augenfachärztlich versorgt – diesen Schluss lässt eine Studie der Universitäts-Augenklinik Würzburg und der Blindeninstitutsstiftung zu, die im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht worden ist.
Für die Studie wurden 203 Bewohnerinnen und Bewohner von Senioreneinrichtungen in Unterfranken untersucht. Bei 44 Senioren lag demnach eine akut behandlungsbedürftige Augenerkrankung vor, bei 91 wurden regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt empfohlen. Die Studie wurde im Rahmen des vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege geförderten Projektes „Sehen im Alter“ durchgeführt.
Betreuung verbessern
Im Rahmen des Projektes „Sehen im Alter“ wurden in sechs Senioreneinrichtungen des Caritasverbandes für die Diözese Würzburg 119 Frauen und 84 Männer im Alter zwischen 55 und 101 Jahren untersucht. Durch mobile Spezialgeräte konnten auch im Bett liegende Bewohner an der Studie teilnehmen.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Betreuung rund um das Sehen durch eine intensivere Vernetzung aller beteiligten Fachgruppen verbessert werden muss, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung des Blindeninstitutes und der Universität Würzburg.
„Mehr als die Hälfte der von uns untersuchten Bewohner befanden sich länger als zwei Jahre in einer stationären Seniorenwohneinrichtung. Knapp ein Viertel davon war länger als fünf Jahre nicht mehr in augenärztlicher Kontrolle“, schreiben Dr. med. Luisa Thederan und Susanne Steinmetz von der Universitäts-Augenklinik in der Studie. Nur jeder fünfte Studienteilnehmer (20 Prozent) war innerhalb von zwölf Monaten beim Augenarzt.
Bei 44 Senioren (22 Prozent) stellten die Augenärztinnen einen akut behandlungsbedürftigen Befund fest, wie zum Beispiel Liderkrankungen, feuchte altersabhängige Makuladegeneration (AMD), Katarakt („Grauer Star“), Nachstar oder Glaukom („Grüner Star“). Besonders alarmierend sei, dass auch reversible, also heilbare Augenerkrankungen nicht behandelt worden seien. Regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt wurden 91 Senioren empfohlen.
Regelmäßige Kontrollen
Laut der Studie hatten 75 Bewohner (37 Prozent) eine mäßige Sehbeeinträchtigung, 77 Bewohner (38 Prozent) galten als sehbehindert und 16 Bewohner (acht Prozent) als blind. Von Blindheit spricht man, wenn die Sehschärfe bei einem Menschen trotz Brille oder Kontaktlinse auf dem besseren Auge höchstens 0,02 (1/50 der normalen Sehschärfe am besseren Auge) beträgt, von einer Sehbehinderung bis zu einer Sehschärfe von höchstens 0,3.
Bei vielen Senioren mit Sehbehinderung oder mäßiger Sehbeeinträchtigung habe das Sehvermögen durch eine Korrektur der Brille verbessert werden können. So empfahlen die Augenärztinnen bei 120 Bewohnern (59 Prozent) augenoptische Maßnahmen wie zum Beispiel eine Anpassung der Brille, eine vergrößernde Sehhilfe oder eine sehgerechte Ausstattung vor allem durch mehr Licht und eine kontrastreiche Gestaltung. Mit einer verbesserten Ausleuchtung ihres Wohnbereiches konnte mehr als die Hälfte der Bewohner wieder deutlich besser lesen.
Ziel der Studie war unter anderem den Aufbau eines fachübergreifenden Netzwerks für deren sehgerechte Versorgung zu initiieren. „Durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und Vernetzung aller fachlichen Unterdisziplinen, die an der Versorgung von älteren Menschen mit Sehbeeinträchtigungen beteiligt sind, sollten nachhaltige Organisationsstrukturen aufgebaut werden, um die Betreuung zu verbessern.“