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Würzburg: Ein aktueller Psychokrimi: Würzburger Theater Chambinzky verlässt mit "Ellen Babić" einmal mehr die Komfortzone

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Ein aktueller Psychokrimi: Würzburger Theater Chambinzky verlässt mit "Ellen Babić" einmal mehr die Komfortzone

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    "Ellen Babić", ein Psychothriller über Macht, Machtmissbrauch und folgenreiche Verdächtigungen mit Anne Hansen, Natalia Kastner und Frido Müller (von links).
    "Ellen Babić", ein Psychothriller über Macht, Machtmissbrauch und folgenreiche Verdächtigungen mit Anne Hansen, Natalia Kastner und Frido Müller (von links). Foto: Kai Christian Moritz

    Im neuen Hafentheater zeigt das Würzburger Chambinzky auffällig viele aktuell relevante Stücke. Schon mit "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" im alten Haus hatte Oberspielleiter und Regisseur Kai Christian Moritz das angestammte Komödien-Genre verlassen. Nach dem Eichmann-Monolog geht es nun mit "Ellen Babić" ein weiteres Mal raus aus der Komfortzone. "Wir wollen die ganze Bandbreite anbieten", sagt Moritz, "die alte Trennung zwischen den Würzburger Privattheatern, dass die einen nur Komödie, die anderen nur Anspruchsvolles spielen, die gibt es so nicht mehr."

    Der Autor Marius von Mayenburg, Jahrgang 1972, greift gerne hochaktuell brisante Stoffe auf, etwa die religiöse Radikalisierung Jugendlicher, den Schönheitswahn oder die Frage nach der sozialen Nützlichkeit des Individuums. In "Ellen Babić", einem unterhaltsamen Psychokrimi, wie Regisseur Moritz verspricht, geht es nach diffusen Missbrauchsvorwürfen gegen eine Lehrerin um die Frage, was wahr ist und was nicht.

    Theaterstück "Ellen Babić" im Chambinzky: Ein Vorwurf, der viele Perspektiven verschiebt

    Astrid, Englischlehrerin, lebt zusammen mit Klara, ihrer deutlich jüngeren Lebensgefährtin – und ehemaligen Schülerin. Doch dann kommt Astrids Vorgesetzter und Schulleiter Wolfram Balderkamp unerwartet zu Besuch. Er will nur schnell eine Sache besprechen: Auf der letzten Klassenfahrt soll es einen "Vorfall" gegeben haben. Einen Vorfall zwischen Astrid und ihrer Schülerin Ellen Babić, die übrigens im Stück nicht auftaucht.

    Auf einmal steht also ein schwerer Vorwurf im Raum, der viele Perspektiven verschiebt und direkt in die Beziehung von Astrid und Klara hineinwirkt. Erschwerend kommt hinzu, dass Balderkamp, immerhin Astrids Vorgesetzter, auf diese steht – und das auch einigermaßen eindeutig kundtut. 

    Theaterstück "Ellen Babić" im Würzburger Chambinzky: Astrid weiß, dass sie verloren hat

    Nur eines ist sicher: Egal, ob je herauskommt, was genau passiert ist, etwas wird hängenbleiben. Parallelen zu aktuellen Fällen in der Öffentlichkeit drängen sich auf. "Da hört man dann schnell den Spruch: Irgendwas wird schon dran gewesen sein", sagt Kai Christian Moritz. Astrid weiß, dass sie verloren hat, bevor sie sich überhaupt äußern kann. Resigniert sagt sie denn den zentralen Satz des Stücks: "Wirklich passiert ist nur das, worauf sich alle einigen."

    Ein vielschichtiges Stück, das ständig um etwas kreise, was gar nicht greifbar sei, so Moritz. Aber sehr nah an der Realität, die für homosexuelle Paare immer noch eine andere sei: "Auf einmal fällt dir alles auf die Füße."

    "Ellen Babić", Stück von Marius von Mayenburg. Hafentheater Chambinzky, 1. Februar bis 9. März. Karten unter chambinzky.com

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