Eine Große Strafkammer des Landgerichts Würzburg verurteilte den Mann, der unter normalen Umständen mit einer zweistelligen Freiheitsstrafe rechnen musste, am Dienstag nur zu drei Jahren und acht Monaten und wünschte ihm für die Zukunft alles Gute, möglichst weit weg von Würzburg. Zum Schutz des Angeklagten sicherten zahlreiche Polizeibeamte den Sitzungssaal.
Der Angeklagte hatte sich nach fast 20 Jahren im Drogenmilieu, als Konsument und Händler, zu einer Art „Lebensbeichte“ entschlossen und als ehemaliger Dealer zu einem „Deal“ mit den Ermittlungsbehörden: Er hat sich selbst und andere schwer belastet, steht deswegen in einem so genannten Zeugenschutz-Programm und wird mit neuen Personalien nach seiner Entlassung aus der Haft ein neues Leben beginnen: Auf keinen Fall im Großraum Würzburg, so das Gericht, da Racheakte ehemaliger Komplizen nicht auszuschließen sind. Dieses nachprüfbar echte Geständnis honorierte die Justiz mit einer für die Rauschgiftmengen dieses Falles ungewöhnlich niedrigen Freiheitsstrafe.
Aus Sicherheitsgründen ist in dem Prozess auch die Justizvollzugsanstalt nicht genannt worden, in der sich der Angeklagte zur Zeit befindet. Demnächst muss er noch einmal in Würzburg vor Gericht antreten und zwar im Prozess gegen ehemalige Geschäftspartner, einen Auto- und einen Haushaltswaren-Händler, die für Bestellung und Abwicklung der Drogengeschäfte und die Einkaufsfahrten nach Spanien und Holland zuständig waren.
Ungewöhnlich raffiniert
Neidlos musste das Gericht anerkennen, dass die Verstecke in einem Camping-Bus des Angeklagten ungewöhnlich raffiniert angelegt waren, im Benzintank, in einer ausgehöhlten Holzverkleidung und unter den Kotflügeln: Wiederholt war der Angeklagte mit erheblichen Rauschgiftmengen in Kontrollen geraten, bei denen jedoch nichts gefunden wurde. Gebunkert wurde der Stoff in einem Gartenhaus am Stadtrand von Würzburg, in Heidingsfeld.
Mit zwei Komplicen saß der Koch, der früher in renommierten Würzburger Gastronomiebetrieben am Herd stand, vor drei Jahren schon einmal wegen der umfangreichen Drogengeschäfte als Angeklagter vor Gericht und das Trio hatte damals Glück: Der Vorsitzende Richter erkrankte schwer und starb, da aus Termingründen und Personalmangel ein neuer Prozess nicht zeitnah angesetzt werden konnte, mussten die Angeklagten auf freien Fuß gesetzt werden, obwohl sie bei den Rauschgift-Fahndern der Polizei als die Drogen-Bosse von Würzburg galten. Ende 2007 hatte dann der Ex-Koch beschlossen, einen Schlussstrich zu ziehen und auszupacken. Das führte damals zu einer Razzia im Raum Würzburg und Tauberbischofsheim und zur Festnahme zahlreicher Verdächtiger.
Das Urteil ist sofort rechtskräftig geworden.